Eine Überraschung und Feldarbeit

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Leonie begibt sich am Morgen zum Dorf, um Jan und seine zwei Kumpel zu beobachten, wie sie sich Essen holen. Doch sie wartet vergebens. Die drei kommen nicht. Sie geht hoch zum Bunkereingang und findet diesen geschlossen.

Dies ist das erste Mal, dass sie eine solche Abweichung von der morgendlichen Routine beobachtet, und sie wundert sich, was ihr Grund sein könnte. Nachdenklich betrachtet sie das Tor zum Bunker.

Sie zuckt mit den Schultern und beschliesst, zunächst auf Nahrungssuche zu gehen und später nochmals zurückzukehren.


Später, die Sonne steht schon hoch am Himmel, befindet sie sich wieder in ihrem Versteck am Waldrand und beobachtet das Treiben im Dorf. Sie hat einige Aprikosen gefunden und nimmt ihr Mittagessen ein. Auch wenn sie die Früchte mag, hat sie langsam genug davon.

Da sieht sie, wie eine Gruppe von Leuten, vom Bunker her kommend, das Dorf betritt. Es sind mehr als sonst. Fünf. Sofort erkennt sie Jan und seine beiden Kumpel. Letztere tragen die leeren Körbe. Leonie braucht einen Moment, um zu realisieren, wer die beiden anderen sind: Silvan und Jenna. Jenna hat die Haare irgendwie hochgesteckt oder um den Kopf geflochten.

Jan und seine Leute werden vom langhaarigen Mann aus dem Dorf begrüsst. Bald kommen weitere Leute hinzu. Der Langhaarige und Jan reden miteinander.

Nach einer Weile trennt sich die Gruppe auf. Zwei Frauen führen Jenna und Silvan in ein Haus im Dorfzentrum. Jan und seine Leute tauschen ihre leeren Körbe gegen volle aus und kehren Richtung Bunker zurück.

Leonie bleibt beim Dorf und beobachtet das Haus, in welchem Silvan und Jenna verschwunden sind.

Sie denkt an das Chippen, von dem Anna erzählt hat. Die Prozedur, welche die Menschen im Dorf gefügig macht, und die Jan dazu missbraucht, die Menschen zu unterjochen.


Eine ganze Weile später, Leonie hat schon fast die Geduld verloren, erscheinen die zwei wieder, zusammen mit den beiden Frauen. Sie haben ihre Kleidung gewechselt und tragen jetzt einfache, braune und beige Gewänder wie alle anderen Dorfbewohner.

Sodann marschierten die vier durchs Dorf. Offenbar zeigen die Frauen Silvan und Jenna die lokalen Attraktionen, denkt sich Leonie, was immer die sein mögen. Dann begeben sie sich zu einem Haus. Eine der Frauen betritt es und kommt kurze Zeit später mit verschiedenen Gegenständen beladen wieder heraus. Leonie kann nicht genau erkennen, worum es sich handelt, möglicherweise um Werkzeug. Danach gehen sie auf eines der Felder hinter dem Dorf.

Da die Felder weit von ihrem Beobachtungspunkt entfernt sind, kann Leonie nicht genau erkennen, was jetzt geschieht, aber kurze Zeit später knien Silvan und Jenna am Boden, offenbar mit Jäten beschäftigt.

Leonie beobachtet die zwei bei ihrer Arbeit. Zunächst werden sie eingewiesen, doch später gehen die Frauen auf einen anderen Teil des Feldes und beginnen dort zu arbeiten. Silvan und Jenna sind alleine.

Sie könnten jetzt aufstehen und davonrennen. Niemand könnte sie daran hindern. Doch sie tun es nicht.


Später umrundet Leonie das Dorf, um näher an die ihre Freunde heranzukommen. Vom Gebüsch auf der Seite der Felder sieht sie den Ausdruck in ihren Gesichtern. Sie scheinen auf ihre Arbeit konzentriert. Ernst und ruhig. Der Gesichtsausdruck kommt ihr bekannt vor. Sie kennt ihn von den Dorfbewohnern.

Manchmal kommt eine der beiden Frauen, die immer noch auf dem gleichen Feld arbeiten wie Silvan und Jenna, zu ihnen und spricht sie an, offenbar nach der Arbeit fragend.

Leonie hofft, dass die zwei näher an den Waldrand kommen, oder dass die Leute aus dem Dorf anderswo arbeiten gehen. Sie brennt darauf, mit ihnen zu sprechen. Aber es bietet sich keine Gelegenheit.


Gegen Abend kehren Jenna und Silvan mit den anderen Leuten zurück ins Dorf. Sie verschwinden im Haus, in welchem sie sich am Morgen umgezogen haben.

Leonie bleibt noch eine Weile sitzen und beobachtet das Haus, in dem ihre Freunde verschwunden sind. Sie überlegt sich, ob sie dort einbrechen soll, in der Nacht, um Jenna und Silvan rauszuholen, doch sie entscheidet sich dagegen. Sie hat am Abend mindestens sechs Leute in das Gebäude hineingehen sehen.

Auf dem Rückweg in ihr Lager beschliesst Leonie, am nächsten Tag mit Silvan und Jenna Kontakt aufzunehmen, um jeden Preis. Sie will wissen, was mit ihnen los ist. 

Ob sie sich an die Freiheit erinnern, die Jan ihnen geraubt hat?

Welt der RuinenWhere stories live. Discover now