The only kind of real fantasy

22 3 5
                                    

Jemand reicht mir ein Taschentuch beim Sektempfang. Es ist meine Mutter, die mich aufmunternd anlächelt und mein Schniefen wohl nicht länger ertragen kann. "Das war bezaubernd", sage ich unnötigerweise, denn natürlich kann sie das an meinem Gesichtsausdruck perfekt ablesen.
"Glaubst du nicht, du heiratest eines Tages und solltest dir die Tränen bis dahin lieber aufsparen?" Sie sieht zu Tua herüber, um den der Schnee wirbelt und der sich mit Pari unterhält.
"Wir reden nicht drüber", erzähle ich und es wird mir zum ersten Mal selbst klar. Einmal haben wir fantasiert, wie es wäre, wenn wir zusammenziehen würden, aber darüber ist es nie hinausgegangen. "Vielleicht fangen wir damit an, wenn ich fünfundzwanzig bin", murmele ich.
"Liegt es an ihm?", fragt sie.
"Nein, wir sind es beide. Wir führen beide unser Nomadenleben, es ist schon ein Wunder, das wir uns überhaupt zusammengetan haben."
"Ihr passt sehr gut zueinander, Iara", meint sie ernst. "Du kannst es dir erlauben, dir Gedanken über deine Zukunft mit ihm zu machen."
Mit dieser Ansprache verlässt sie mich und küsst ihren Mann. Mir ist auf einmal kalt, deswegen schließe ich meine Jacke doch und setze mich zu Stean auf eine Bank. Er hängt am Handy. "Landest du bei Emily?"
"Heißt sie so?", nickt er zu Thoralfs Nichte hinüber, die erschrocken ihre Oma anschaut.
"Ja."
Tua nimmt sich einen weiteren der Cupcakes, die zum Sekt dazu serviert wurden. Er gesellt sich zu uns und reicht mir das Vanilletörtchen. "Probier mal, die hat Pari gebacken, sind echt lecker." Ich beiße auf seinen Rat hin ab und halte den Daumen hoch. Pari hat schon immer ihren Geburtstagskuchen selbst gemacht. Sie ist eine grandiose Konditorin. Stean klappt den Mund hungrig auf und zu, also lasse ich ihm den Rest der Köstlichkeit.
"Wollen wir unser Zimmer beziehen?", fragt Tua mich.
"Ja, lass uns das Zimmer beziehen."
Wir stapfen Hand in Hand durch den Schnee, nebenbei sage ich meiner Mutter, das wir nach oben gehen.
Meine eigene Oma hält mich auf. Sie fragt auf weichem Portugiesisch, ob ich mit ihr und meinem Vater nach dem Kaffeetrinken einen Spaziergang machen möchte. "Du mitkommen auch", deutet sie auf Tua und will ihn in gebrochenem Deutsch für die Sache gewinnen.
"Gerne", doch er sieht mich dabei an.
"Bem", antworte ich mit einem Gut und drücke sie.

Oben im Zimmer zieht mir Tua die Spange aus meinem Haar. Es ist das Erste, was er tut. Gefolgt von Küssen an meinem Hals. Er ist langsam, wartet auf Einwände, aber ich schweige einfach.
"Was ist los?"
"Meine Mutter meinte, dass ich mir Gedanken über meine Zukunft machen kann", sage ich.
"Welche Art von Zukunft?" Er verschränkt die Arme vor der Brust.
"Meine Zukunft mit dir. Sie hat gefragt, ob ich nicht glaube, dass ich irgendwann heiraten werde."
"Möchtest du heiraten?"
"Ich möchte mit dir zusammensein. Mehr Wünsche bleiben mir nicht."
"Iara, hör mal." Er umarmt mich und lässt mich nicht los, während er sagt: "Ich verzeihe dir jeden deiner Fehler und ich weiß, was für ein unverschämtes Glück ich habe, dass du mir verzeihst. Es gibt keinen Grund für dich, melancholisch zu sein. Nur weil ich es nicht von den Dächern schreie, dass ich an dich gebunden bin, heißt das nicht, dass es nicht stimmt. Ich weiß, dass es stimmt, du weißt, dass es stimmt, hoffentlich, und wir sind die einzigen beiden Menschen, die das wissen müssen."
Der Einfall ereilt mich völlig unvermittelt. "Du verstehst dich gut mit Pari."
"Soll das eine Unterstellung werden?", zieht er sich sofort gereizt zurück.
"Hat es sich wie eine angehört? Nein, ich habe heute mit ihr darüber gesprochen, als sie mich geschminkt hat. Ich finde es toll, dass ihr euch mögt. Pari sah für einen Moment aus, als würde sie rot werden."
Er seufzt. "Weißt du noch, wie du mir mal lachend von deinem Sextraum mit meinem Cousin erzählt hast?"
"Mit Philipp. Davon habe ich dir erzählt?", schleicht sich der Anflug eines Lächelns auf meine Lippen.
"In Fetzen, hauptsächlich hast du gelacht. Und erinnern kannst du dich nicht, weil du direkt danach wieder eingepennt bist."
"Was hat das mit Pari zutun?", frage ich. Tua sieht mich stumm an und beobachtet, wie sich die Zahnrädchen in meinem Kopf miteinander verhaken.
"Pari hatte einen Sextraum mit dir?!"
"Es ist ihr peinlich, deshalb weigert sie sich, es dir zu sagen, aber sie hat es mir gesagt, um es sich von der Seele zu reden."
"Wow. Hattest du eine Fantasie mit ihr?"
"Pari ist süß, süß ist nicht mein Fall. Aber jeder Kerl hat eine "Beste Freundinnen"-Fantasie. Frag Stean oder Tarik."
"Ist das dann ein Dreier?", forsche ich amüsiert weiter.
"Manchmal", erwidert er.
"Wie war deine Fantasie mit ihr?"
"Das war nix Spannendes. Blümchensex in seiner pursten und reinsten Form."
"Was heißt das?"
"Wie, was heißt das? Das ist meine Fantasie, du Naseweis, wenn ich die für dich auseinandernehme, will ich, dass du mir deine wiederkehrende Fantasie mit Ryan Gosling auseinandernimmst", verpasst er mir einen Nasenstüber.
"Das ist eigentlich wie Sex mit dir, bloß mit ihm. An anderen Orten vielleicht, in einer Luxusvilla oder am Strand in Bahia, halb im Wasser."
"Ich dachte mal, ich hätte dich getreten, als du im Schlaf gestöhnt hast. Du bist lauter als sonst. Und du hast mir den Schock schlechthin verpasst, als das zum ersten Mal passiert ist." Eine halbe Sekunde herrscht schweigen, dann prusten wir los.

