Der Weg zum Abgrund - Teil 7

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Wir wollten nach diesem, für Sherlock frustrierenden, Vorfall zurück in die Baker Street.
Der Vibrationsalarm meines Handys summte und zeigte eine eingehende Nachricht an.
Ich warf einen schnellen Blick darauf.
Verdammt.
Sherlocks fragenden Blick beantwortete ich mit: „Harry. Nichts Wichtiges."
Es war nicht Harry, natürlich nicht, denn sie existierte ja gar nicht.
Es war einer meiner Leute mit der Nachricht:
„R.B. ist in der Baker Street."
Verdammt, verdammt, verdammt, war war hier nur los? Was war mit Richard los?

Ich plapperte solange auf Sherlock ein, bis er genervt darauf bestand, dass wir in getrennten Taxis heimfuhren. Kaum war das geschehen, veranlasste ich durch ein paar Anrufe, dass sein Fahrzeug aufgehalten wurde. Ein kleiner inszenierter Unfall, eine abgesperrte Straße. Es reichte, um mir etwas Zeit zu verschaffen.

In aller Eile rannte ich in der Baker Street die 17 Stufen hoch. Mrs. Hudson schien nicht da zu sein. Die hätte sonst schon wieder neugierig durch die Tür gelinst. Gut, wenigstens ein Problem weniger.
Ich riss die Tür zu unserer Wohnung auf und starrte auf das Bild, dass sich mir bot. Richard saß auf dem Sofa. Seine Schultern bebten. Er weinte leise.

„Richard! Bist du denn von allen guten Geistern verlassen? Was zur Hölle machst du hier?"
Er sah mich mit verheulten Augen an.
„John! Ich ... ich wollte dich sehen, mit dir reden, weil ..."
Plötzlich sprang er auf und kam wie eine Furie auf mich zu.
„Du hast mich belogen, du Arsch! Du hast doch mit ihm gefickt! Ich habe euch gesehen!"

Scheiße.
Ich musste blitzschnell überlegen was jetzt zu tun war. Ich schnappte den Kleinen beim Handgelenk und zog ihn hinter mir her die Treppen runter.
Nebenbei rief ich Ms. Reily an.
Richard stolperte und protestierte, aber ich war ihm körperlich deutlich überlegen. Verflixt nochmal. Ich wollte kein Aufsehen erregen. Deswegen blieb ich mit ihm unten im Flur stehen und presste ihn gegen die Wand.
Kitty, das dumme Ding, ging endlich ans Telefon.
Ich aktivierte die Stimmverzerrer- App.
„Sie dämliches Miststück", schimpfte ich, „Ihnen ist etwas abhanden gekommen. Das darf nicht noch mal vorkommen. Ich schicke Ihnen das Päckchen nach Hause."
„Er ist seit gestern morgen weg ... ", hörte ich die sogenannte Journalistin etwas atemlos sagen.
„Nicht noch mal!", schnauzte ich.

Ich legte auf und wandte mich Richard zu.
„Jetzt hör mir mal gut zu mein Kleiner. Ja, es ist passiert. Ich hatte keine Wahl. Ich musste es tun, für meine Tarnung. Ich versuche seit gestern Morgen dich zu erreichen, um es dir zu beichten, aber der Herr musste sich ja sonst wo rum treiben!"
Ich atmete tief durch.
„Hör zu. Wir gehen jetzt da raus, setzen uns ganz gesittet in ein Taxi und du wirst die Klappe halten. Und wehe dir ..."
Ich ließ die Drohung im Raum schweben.

Dann ließ ich ihn im Hauseingang stehen, hatte innerhalb kürzester Zeit ein Taxi bekommen und winkte den Kleinen zu mir. Wir stiegen ein und ich nannte dem Fahrer Kitty's Adresse.
„Ich habe euch gesehen", sagte Richard leise. „Vorgestern Abend. Da wart ihr an diesem Tatort und ich habe das ganz zufällig mitbekommen. Wie Sherlock innerhalb von Sekunden alles gelöst hat, was die Polizei seit Stunden nicht hinbekam. Er ist wirklich großartig."
„Verflixt! Ich hatte dir doch verboten, durch die Stadt zu laufen!"
„Es hätte mich niemand erkannt."
Er schaute mich beleidigt an.

