Kapitel 74: Familientreffen - Part 2

3.2K 314 68
                                    

Als meine Geschwister endlich genug Geschichten gehört hatten (und meine Eltern mich unnötigerweise vor James nach meinen Noten ausgefragt hatten und ich ihnen geschickt meine schlechten Ergebnisse in Magiekunde und Naturmagie verschwieg) konnte ich mich endlich mit Jessie in mein altes Zimmer zurückziehen. Gwen hatte inzwischen einen Großteil davon in Beschlag genommen, da sie schon immer das kleinste Zimmer im Haus gehabt hatte. Aber immerhin hatte sie sich die Mühe gemacht und für mich aufgeräumt, also setzten wir uns auf das unbezogene Bett und ich konnte ihr endlich alles erzählen, was sich zugetragen hatte, seit Jessie nach Silvester Alenta verlassen hatte. 


„Das heißt", sagte Jessie mit großen Augen, „dass dieser Lucien Alexander in dieser komischen Ebene noch lebt und alle seine Leute hinter dir her sind und James deswegen heute mitgekommen ist?!"

Ich nickte.

Jessie stieß die Luft aus. „Und du hast ihn getroffen. Mann, das ist sooooo krass! Dein Leben ist bei Weitem spannender als meins!"

„Wir können gerne tauschen", entgegnete ich, überhaupt nicht begeistert.

„Oh. Tut mir leid." Jessie seufzte. „Ich wäre auch gerne eine Magierin. Weißt du, wie schwierig es ist, es niemandem erzählen zu dürfen? Jimmy aus unserer alten Klasse hat mich letztens gefragt, wie es dir geht und was du jetzt machst, und ich konnte ihm ja schlecht antworten: Jane ist auf einer versteckten Insel und wird zur Magierin ausgebildet. Obwohl, ich hätte es auch gleich tun können, er würde mich sowieso nur für verrückt erklären. Ist ja auch egal, dieser komische Zauber verhindert sowieso, dass ich jemandem davon erzähle..." Sie wurde wieder ernst. „Aber hast du eine Idee, wer es sein könnte? Derjenige, der an das Schwert kommen will?"

Ich schüttelte den Kopf. „Nicht im Geringsten."

„Nun, zumindest ist das Schwert sicher, solange kein Dunkelmagier den Schutzkreis knackt", sagte Jessie munter.

Ich versuchte nicht, ihr zu erklären, dass man seit neuestem kein Dunkelmagier sein musste, um es zu schaffen. Ein sehr starker Dämon reichte ebenso.

Wir beschlossen, nach unten zu gehen. Ein Blick nach draußen zeigte mir, dass hier in London bereits die ersten Regenwolken aufzogen.

Als wir die Treppen nach unten schlenderten, sah ich, dass Tom und Gwen vor der Küchentür kauerten und die Ohren gegen das alte Holz drückten. Tom flüsterte Gwen etwas ins Ohr und kicherte.

„Sei leise, Tommy, ich höre sonst nichts!", zischte Gwen in diesem Moment.

„Was macht ihr denn da?", fragte ich meine Geschwister misstrauisch, und die beiden fuhren ertappt zusammen. Gwen warf mir einen schuldbewussten Blick zu.

„Wir – äh..."

„Ihr habt gelauscht", sagte Jessie und schüttelte grinsend den Kopf. „Wer ist da drin?"
„Mum, Dad und Ashley", antwortete Gwen. „Sie sagten, wir sollten verschwinden."

„Und natürlich hört ihr nicht drauf. Sehr gut", sagte Jessie zufrieden. Ich aber runzelte die Stirn. Hatte Ash also beschlossen, meinen Eltern einige Dinge zu erzählen? Und wo zur Hölle war James?

„Sie reden komisches Zeugs", sagte Tom leichthin. „Von irgendeiner Schwarzen Hand und Alexander. Wer ist Alexander? Ist das dein Freund, Jane?!"

Ich zog eine Grimasse. „Mein Freund heißt Vincent", sagte ich, und zog meine beiden Geschwister von der Tür weg. „Und das ist wirklich nicht für eure Ohren  bestimmt."

Ich wollte nicht, dass auch meine jüngeren Geschwister sich Sorgen um mich machte. Denn so, wie sich das anhörte, war Ash gerade dabei, meine Eltern aufzuklären.

Magie - Wolf's EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt