Kapitel 13: Die Fairchild Academy - Part 2

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Felicie Morgans Büro war... gemütlich. Kleiner, als ich es mir vorgestellt hatte, mit lauter Bücherregalen an den Wänden, Sesseln, die um einen kleinen Tisch herumstanden, und einem großen Schreibtisch am Fenster. Auf einem Stuhl dahinter saß Morgan, genauso eindrucksvoll schön, wie ich sie in Erinnerung hatte, und lächelte breit, als ich eintrat. Dieses Lächeln allein schien meine Nervosität ein wenig zu lindern, und mein Herzschlag beruhigte sich.

„Jane, wie schön, dich zu sehen", sagte sie, als wären wir alte Bekannte. Vielleicht waren wir das auch. Das Gefühl hatte ich bei ihr nämlich schon gehabt, als ich sie vor anderthalb Monaten das erste Mal gesehen hatte.

„Hallo", sagte ich, in Ermangelung einer passenden Antwort. Ein Schatten neben Morgan ließ mich aufblicken. Dort stand Callahan, groß, vollkommen bewegungslos und furchteinflößend. Ohne seine Kapuze, die er bei unserer letzten Begegnung getragen hatte, konnte ich ihn erstmals richtig sehen. Ich wusste nicht, welchen Anblick ich mir von Lucien Alexanders Bezwinger vorgestellt hatte, aber ich war so überrascht, dass ich ihn vermutlich ziemlich taktlos anstarrte. Er hatte blondes, wirres Haar, welches ihm in kleinen Strähnen ins Gesicht fiel und aussah, als hätte er es noch nie in seinem Leben gekämmt. Und er hatte verwirrend blaue Augen, die mich unverwandt und kritisch musterten, noch durchdringender, als Morgan es jemals geschafft hätte. Mir schoss wieder in den Kopf – was Ash über ihn erzählt hatte – was er alles getan hatte. Ich starrte ihn an, neugierig, aber auch ein wenig eingeschüchtert, und fragte mich, ob sein Blick wohl so eine Art Test sein sollte. Ich konnte mir denken, dass er gerade jeden einzelnen meiner Gedanken aus meinen Augen ablas und vielleicht auf irgendeine Reaktion meinerseits wartete. Er machte mir überraschenderweise keine Angst.... Noch nicht jedenfalls. Aber unter seinem Blick fühlte ich mich unsicher, wie ein kleines Kind, und das behagte mir nicht. Ich konnte nicht umhin, die Ruhe und Sicherheit, die er ausstrahlte, zu bewundern. Und war mir fast sicher, dass sich darunter ein Mann mit Gefühlen wie jeder andere verbarg. Wenn ich eins gelernt hatte, dann, dass Magier, insbesondere Krieger und die Erfahrenen, sich nicht so leicht durchschauen ließen. Genau das, was Robert Taylor mir auch gesagt hatte. Im Vergleich zu ihm war Ashley noch ein Kind. Und ich eine tollpatschige Vierjährige.

Ich wandte den Blick zu Morgan, die aufgestanden war, unentwegt lächelnd, Callahan aber im Vorbeigehen einen vorwurfsvollen Blick versetzend. Sie ging zu dem kleinen Tisch mit den Sesseln. „Komm, setzen wir uns." Mein Gott, in meinen Versuchen, Callahan zu enträtseln, hatte ich ganz vergessen, wo ich war.

Ich ließ mich Morgan gegenüber in einen weichen Sessel sinken und schaute, unsicher, was jetzt kam, in ihre sturmgrauen Augen.

„Also, Jane, wie war dein erster Monat in der magischen Welt?", fragte sie.

„Ziemlich überwältigend", gab ich zu. „Aber verdammt cool."

„Ashley hat mir schon erzählt, dass du die Zeit gut genutzt hast. Und du wirst noch viele Jahre haben, um noch viel zu lernen. Wie gefällt dir die Academy?"

„Sehr gut", sagte ich wahrheitsgemäß. „Mir gefällt, dass sie am Meer liegt. Und das Schulhaus ist beeindruckend."

„Dir ist klar, dass die Ausbildung hier anspruchsvoller ist als an anderen Schulen?", fragte Morgan, „und du bist freiwillig hier?"

„Ja.", antwortete ich. Wer bitte hätte mich schon zwingen können?

Diese Antwort schien Morgan zu genügen. Wahrscheinlich wusste sie sofort, ob ich ehrlich war oder nicht.

Sie nickte zu meinen Händen. „Du kannst die Dinger jetzt abnehmen."

„Sind Sie sicher?", fragte ich. Schließlich war sie diejenige, die sie mir gegeben hatte.

Magie - Wolf's EyesWhere stories live. Discover now