„Dann seid ihr zu Fuß nach Hause und ich bin euch gefolgt. Ich hatte so ein komisches Gefühl. Und dann kam da diese dunkle Gasse, und ihr habt ..." wieder begann er zu schluchzen.
Ja, es stimmte. Sherlock hatte den Fall, ein unbedeutender kleiner Mord, quasi im Vorbeigehen gelöst, hatte dabei Anderson, Donovan und den ganzen Rest dumm da stehen lassen (gut, dafür hatte es nicht viel gebraucht ...) und auf dem Nachhauseweg, im Rausch des Adrenalin, hatte er mich in einer sprichwörtlichen dunkeln Gasse an die Mauer gedrückt und meine Hände über meinem Kopf fest gepinnt. Mit der anderen Hand hatte er meine Hose runtergestreift, hatte mich geküsst und letzen Endes hatte er mich hart und schnell gefickt. Es war heiß gewesen, ja, auch etwas schmerzhaft, aber gerade deswegen ...

Wie auch immer. Scheinbar hatte der Kleine uns dabei gesehen.
Verdammt.
„Hör zu", sagte ich wütend.
„Ja, es ist passiert und ja, es war geil. Was soll ich etwas anderes behaupten. Aber es war auch nicht mehr als das. Wir haben gefickt. Schnell und heftig. Mit dir, mein Lieber, ist es Liebe machen."
Es war genau umgekehrt, verflucht, aber Lügen war jetzt das Einzige was mich retten konnte. Ich war so knapp davor, kurzen Prozess zu machen und Richard einfach umzubringen.

Aber ich riss mich zusammen.
Ich beugte mich nah zu seinem Ohr und flüsterte ihm drohend zu:
„Du wirst dich zusammenreißen, zu Kitty gehen und gute Miene zum für dich unverständlichen Spiel machen. Ich habe jetzt keine Zeit, näher mit dir darüber zu reden. Und ansonsten wirst ebenfalls du tun, was ich dir sage. Und zwar Wort für Wort. Ich will mit dir leben und glücklich sein, Kleiner. Aber wenn du es wagen solltest, mir in die Parade zu fahren und meine Pläne zu durchkreuzen, dann vergiss nicht wer ich bin. Wenn du Scheiße baust, verzichte ich auf mein Glück mit dir und lasse dich erschießen. Hast du mich verstanden?"
Ein Schauer rann über seinen Rücken.
Leise und drohend zu sprechen hatte offensichtlich mehr bewirkt, als mein Schimpfen vorher.
„Ja, John", sagte er eingeschüchtert.

„Gut, Kleiner. Du bleibst bei Ms. Reilly. Wage es nicht, dich dort wegzurühren und halt deine Klappe. Kein Wort über mich. Aber vergiss nicht ..."
Ich küsste ihn lange und innig.
„... Ich liebe dich."
„Ich liebe dich auch, John."
Er sah mich aus waidwunden Augen an.

Ich ließ ihn aussteigen und sah zu, wie Kitty ihn in Empfang nahm. Das Taxi war weit genug weg, dass sie mich nicht erkennen konnte. War auch besser für sie.
Der Taxifahrer allerdings hatte zu viel mitbekommen,.
Ich sandte eine Textnachricht an Mary, schickte ihr die Nummer des Cabbies und schrieb: „Kümmern Sie sich um ihn."
Mary würde das zuverlässig erledigen.
Sie erwies sich immer mehr als äußerst brauchbar.
Wenn Sherlock nicht mehr ... bei mir wäre und ich auch Richard, die kleine Zecke, endlich los wäre, würde mich mich Mary intensiver zuwenden.

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