The Great Game - Teil 3

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Im Yard angekommen, schleifte DI Lestrade uns direkt in sein Büro.
„Sherlock, Sie mögen es doch, wenn Fälle möglichst kompliziert und seltsam sind? Nun, dann wird Ihnen das hier gefallen."
Und er erklärte uns, dass in der Wohnung, in der das „Gasleck" hochgegangen war, ein Safe gefunden wurde, in dem sich ein Brief befunden hatte. Ein Brief, der an Sherlock persönlich adressiert war.
Diesen Brief hatte ich eigenhändig geschrieben und ich hatte ihn eigenhändig präpariert. Ich hatte ihn gefaltet, verschlossen und einem Boten übergeben, der den Auftrag hatte, ihn in jener Wohnung in jenem Safe zu platzieren.

Sherlock nahm den Brief an sich und schaute ihn sich von allen Seiten an.
„Böhmisch", sagte er. „Sehr guter Umschlag. Sie hat einen Füllfederhalter mit hochwertiger Feder benutzt."
„Sie?", fragte ich, John Watson würde solche Dinge nicht erkennen.
„Offenkundig", sagte Sherlock und verdrehte die Augen.
Auch diesmal sah er genau das, was er sehen sollte. Oh, es war so einfach ihn an der Nase herum zu führen, wenn man seine Denkweise kannte. Die kleinen Details, die andere Menschen nicht sahen und aus denen er seine Schlüsse zog – man musste nichts weiter tun, als solche Details in schlüssigem Kontext künstlich zu schaffen ... und schon hatte man ihn da, wo man ihn haben wollte.

Ich hatte ein Handy in dem Brief platziert, das dem aus dem Taxifahrerfall verblüffend ähnlich sah.
„Das...", ließ ich John stottern, „das ist das Handy ... das in Pink ..."
„Was?", fragte Lestrade verblüfft. „Das Handy aus 'Eine Studie in Pink'?"
Sherlock warf ihm einen finsteren Blick zu.
„Heißt das, Lestrade, Sie lesen Johns unsäglichen Blog?"
„Na klar", sagte Lestrade grinsend. „Sagen Sie stimmt das mit dem Sonnensystem?"
Sherlock schnaubte nur.

Dann sah er sich das Handy genauer an.
„Eine neue Nachricht ...", sagte er und öffnete die Nachricht.
Ein Zeitzeichen ertönte.
„Hier ist noch ein Foto", sagte Sherlock und öffnete es.
„Was soll das alles?", fragte Lestrade.
„Uns läuft die Zeit ab", sagte Sherlock. „Das hier soll uns zeigen, dass es wieder passieren wird."
„Was wird wieder passieren, verdammt noch mal?", sagte Lestrade.
„Bumm!", sagte Sherlock.
Entsetzt schwiegen wir einen Augenblick.

Dann zeigte Sherlock mir und Lestrade das Foto. Es zeigte einen leeren Raum und ich war gespannt, ob er ihn auf Anhieb erkannte.
Es zeigte sich, dass er das tat.
„Kommen Sie, John, Lestrade", sagte er und stürmte davon.
„Ich weiß wo das ist."
Und wir beide rannten hinter ihm her.
„Nun raus mit der Sprache, Sherlock, wo ist das? Wo müssen wir hin?", schimpfte Lestrade
„In die Baker Street. Das Bild zeigt 221C. Den Souterrain."
Lestrade schluckte und ich, John Watson, schwieg erschüttert.

„Das heißt ...," sagte Sherlock und man konnte seiner Stimme anhören, dass das Ganze begann, ihm Spaß zu machen. „Das heißt, dass der Bombenleger, und ich bin sicher, dass es sich nicht nur um ein Gasleck gehandelt hat und Ihre Leute werden das schon noch rausfinden Lestrade; dass also der Bombenleger die Möglichkeit hat, in meine Nähe zu kommen. Ohne dabei allzu sehr aufzufallen."

Ja!
Großartig Sherlock, du bist auf dem richtigen Weg!

Der Bombenleger, hatte er gesagt. Er schien sich offensichtlich nicht so leicht auf die falsche Fährte locken zu lassen, dass es sich um eine Frau handelte.
Nun musste er nur noch einen kleinen Schritt weiterdenken und dann würde er darauf kommen, dass ein Foto aus dem inneren des Hauses 221 in der Baker Street doch wohl am einfachsten für jemanden zu bewerkstelligen war, der in diesem Hause wohnte.
Also Mrs. Hudson ... oder John. Ich.

Aber soweit war er noch nicht und wieder einmal zeigte sich, dass Sherlock tatsächlich nicht so gefühlskalt war, wie er immer behauptete. Denn diese Gefühle die in ihm wohnten, blockierten seine objektive Sicht auf diese Dinge.
Aber genau so hatte ich es erwartet. Es wäre einfach zu Schade gewesen, wenn er jetzt schon die Lösung all dessen gefunden hätte. Ich wollte viel lieber noch weiter spielen.
Schließlich hatte ich vor, ihm noch weitere falsche Fährten zu servieren. Allen voran ... Richard Brook. Meinen süßen kleinen Richard, der in diesem Augenblick in einem Apartment in der Nähe des Barts auf seinen Einsatz wartete.

Vor Ort ließen wir uns von Mrs. Hudson die 221C aufsperren.
Die Räume waren kühl, feucht und dämmerig.
„Der Fluch des Souterrain", sagte Mrs. Hudson, kurz bevor Sherlock ihr in seiner unnachahmlich charmanten Art die Tür vor der Nase zuschlug und sie auf dem Flur stehen ließ.

Im Wohnzimmer, dass genau so unangenehm schimmelig roch wie die übrigen Räume, standen mitten auf dem Boden ein paar Schuhe. Ich hatte sie heute Morgen dort platziert, bevor ich nach oben in die Wohnung gegangen war. Fingerabdrücke von mir würde man selbstverständlich nicht drauf finden. Ich bin schließlich ein Profi in dem, was ich tue.
„Schuhe?!", sagte ich, John Watson, mit soviel Verblüffung in der Stimme, wie mir möglich war.
Sherlock sah die Schuhe an und näherte sich ihnen langsam.
„Vorsicht, wir haben es hier mit einem Bombenleger zu tun!", sagte Lestrade, der aus mir unerfindlichen Gründen Sherlock gegenüber eine Art Beschützerinstinkt an den Tag legte.
Nun, in dieser Situation jetzt war der tatsächlich einmal angebracht.

Sherlock hockte sich vorsichtig zu Boden und betrachtete die Sportschuhe, ohne sie jedoch anzurühren. Auch ihm schien klar zu sein, dass die Situation nicht ungefährlich war und mit dem Verbrecher, der es offensichtlich auf ihn abgesehen hatte, nicht zu spaßen sei.

Oh, Sherlock, wie recht du damit hast. Einerseits. Anderseits würden wir noch viel Spaß miteinander haben. Versprochen.

In diesem Augenblick klingelte das pinkfarbene Telefon.

Das Janus ProjektWhere stories live. Discover now