Kapitel 38: Ernste Gesprächsthemen

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Am nächsten Morgen machten wir uns noch reichlich verschlafen auf zum Frühstück. Mein Magen knurrte bereits - ich war ich fast immer hungrig. Kein Wunder, schließlich musste ich irgendwoher die ganze Energie für das schlauchende Training, insbesondere meine Profilstunden nehmen.

An unserem Tisch saß bereits Vincent und lächelte mir verschwörerisch zu. Ich spürte, wie mir das Blut ins Gesicht schoss und ich lächelte zaghaft zurück. Als ich mich mit meinem vollbeladenen Tablett setzte, gab Sam ein unverständliches Knurren von sich. Er schlug seine Zeitung zu und warf sie vor sich auf den Tisch. „Drei Dämonenangriffe letzte Woche, und es erscheint gerade mal als Randnotiz auf Seite fünf. Man möchte meinen, die Leute, die diese Zeitung verfassen, sind ganz schön unterbelichtet." Er bearbeitete sein Spiegelei ein bisschen zu stark mit dem Messer. Sam wirkte irgendwie müde, als hätte er tagelang nicht richtig geschlafen. Vielleicht trieb er sich ja viel in den Gängen herum.

Ich zog die Zeitung zu mir heran, schlug sie auf besagter Seite auf und runzelte die Stirn, als ich den Zeitungsausschnitt las. Sie schrieben nicht einmal, ob Leute dabei verletzt wurden. Generell sagte dieser kurze Text gar nichts aus. Sie schrieben nicht einmal, welcher Kategorie die Dämonen angehörten.

„In den letzten Wochen haben sich die Angriffe gemehrt und keiner sagt etwas dazu", murrte Sam. „Vinc, was meint dein Dad dazu?"

Vincents Gesicht verhärtete sich. „Ich habe keine Ahnung", sagte er knapp. „Ich habe nicht das Bedürfnis gehabt, mich mit ihm darüber zu unterhalten. Er wird seine Krieger auf die Fälle angesetzt haben, da bin ich mir sicher. Ich glaube aber eher, dass der Rat die Presse gezwungen hat, darüber nichts verlauten zu lassen."

„Schade, ich hätte nur zu gerne gewusst, welcher Kategorie diese Dämonen angehörten", sagte Elli, die mittlerweile zu unseren festen Tischgenossen zählte. „Dämonen der niederen Kategorien sind keine Seltenheit, sie sind manchmal so unauffällig, dass man sie gar nicht wahrnimmt. Aber ich würde mir Sorgen machen, wenn es stärkere wären. Und so wie es aussieht, sind es stärkere Dämonen."

Interessiert sah ich von meinem Müsli auf. „Warum genau denkst du, dass man sich dann Sorgen machen sollte?"

Elli sah mich mit merkwürdigem Gesichtsausdruck an. „Du weißt nicht viel über schwarze Magie, oder, Jane?"

„Warum auch?", warf Rose ein, „sollte es nicht das Gebiet der Magie sein, was wir meiden sollen?"

„Ein bisschen Hintergrundwissen ist nie schlecht", meinte Sam, und Elli sprach weiter: „Schwarze Magie ist deswegen vom Rat verboten worden, weil sie grundsätzlich falsch ist. Wenn jemand schwarze Magie benutzt, dann hat derjenige Macht über eine Kraft, die vollkommen widernatürlich und ... anders ist. Man kann schwarze Magie nicht praktizieren, ohne ein Stück von sich selbst dafür zu opfern. Jedenfalls, was ich sagen will: schwarze Magie ändert die natürliche Ordnung unserer Welt gewaltsam, so wie sie Dämonen gewaltsam aus der vierten Ebene reißt und versklavt. Jede noch so kleinste schwarzmagische Aktivität bringt unsere Welt und damit die Ebenen ins Ungleichgewicht. Verstehst du, was ich meine?" Mir ging ein Licht auf, etwas ähnliches hatte Ashley mir schon vor Wochen erklärt. Wieso kam ich erst jetzt darauf?

„Ja. Dadurch gibt es auch mehr Risse und Schlupflöcher zwischen den Ebenen."

„Und es kommen vermehrt stärkere Dämonen in unsere Welt, die erste Ebene", schloss Elli. „Genau. Deswegen kann man sagen - je mehr wilde Dämonen auftauchen und desto stärker sie sind, desto mehr schwarze Magie wird hier und jetzt praktiziert."

Ich erinnerte mich an das, was Adam gesagt hatte, als ich ihn zum ersten Mal traf. Dass man sich nicht sicher ist, ob Paul Reynolds, Lucien Alexanders rechte Hand und Dunkelmagier, wirklich tot sei. Was, wenn er hinter allem steckte? Wenn er sich zum neuen Anführer der Schwarzen Hand gemacht hatte und nun die versprengten Überreste von Alexanders Anhängern wieder zusammenführte? Schon bei dem Gedanken daran wurde mir schlecht, aber es passte alles nur zu gut zusammen. Wusste Professor Morgan davon? Sie hatte es sich sicherlich ebenfalls schon vor Wochen zusammengereimt.

Magie - Wolf's EyesWhere stories live. Discover now