Sechsundzwanzig

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Eine Hand hält das Tablett über meiner Hand und zieht es bedacht zögernd von mir weg. Er legt das Tablett auf den Tresen rechts von ihm ab und kommt noch einen Schritt näher. Da ich schon an der Wand stehe, kann ich nicht weiter hinter. Sein Grinsen erlischt langsam und in seinen grünen Augen lodert Verlangen.

Wie in Zeitlupe hebt er seinen rechten Arm und legt ihn um meinen Nacken. Die andere Hand umfasst meine Taille. Er beugt sich zu mir runter und verteilt federleichte Küsse auf meinen Nacken. Die Küsse wandern hinter mein Ohr und er raunt "Ich sag doch, dass sich viele an heiße 23 Jährige ranmachen wollen." Ich muss bei dieser Aussage grinsen.

Dann macht er weiter mit den federleichten Küssen. Ich drehe meinen Kopf auf die Seite um es ihm leichter zu machen. Sein Mund wandert meinen Hals hinab zu meinem Schlüsselbein.

"Aber du bist weder betrunken, noch ein Schwein", hauche ich.

Sein Mund löst sich von meiner Haut und seine stechend grünen Augen schauen mich an "Da hast du recht", sagt er und hebt mich hoch. Instinktiv schlinge ich meine Beine um seine Hüften und meine Arme um seinen Hals.

Er legt seine weichen Lippen auf meine, wobei ich stöhnen muss und meinen Mund leicht öffne. Er nutzt sofort die Gelegenheit und schiebt seine Zunge durch seine Lippen, direkt in meinen Mund. Unsere Zungen tanzen Tango und ehe ich mich versehen hab, sitze ich auf dem Tresen und Reece steht zwischen meinen Beinen.

Ich greife nach seinen braunen Locken und ziehe leicht daran. Er festigt seinen Griff um meine Taille und lässt mich wieder aufstöhnen.

"Joy", wispert er heiser und lässt von meinen Lippen ab.

"Reece", schnaufe ich atemlos als er wieder meinen Nacken küsst.

Bei der Erwähnung seines Namens stöhnt er, was wiederum mich aufstöhnen lässt.

Ich nehme seinen Kopf zwischen meine Hände und ziehe sein Gesicht zu meinem um ihn zu küssen. Der Kuss wird immer leidenschaftlicher. Ich drücke ihn von mir weg und er schaut mich besorgt an. Angetörnt von seiner Besorgnis beiße ich mir auf die Unterlippe und greife grinsend nach dem Saum seines Shirtes.

Er seufzt kaum hörbar und schließt die Augen. Dann hält er meine Hand auf, bevor sie sein Shirt weiter nach oben schieben kann.

Mein Grinsen vergeht sofort und ich schaue ihn fragend an.

"Wir können das nicht", sagt er und macht einen Schritt hinter "Du bist meine Angestellte", schiebt er hinterher.

Verdammt, es war doch gerade so schön.

"J-Ja, du hast Recht", stimme ich ihm zu und hüpfe vom Tresen.

Er kratzt sich verlegen am Hinterkopf, während ich meine Klamotten zurecht schiebe und dann zu ihm hochschaue. Wir starren uns gefühlte Minuten an.

"Das wäre falsch", breche ich letztendlich die peinliche Stille.

Er lächelt mich entschuldigend an "Dann lass uns weitermachen."

Geschockt reiße ich die Augen auf. Er hat doch gerade gemeint, dass wir das nicht tun können.

"Mit den Tischen", erklärt er als er meinen Gesichtsausdruck sieht und fängt an zu lachen.

Oh. Ich stimme in sein herzhaftes Lachen mit ein.

"Natürlich, die Tische."

Nachdem wir die Tische aufgeräumt haben, schließt Reece die Bar ab und wir gehen auf den Parkplatz gegenüber vom Strand.

"Soll ich dich nach Hause fahren?"

"Nein, ich glaube dass würde ausarten", lehne ich dankend ab.

"In was soll es bitte ausarten? Na komm schon steig ein, ich fahr dich."

"Ähm... Ok." Ich steige neben Reece auf den Beifahrersitz seines Jeeps.

Während er den Motor startet, schnalle ich mich an und warte.

"Du musst mir schon sagen wohin, ich kann nicht Hellsehen." Er schmunzelt.

