Magie - Wolf's Eyes

Kapitel 32: Winterspiele - Part 2

Callahans und Henrys hartes Training  zahlte sich aus. Schneemassen erhoben sich um die Gruppe herum und wirbelten in immer schnelleren Kreisen wie ein kleiner Wirbelsturm um ihren Schild, sodass sie gezwungen waren, sich von allen Seiten zu schützen und keine Angriffe starten konnten. Man konnte durch einen Schild hindurch nicht angreifen, das wusste ich. Es war einem zwar möglich, aber niemand war so dumm und tat es. Callahan hatte mir einmal erzählt, einen Angriff durch einen eigens erschaffenen Schild zu starten, hatte den selben Effekt, als würde man durch eine sehr dicke Scheibe sprechen. Der Zauber kam auf der anderen Seite nur sehr unklar an und richtete im schlimmsten Fall mehr Schaden an, als dass er half.

Außer es war ein Schild, der mit Runen gezogen war.

Sehr gut, hörte ich Sams zufriedene Stimme und er selbst attackierte den Schild der anderen aufs Schärfste.

Ich sah durch den Wirbel hindurch, wie Elli dem Jungen, der nun wieder den Schild aufrechthielt, etwas zuschrie, und dann verschwand der Schild. Sie waren nicht mehr geschützt, aber sie konnten nun auch angreifen. Elli kniff die Augen in höchster Konzentration zusammen, und dann spürte ich, wie eine fremde Macht versuchte, mir die Kontrolle über den Wirbelsturm zu entreißen. Es war, als würde mir jemand langsam, aber sicher einen Faden aus den Händen ziehen, und ich wusste nicht so recht, was ich dagegen machen sollte. Ich versuchte, mehr Magie zu nutzen, aber es half nicht. Ich erkannte, dass es eine Frage der Konzentration und Willenskraft, war, und nicht der Macht. Aber dann war es schon zu spät und Elli entriss mir die Kontrolle über den Schnee, den ich befehligte. Auch, als ich versuchte, noch mehr von dem umliegenden Schnee in meinen Angriff einzubauen, brachte es nichts und ich musste den Angriff fallen lassen.

„Netter Versuch!", schrie Elli mir zu und grinste. Unser Vorteil war dahin und nun kämpften wir erbittert gegeneinander. Emily tat ihr Bestes, uns zu schützen, kam aber nicht immer rechtzeitig. Ich bekam einen Schneeball mitten ins Gesicht, als ich zu langsam reagierte und mein wackeliger Schutzschild ein paar Sekundenbruchteile zu spät kam. Es war riskant, selbst Schutzschilde zu benutzen, das wusste ich. Keine gewöhnliche Erstklässlerin mit ein paar Wochen Training sollte in der Lage sein, einen Energieschild zu erstellen. Aber in diesem Chaos würde eh niemand feststellen können, von wem der Schild heraufbeschworen wurde. Er hätte ebensogut von Emily oder Sam kommen können. Meine Sicht war mir erschwert, da mein eines Auge durch den Schnee tränte. Aber ich merkte, dass es begann, mir Spaß zu machen. Ich war in meinem Element. Magie. Auch wenn gerade mit unserer Gruppe übel mitgespielt wurde. Sam sah schon mehr wie ein Schneemann aus als ein Mensch, aber auf seinem Gesicht sah ich ein breites Grinsen. Ich war offenbar nicht die Einzige, der es Spaß machte. Und Sam ließ sich auch nicht von dem Fakt abschrecken, dass Elli seine Freundin war. Er attackierte sie ebenso sehr wie ihre Partner. Er war ein großartiger Kämpfer, wie mir auffiel. Er hielt Elli mit heftigen Angriffen in Schach und schaffte es gleichzeitig auch noch, Bill zu beschäftigen, der mit seiner Gruppe ein paar Meter entfernt kämpfte. Dabei sah er so aus, als würde es ihn nicht einmal besonders anstrengen. Nur seine konzentrierte Miene verriet, wie sehr er in den Kampf vertieft war. Neben ihm sah ich aus wie ein blasser kleiner Schatten von Sam, aber ich hielt mich für meine Meinung ganz gut. Ich konnte Sam ein wenig helfen, aber es war klar, dass er mich vor allem wegen meiner Kraft mitgenommen hatte. Eine besonders hinreißende Kämpferin war ich nicht.

Wir versuchten immer wieder, zur gegnerischen Seite vorzustoßen, aber Ellis Gruppe hatte es offenbar auf uns abgesehen und ließ uns keinen Meter weiter vor. Wir mussten an ihnen vorbei.

Den anderen ging es aber auch nicht besser. Der Junge, der die Schilde von Ellis Gruppe heraufbeschwor, war durch meinen Dauerangriff sichtlich erschöpft und immer wieder mussten Elli und der andere Junge sich selbst schützen und dabei ebenfalls Treffer hinnehmen.