Minigolf mit miesen Moglern

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Statt zu Bastian und mir zu fahren, was nach unserem Gespräch wohl kaum sinnvoll wäre, nehme ich den kürzesten Weg zu Mika. Mir öffnet Alex, sein Noch-Mitbewohner, der mich reinbittet. Mein Kumpel sei gerade duschen. Also setze ich mich in die Küche der drei Jungs und lehne die Omelettereste ab, die man mir anbietet. Hunger habe ich schon, aber nachdem Bastian aus dem Restaurant gerannt ist, bin ich ebenfalls geflüchtet. Außerdem kriege ich eh keinen Bissen runter, mir ist der Appetit vergangen. Wenn Tua davon erfährt, füttert er mich sowieso, sage ich mir, und dann ist ja auch alles gut. Keine Esstörung oder was in der Richtung. Wenn er davon erfährt ...

Wenig später tritt einer meiner beiden Lieblingsmenschen stumm an mich heran. Seine blonden Haare tropfen noch und er hat zwar eine Hose an, allerdings kein T-Shirt.
"Für wen trainierst du?", klopfe ich auf seine Bauchmuskeln, die definitiv mal weniger definiert waren.
"Für die, die mich auf die Hochzeit deiner Mom begleitet."
"Wie heißt sie? Ist sie deine feste Freundin?"
"Sei doch nicht so neugierig", stöhnt er. "Wie hat Bastian die Sache aufgenommen?", lenkt er sofort vom Thema ab.
"Sei doch nicht so neugierig", äffe ich ihn nach und er legt den Kopf schief. "Schlecht", nuschele ich. Genervt schnipse ich einen Krümel vom Tisch.
"Wird bestimmt wieder", will er mich trösten und streicht mir über den Rücken.
"Wir werden sehen", schnurre ich, weil sein harmloses Mitleid gut tut.

Nach ein paar Stunden trauter Zweisamkeit holt Tua mich von Mika ab. Wir haben noch ein wenig Tekken gezockt bevor ich losmusste, weil Tarik mich und meinen Freund zum Minigolf einlud und ich - typisch ich - nicht absagen konnte. Es ist Minigolf, und zwar nicht irgendein Minigolf, nein: 3D-Minigolf.
"Freust du dich?", fragt Tua, als ich ihn vor der Tür abfange und übermütig küsse.
"Über den Minigolfteil oder über dich?", kontere ich.
"Ich hoffe für dich, dass die Antwort in beiden Fällen ja ist. Sonst wirst du das nachher zu spüren bekommen."
"Was hast du vor?", halte ich verschreckt Abstand zu ihm.
"Nix", pfeift er und guckt hoch in die Wolken.
Bei unserer Ankunft vor der FIA-Stammkneipe sind die anderen längst da, bis auf Jenn. "Tua ist zu spät, wie immer", ruft Maurice, als er uns erblickt. "Iara, du Olle", umarmt er mich. "Maurice", antworte ich trocken und umarme ihn zurück.
"Wir müssen Jenn unterwegs aufsammeln." Tarik klimpert mit dem Autoschlüssel; wir steigen ein, als hätte er es explizit befohlen.
"Wie ist der Sex zurzeit?", schmettert Maurice eine unerwartete Frage raus.
"Maurice, alles in Ordnung mit dir? Hat dein Gehirn beim letzten Sturz was abbekommen?" Ich halte meine Hand an seine Stirn, um sie auf etwaiges Fieber zu überprüfen. "Eine Lady spricht nicht über solche Themen."
"Dann kannst du doch durchaus mitreden", zwinkert er.
"Nicht vor Tua. Eine zartbesaitete Dame wie er verträgt niveauloses Geplänkel nicht."
"Kann halt nicht jeder die dicken Eier wie du in der Hose haben", steigt Tarik ein.
"Tja, manchmal ist das Leben härter als dein Schwanz", philosophiere ich.
"Grandios", wirft Tua plötzlich ein und unsere Blicke lasten unwillkürlich auf ihm. "Der Sex ist grandios", präzisiert er. Wir brechen allesamt in Gelächter aus und ich küsse ihn. "Dem kann ich zustimmen."
"Wie oft?", fragt Maurice uns weiter aus.
"Heute noch gar nicht", seufze ich.
"Trotzdem tagtäglich", betont Tua.
"Das ist Sexual Healing, wie Marvin Gaye es früher besang", meine ich.
"Themenwechsel: Da kommt Jenn." Tarik hält am Straßenrand und seine Freundin öffnet ungeniert die Beifahrertür. "Ab nach hinten", fordert sie Maurice auf und der gehorcht. Jenn gehorcht nunmal jeder. Als er zu uns auf die Rückbank kriecht, hat er gewisse Ähnlichkeit mit einem begossenen Pudel. "Was glotzt du so romantisch?", zischt er mich an.
"Nichts, nichts", rutsche ich näher zu Tua, der einen Arm um mich legt.
"Hast du Lea ausgeladen?"
"Ja, normal ... Nein, Quatsch, sie geht mit irgendwem shoppen. Seit ein paar Tagen ist sie dem Kaufrausch verfallen, Jenn haut sie garantiert bald an, damit sie die Läden unsicher machen können."
"Und wenn sie dich betrügt?", male ich mir ein schauriges Szenario aus.
"Da wäre ich verdammt arm dran", überlegt er.
"Was für eine Maurice-untypische Antwort", lächle ich.
"Die Wahrheit", zuckt er die Schultern.

