Vier

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"Du kannst dich wenigsten bedanken, dass ich die Pizza bezahlt hab", meint er schelmisch.

Währenddessen öffne ich die Schachtel und nehme mir ein Stück von dem essbaren Gold. Mit vollem Mund antworte ich ihm "Danke, aber ich gebe dir natürlich das Geld."

"Man redet nicht mit vollem Mund, Joy", belehrt er mich.

"Das ist mir egal", erwidere ich zwischen zwei Bissen.

"Und du brauchst es mir nicht zurückzuzahlen."

"Doch", antworte ich wild entschlossen. Wofür hat man einen reichen Vater, der alles bezahlt?

"Nein", protestiert er ebenfalls wild entschlossen. "Aber du kannst dich revanchieren", meint er zwinkernd.

"Eww... da bezahle ich lieber 100 Pizzen", antworte ich tonlos und wieder mit vollem Mund.

Genüsslich lecke ich mir Finger, da das Stück in meiner Hand fertig ist.

"Wozu das ganze Theater?", frage ich und wedle mit der Hand bevor ich mir ein zweites Pizzastück nehme.

"Welches Theater? Ich bin doch nur nett zu meiner neuen Nachbarin."

"Ach? Bist du immer so nett zu deinen Nachbarn?"

Daraufhin grinst er nur frech. Ich wusste es.

Ich mustere ihn, versuche mir ein Bild von seinem Leben zu machen. Von dem, was er denkt.

"Du verheimlichst irgendetwas", komme ich zum Entschluss.

Seine Augen weiten sich, bevor er sich wieder im Griff hat und seine Gesichtszüge sich entspannen. "Und was wäre das?"

"Das weiß ich noch nicht, aber ich werde es herausfinden", sage ich energisch, bevor ich den letzten Bissen des zweiten Stücks aufesse.

"Na dann viel Glück dabei, denn es gibt rein gar nichts was du herausfinden kannst", meint er und nimmt sich auch ein Pizzastück aus der Schachtel.

'Hey, das ist meine Pizza' will ich gerade schreien, entscheide mich aber dazu nichts zu sagen.

"Du scheinst mir eher was zu verheimlichen. Was ist deine Geschichte", fragt er und es sieht aus als würde er es ehrlich meinen, dass er meine Geschichte hören will.

Interessiert schaut er mich erwartungsvoll an.

"Mein Vater führt eine Autofirma und scheißt Geld. Deswegen dieses luxuriöses Apartment", ich öffne meine Arme und deute auf das Apartment.

"Eine Prinzessin also. Bekommst alles in den Arsch geschoben."

Ich zucke die Schultern, denn es stimmt. Was soll ich schon dazu sagen.

"Und deine Mutter?"

Diese Frage durchzieht meinen ganzen Körper mit Schmerz.

"Darüber möchte ich nicht reden", gebe ich ein wenig quälend von mir und versuche die Tränen zu unterdrücken. Was mir auch erstaunlicherweise gelingt.

Dylan neigt seinen Kopf zur Seite und schaut mir in die Augen, während er seine Unterarme an der Theke abstellt und sich zu mir über die Theke leicht rüber beugt.

Es fühlt sich an als würden Minuten vergehen in denen wir uns tief in die Augen starren.

Dann beißt er in seine Pizza, doch er lässt seinen Blick auf mir ruhen. Auch während er kaut.

Gebannt schaue ich ihm ebenfalls in seine Augen. Dieses silber, einfach faszinierend.

"Und wie ist deine Geschichte?", unterbreche ich unseren Blickduell. Ich würde echt gerne Wissen, was hinter diesen silbernen Augen versteckt ist.

Er zuckt mit den Schultern. "Keine besondere Geschichte", antwortet er nur knapp.

Er legt sein halb aufgegessenes Pizzastück zurück in die Schachtel und geht um die Theke zu mir rum. Langsam beugt er sich zu mir und flüstert mir ganz nah am Ohr "Vielleicht erzähle ich sie dir mal, Prinzessin."

Dann verschwindet er zur Tür hinaus und lässt mich neugierig zurück.

JoyWhere stories live. Discover now