Kapitel 9: Rose Taylor

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Ashs Freundin wohnte noch etwas weiter vom Stadtkern entfernt an einem Hügel, der weiter nördlich in die hohen Berge überging. In der Dämmerung gingen wir die mit warmen Lichtern ausgeleuchtete Straße nach oben, die sich an etlichen Häusern vorbei bis auf die Spitze des Hügels schlängelte.

„Ich kenne Lucy schon ewig", sagte Ash gerade. „Sie ist ebenfalls Heilerin und war vielleicht zwei Klassen über mir. Im Übrigen stammt sie aus einer regelrechten Heilerdynastie – die Taylors haben seit Jahrhunderten viele ausgezeichnete Heiler hervorgebracht. Die allermeisten von ihnen sind Naturmagier oder Geistmagier." Sie warf mir einen Seitenblick zu. „Okay, wenn du wirklich bleibst, dann sollte ich dich beizeiten in die ganze Geschichte mit den Familien einführen." Als ich sie neugierig anschaute, sagte sie: „Du solltest wissen, dass es einige alte magische Familien gibt, sie schon seit Jahrtausenden bestehen und deren Name in unserer Welt sehr viel Gewicht hat. Die Taylor-Familie ist eine von ihnen. Ah- da wären wir."

Das Haus der Taylors war fast das letzte auf dieser Straße. Ein Holzzaun grenzte es von den anderen Grundstücken ab. Bereits vor dem Haus gab es einen großen Garten und ein kleiner Weg führte zur Tür. Das Haus war um einiges größer als das von Ash. Es hatte vier Stockwerke, und seine Fassaden waren mit Holz verkleidet. Kletterpflanzen reichten bis unter das Dach und ihre Blätter umgaben die großen Fenster. In den unteren beiden Stockwerken brannte Licht.

„Dann wollen wir mal." Ashley öffnete das Gartentor und ich folgte ihr bis zum Hauseingang, während ich mich staunend umsah. Die Pflanzensammlung der Taylors war sogar noch umfangreicher als die von Ash - einfach überall streckten sich uns Blüten und Blätter von den verschiedensten magischen Pflanzen entgegen, und ich wäre gerne noch eine Weile durch den Garten gewandert, aber Ash zog mich weiter.

Kaum hatten wir die Tür zum Haus erreicht, da wurde sie schon geöffnet.

„Ash!", rief eine Stimme freudig. Die Frau, die dort stand, war sehr zierlich und recht klein. Ich überragte sie um mindestens einen Kopf. Lucy Taylor sah auch kaum älter als zwanzig aus, hatte dunkelblonde Haare, leuchtend grüne Augen und versprühte mit einem einzigen Lächeln so viel Wärme und Lebensfreude, dass ich mich sofort wohl fühlte. Ashley wurde stürmisch von der kleinen Frau umarmt.

„Und du musst Jane sein", sagte sie und umarmte mich nicht minder herzlich. Ich war von ihrer Freundlichkeit ziemlich überrascht und konnte nicht verhindern, dass ich rot wurde. „Es freut mich wirklich, deine Bekanntschaft zu machen. Aber kommt doch herein."

Wir traten in einen großzügigen Eingangsbereich, der von hellen Lichtern erhellt wurde, und ich sah mich staunend um.

„Ash hat mir ein bisschen was erzählt. Du bist erst zwei Tage in Alenta, nicht wahr?", fragte Lucy Taylor. Sie machte eine Handbewegung und die Jacken, die wir mitgebracht hatten, hängten sich fein säuberlich auf einen Haken.

„Ja", sagte ich, etwas unsicher. „Es ist überwältigend."

„Das glaube ich dir", entgegnete Lucy und lachte. „Ich glaube, Robert kam damals aus dem Staunen nicht mehr heraus – du musst ihn mal fragen." Sie zwinkerte mir zu. „Robert ist mein Mann. Und in Minnesota geboren."

Also stammte Robert Taylor ebenfalls von Nichtmagiern ab. Ich merkte, wie sich bei dieser Neuigkeit ein wenig meiner Anspannung löste.

„Wie geht es Grace?", fragte Ash und folgte ihrer Freundin in das große Wohnzimmer, das gleichzeitig einen Essbereich hatte.

„Oh gut, danke der Nachfrage", sagte Lucy beschwingt. „Ich glaube, es war einfach ihre alte Narbe, die ein wenig Schwierigkeiten gemacht hat; sie wurde mit Adamas zugefügt, also ist das keine große Überraschung. Und bei dir, halten dich deine Patienten auf Trab?"

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