Tatsächlich macht Minigolf Spaß, es ist toll. Tua hat den Freizeitsport nicht drauf und löst einen meiner Lachanfälle aus, als er mir zuflüstert, dass es sich dabei um eine Art des Einlochens handelt, die er offenbar nicht beherrscht. Jenn und Tarik schlagen sich beide nicht schlecht. Sie liegen im Mittelfeld, während Maurice und ich uns das Battle an der Spitze liefern. Er kann das mit dem Minigolf, das weiß ich schon länger, schon seit wir vor gefühlt hundert Jahren zusammen draußen waren, FIA und ich. Nachdem sie mich von der Schule abgeholt hatten, machten wir den Park unsicher und als wir an der Minigolf-Anlage vorbeikamen, gab's kein Halten mehr. Die Band entdeckte meine geheime Liebe. Maurice ist ehrgeizig. Bei der einen Bahn spiele ich echt übel, bei der nächsten ist er ganz genauso scheiße. Das sind allerdings die einzigen Aussetzer, sonst liefern wir ziemlich perfekte Holes ab. Also ist es kein Wunder, dass ich beim Rechnen am Ende feststelle, dass wir den Rest meilenweit hinter uns gelassen haben und den Sieg teilen müssen. Gleichstand.
"Bei mir seid ihr einen Punkt auseinander", zieht Tarik die Augenbrauen hoch.
"Und wer hat gewonnen?", hake ich nach.
"Maurice. Irre knapp." Er zeigt mir den Zettel und mein Rivale lacht mich schadenfroh aus.
"Was?!" Verärgert rechne ich ein zweites Mal nach. "Du hast geschummelt!", werfe ich ihm vor.
"Bitte?! Würde ich nie tun! Nur weil du verloren hast, dafür muss ich nicht betrügen", zickt er zurück.
"Ich habe nicht verloren, das war Gleichstand zwischen uns! Auf deinem Zettel hast du einfach eine Zahl nach unten korrigiert, das ist Beschiss!"
"Das ist vollkommener Quatsch, warum sollte ich das machen?!"
"Du kannst eben nicht verlieren!"
"Da kenn' ich noch eine", murmelt Tua und erntet einen Todesblick von mir.
Auf dem Heimweg diskutieren Maurice und ich immer noch. Wir fuchteln mit den Punktetabellen herum bis Jenn sie uns aus der Hand reißt, zusammenknüllt und aus dem Fenster wirft, gefeiert von Tarik und Tua, die ihr für die freche Aktion auch noch zujubeln. Maurice und ich vertragen uns schließlich, als wir gemeinsam schmollen.

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