"Wie entwickelt sich deine Fantasie mit Pari?" Das Thema lässt mich nicht mehr los.
Tua seufzt. "Wir sind in einem hellen Raum, einem Mädchenzimmer mit Blümchentapete und weißer Bettwäsche. Sie trägt ein weißes Korsett und ihre Haut hebt sich kaum davon ab, höchstens die Sommersprossen. Ihre Haare sind offen, gelockt und wenn ich vor ihr stehe, ist es irgendwie seltsam. Sie ist so klein, sie reicht mir gerade mal einen Kopf über den Bauchnabel und sie duftet nach Sonnencreme und Erdbeeren. Es beginnt damit, wie ich sie hier küsse." Er küsst mich hinter dem Ohr. "Dann tue ich das." Er knabbert leicht an meinem Ohrläppchen. "Sie legt ihre Hände in meinen Nacken." Ich mimike die Bewegung. "Was dann?", flüstere ich.
"Sie stellt sich auf Zehenspitzen, küsst mich auf die Wange." Ein Kuss auf die Wange. "Ich hebe sie hoch und sie streckt mir ihr Becken minimal entgegen, kaum merklich.
Sie lehnt ihren Kopf zur Seite, ihr Hals liegt frei." Er küsst mich dort. "Sie schmeckt nach Vanille, süß, wendet mir den Rücken zu, damit ich sie aus ihrem Korsett befreien kann. Sie berührt meine Augenbraue und ich küsse ihre Hand ..."
Ich erlebe Tuas Traum. Seine Stimme begleitet den Prozess.

"Iara?", sagt er meinen Namen.
"Hm?" Völlig weggetreten vom Geschehenen liege ich mit geschlossenen Augen neben ihm, den Kopf auf seinen Rumpf gebettet.
"Du bist mit Abstand die Fantasie, die ich am häufigsten hatte. Nachdem wir uns begegnet sind, habe ich geträumt, wie wir mit dem Fahrstuhl bei Universal steckenbleiben. Ich hatte Träume, in denen wir es auf den warmen Steinen einer Terasse auf Ibiza getan haben, im Townhaus, in jedem Raum ... Egal, was ich von Pari träume: Wenn das vorkommt, dann selten im Vergleich zu dir.
"Du träumst auch von Zendaya Coleman", zwicke ich ihn in den Oberarm.
"Das ist wie mit dir und Ryan Gosling, nix besonderes eigentlich."
"Willst du damit sagen, wir hätten keinen besonderen Sex?", spiele ich die Verärgerte.
"Ist ganz okay", zuckt er die Schultern und ich schlage auf seine Brust.
Lachend rollt er sich auf mich. "Ach, Iara", fährt er mir durchs Haar. "Du bist mein Glücksfall."
"Du bist ein liebestrunkener Volltrottel", beiße ich zart auf seine Unterlippe.
"Oh, fuck", schweift sein Blick zur Uhr im Bad.
"Was ist?" Um mich in die Richtung zu drehen, bin ich zu träge.
"Du hast meine Unpünktlichkeit zusammen mit was anderem runtergeschluckt."
"Shit!"

Übergangslösungحيث تعيش القصص. اكتشف الآن