Vierundsechzig [Dylan Special 2/4]

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Dylan's P.O.V.

Sie reißt die Tür seines Zimmers auf und bleibt sofort stehen, als sie Avery sieht. Er muss es gehört haben und ist aufgewacht und vom Bett aufgestanden.

So sollte sie es auf keinen Fall erfahren!

Ich sehe ihr stumm zu, wie sie auf ihn zugeht und ihre Hand auf seine Wange legt, woraufhin er seine Hand auf ihre legt und sein Gesicht an sie schmiegt.

Oh Bruder...

"Joy", wispert er und sofort schaltet sich mein Gehirn ein und auch ich sage "Joy."

Sie entfernt sich von ihm und starrt Ave einen Moment an, bevor sie sich zu mir dreht und mich anstarrt.

Es tut mir so leid, dass sie es so erfahren musste. Ich hätte ihr den Schmerz und die Wut, die sie gerade vermutlich belasten, nur zu gerne erspart.

Abwechselnd schaut sie mich und Avery an und ihr kommen wieder die Tränen. Scheiße verdammte, so sollte es nicht sein! Gar nichts hiervon!!

Avery haucht ihren Namen zittrig heraus und schaut sie voller Hoffnung an. Joy jedoch hebt die Hand und lässt ihn nicht aussprechen.

Sie dreht sich weg und rast auf mich zu. Ich denke, dass sie mich ohrfeigen will, doch sie geht stur an mir vorbei ohne mich auch nur anzusehen.

Avery blickt ihr perplex hinterher und sieht mich dann niedergeschlagen an. Das ist mein Stichwort, ich muss ihr hinterher. Auch Ave scheint ihr hinterher laufen zu wollen, doch ich halte ihn zurück und bedeute ihm hier zu bleiben. Laufen kommt für ihn nicht in Frage, dass verschlimmert nur seinen schon schlimmen Zustand.

Ich laufe schnell los. Im Hintergrund höre ich meinen Bruder husten, während ich gerade auf dem Flur angekommen bin und die sich schließende Treppenhaus-Tür sehe.

Avery ist mir doch hinterhergekommen, bleibt aber im Türrahmen stehen um zu Husten.

Ich drehe mich zu ihm und höre hinter mir die Tür des Treppenhauses zugehen.

"Halt sie auf, Dyl!", weist er mich an und ich verschwende keine weitere Zeit und öffne die Tür um zum Treppenhaus zu gelangen.

"ER LIEBT DICH!", schreie ich ihr hinterher, damit sie stehen bleibt und genau das tut sie auch und dreht sich zu mir.

Ich gehe, die wenigen Meter zwischen uns, auf sie zu und bleibe direkt vor ihr stehen und wiederhole sanft meine Worte.

Sie reißt die Augen auf und fragt entgeistert "Er liebt mich? Wer liebt mich? Wer ist er? Und wer bist du? Heißt einer von euch überhaupt Dylan oder war das auch gelogen?"

Überfordert über ihre Fragen, blinzle ich ein paar mal, bevor ich ihr wieder in die Augen schaue. Ich weiß nicht, ob sie wirklich Antworten erwartet, aber da sie noch hier steht, will sie wahrscheinlich wirklich die Antwort darauf hören.

"Ich heiße Dylan und er heißt Avery. Und Avery liebt dich wahrhaftig", gebe ich ehrlich zurück.

Zweifelnd schaut sie mich an und erwidert "Ach er liebt mich also? Lügt man jemanden den man wahrhaftig liebt sechs Monate ins Gesicht, verschwindet dann für fast einen Monat und dass ohne auch nur mit der Wimper zu zucken?" Verdammt sie hat vollkommen recht.

"Sechs Monate! Dylan oder Avery oder wie auch immer du heißen magst!", schreit sie und wartet noch kurz, bevor sie sich umdreht und weitergeht.

Sechs Monate, hallen ihre Worte in mir wieder. Ich kann ihre Wut voll und ganz verstehen. Wir haben sie tatsächlich über sechs Monate angelogen... Scheiße nochmal ich wäre mindestens genauso ausgerastet, wenn ich sie wäre.

Ich gebe ihr mir Allem recht, außer mit einer Sache. Und zwar, dass Avery sie ehrlich liebt.

Und das seit er mich damals nach seiner Reise, nachdem ich ihn geschlagen habe und er aus der Stadt gefahren ist, wiedergekommen ist und mich gebeten hat mich zukünftig von ihr fernzuhalten.

Natürlich habe ich es anfangs verneint und bin ausgerastet, da ich selber auch was für sie empfinde.

Doch dann habe ich eingesehen, dass es Joy gegenüber nicht fair wäre, wenn sie mit zwei verschiedenen Männern schläft ohne es zu wissen. Wir haben es besprochen und sind zum Schluss auf das Ergebnis gekommen, dass ich mich von ihr fern halte und dass, soweit es möglich ist, nur Avery mit ihr spricht und sie trifft.

Ich will ihr gerade wieder hinterherlaufen, als ich die untere Treppenhaus-Tür zuknallen höre und gleichzeitig die obere Tür sich öffnet.

"Dylan..." Ich schaue hoch und sehe, wie Avery's Augen nach hinten rollen und er zur Seite kippt.

JoyWhere stories live. Discover now