Neunundvierzig

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Mit aufgerissenen Augen starre ich das Ding in seiner Hand an, als wäre es aus einer anderen Welt.

"Baby? Willst du nicht rangehen?" Ich reiße meinen Kopf zu ihm hoch und schaue direkt in seine silbernen Augen, dich mich fragend fixieren.

Twyla kommt zwischen uns und nimmt Dylan das Smartphone aus der Hand. Mit einem 'Hier bei Joy Collister' geht sie ran und lauscht der Person am anderen Ende der Leitung.

Sie nickt zwei drei mal, bedankt sich dann und legt auf. Mit angehaltenem Atem starre ich ihren Rücken an und warte bis sie mir das Ergebnis mitteilt. Warte! Nein, Dylan soll es nicht so erfahren. Sprich es nicht aus, Twyla! versuche ich ihr stumm mitzuteilen, als sie sich zu uns umdreht.

Dylan schaut verwirrt zwischen uns hin und her und sein Blick bleibt auf Twyla, als sie zum Reden ansetzt.

"Joy, dein Tante grüßt dich ganz herzlich", meint sie und geht an uns vorbei ins Schlafzimmer. Was? Ich habe doch gar keine Tante? Was geht hier ab?

Nach einer kurzen Denkpause, blüht es mir ein. Es war Dr. Moore, doch sie hatte wohl meine stumme Bitte von vorhin mitbekommen und gelogen. Schlaues Mädchen.

"Du hast eine Tante?", fragt Dylan mit immer noch verwirrter Miene.

"Nein. Ja. Ich meine... Ich hab vor kurzem von ihr erfahren", versuche ich zu erklären.

"Okeeey?", meint er und beugt sich zu mir vor um mich zu küssen, doch ich stoße ihn von mir weg, was mir einen verdutzten Blick seinerseits einbringt.

"Was ist los mit dir?"

"N-Nichts, ich nur... Ich hab mich ein wenig erkältet und will dich nicht anstecken."

Er beugt sich erneut zu mir runter. "Das ist es mir wert", sagt er und küsst mich zärtlich. In seinen Kuss hinein seufze ich und lasse mich gegen ihn fallen. Der Kuss artet ins leidenschaftliche und ich verdränge in dem Moment alle meine Gedanken und gebe mich vollkommen den Kuss hin.

Ich vergrabe meine Hände in seinen Haaren und er zieht mich näher an sich, sodass sich seine Körperwärme auf mich überträgt.

Dieser Kuss ist einfach perfekt, nicht wie die bisherigen, die nach Sex schreien. Nein, dieser Kuss ist einfach nur zärtlich und hat einen leidenschaftlich romantischen Touch.

Unsere Zungen bewegen sich langsam und sanft im Rhythmus des anderen.

Doch plötzlich taucht das Wort Ergebnis vor meinem inneren Auge auf und ich stemme mich gegen Dylan's Brust und drücke ihn von mir weg.

Seine silbernen Augen mustern mich und ich drohe dahinzuschmelzen.

"Du solltest jetzt gehen, bevor du auch noch krank wirst", sage ich bestimmt und drücke ihn Richtung Apartmenttür.

Mit einem Lächeln auf den Lippen verschwindet er ohne Widerworte und lässt mich alleine mit meinen Sorgen und Gedanken. Nachdem ich die Türe geschlossen und abgesperrt habe, drehe ich mich schnell um und laufe ins Schlafzimmer zu Twyla.

Sie sitzt auf dem Bett und zupft sich imaginäre Fusel von der hellen Jeans.

"Und?" Meine Stimme bebt. Einerseits will ich es nicht wirklich wissen, andererseits brenne ich darauf es zu erfahren.

Langsam steht sie auf, zuckt mit den Schultern und lächelt unschuldig "Ich schätze du wirst Mutter."

JoyWhere stories live. Discover now