Ich lache. "Woher soll ich wissen, ob du Hellsehen kannst oder nicht?" Jetzt lacht er.

"3255 Granville Ave", sage ich ihm endlich meine Adresse und er fährt grinsend los.

"Also erzähl mir was über dich."

"Was?", geschockt schaue ich den Spanier mit den stechend grünen Augen und den braunen Locken neben mir an.

Er wiederholt seine Frage und fügt ein "Der Weg dauert eine viertel Stunde, also sollten wir die Zeit damit verbringen uns besser kennenzulernen."

"Ok... Was willst du wissen?"

"Erzähl mir von dir, deine Hobbys zum Beispiel."

"Ich also... Ich fechte gerne, habe Kunst an der University of Colorado Denver und ich würde gerne das Surfen lernen."

Reece schaut mich interessiert an, denn wir stehen an einer roten Ampel.

"Du bist ein hochinteressantes Mädchen, Joy", meint er und fährt wieder los.

Was? Warum sagt er das jetzt? Genau in diesem Moment, wo ich mich langsam daran gewöhne nicht mehr an Dylan zu denken, erinnert Reece mich an ihn. Du bist ein hochinteressantes Mädchen, Joy Collister. Das hat Dylan damals bei der Basketballwette gesagt. Seine Worte waren süß und ehrlich und es hat mir viel bedeutet es aus seinem Mund zu hören. Ich weiß nicht was mit Dylan zur Zeit los ist, aber er verhält sich mehr als nur eigenartig.

Um auf andere Gedanken zu kommen frage ich Reece, was seine Hobbys sind.

"Die Bar nimmt viel von meiner Zeit in Anspruch, deswegen habe ich nicht wirklich Hobbys. Doch ich erwäge sie zu schließen und wieder zurück nach Spanien zu gehen."

"Was?", frage ich geschockt. Das ist mir neu, ich wusste nichts davon.

"Keine Angst nicht in abwägbarer Zeit, ich kann doch meine Angestellte nicht im Stich lassen."

Ich erhole mich wieder von meinem Schock "Das will ich auch hoffen, Mister. Sonst zupfe ich dir jede einzelne Locke von deinem Kopf", gebe gespielt ernst zurück.

"Das würde ich an deiner Stelle nicht tun", sagt er und ich sehe ihn fragend an.

"Meine kleine Schwester, Antonia, würde dich killen. Sie liebt es meine Haare mit ihrem pinken Glitzerzeug zu schmücken."

Ich sehe zu ihm rüber, fange heftig an zu lachen und halte mir dabei den Bauch.

"Das ist mein Ernst, sie würde aus dem Kindergarten fliehen und dich suchen."

"Hör auf", versuche ich ihn zu stoppen, denn mein Bauch tut schon ganz weh vor lachen.

Voller Lachtränen in den Augen bemerke ich aus dem Augenwinkel wie wir vor dem Gebäude meines Apartment anhalten.

"Sie würde dich mit ihrem rosanen Staub bewerfen und einen Zauberspruch aussprechen, der dich deine Haare verlieren lässt", spricht er weiter und lässt mich abermals auflachen.

"Hör auf mein Bauch tut schon weh", meine ich und wische mir eine Träne aus dem Gesicht.

Reece schnallt sich ab und schaut zu mir rüber. Seine stechend grünen Augen lassen mich sofort aufhören zu Lachen und ziehen mich in ihren Bann.

Ich gebe noch einen letzten kleinen Lacher von mir, während ich in diese Augen vor mir starre, die mich mustern.

Und dann ist es so ruhig im Wagen, dass man eine Nadel fallen hören könnte.

"Ich sollte gehen", sage ich, bleibe aber dennoch sitzen und starre ihn weiter an.

"Ja, dass sollest du", stimmt er mir zu, lässt aber seinen Blick nicht von mir.

Ich schnalle mich ab ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, lehne mich zu ihm vor und küsse seine Lippen. Er zieht mich näher zu sich und vertieft den Kuss.

"Was ist mit deinem 'Du bist meine Angestellte' -Vortrag?", frage ich in einer kurzen Atempause.

"Vergiss das wieder", meint er und zieht mich auf sich. Plötzlich befinde ich mich auf seinem Schoß, unsere Zungen ineinander gefädelt.

JoyDonde viven las historias. Descúbrelo ahora