Ein grausiger Fund, und ein heranziehender Abend

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Silvan und Klaus folgen dem Rand der Lichtung. Leonie überlegt, ob sie sich ihnen anschliessen soll, aber sie sieht nichts, was dort interessant sein könnte. Rosie macht sich irgendwo im zerfallenen Gebäude zu schaffen. Jenna steht neben einem bröckeligen Betonblock. Sie hat ihren Rucksack auf dem Boden gestellt und schaut den Jungs zu. Ihr Kopf bewegt sich langsam hin und her, während sie mit den Fingern ihre Lippen knetet.

Leonie setzt ihren Rucksack neben Jennas ab und marschiert zum Gebäude, in dem Rosie verschwunden ist. 

Der Boden der Eingangshalle ist mit Trümmern bedeckt und von Pflanzen überwachsen. Rosie steht am anderen Ende der Halle und blickt in einen angrenzenden Raum. 

Leonie sucht sich einen Weg durch das Chaos und gesellt sich zu Rosie. „Hast du was gefunden?".

„Nicht viel."

Der Raum vor ihnen ist ein dunkles Treppenhaus. Rosie beleuchtet ihn mit der Taschenlampe ihres Smartphones. Der modrige Geruch von stehendem Wasser hängt schwer in der Luft. Etwa ein Stockwerk unter ihnen liegt eine dunkle, reflektierende Wasseroberfläche.

„Der Keller ist überflutet." Rosies Stimme ist leise.

Leonie nickt, dann schaut sie nach oben. Die Treppe besteht aus verrostetem Metall, und einige der Stufen fehlen. Der Rest führt in den oberen Stock. „Hier sollten wir wohl nicht versuchen hochzusteigen."

Rosie schaltet ihre Lampe aus. „Sicher nicht." Sie zieht sich aus dem Treppenhaus in die Halle zurück. „Was ist hier los?" Sie blickt sich unruhig um, während sie mit der rechten Hand an ihren Locken zieht.

Leonie zuckt mit den Schultern. Die Ereignisse der letzten Minuten machen sie immer ratloser. Das ungute Gefühl, das wie eine fette, schwarze Katze in ihrem Hinterkopf lauert, wird stärker und verscheucht die Müdigkeit, welche die Wanderung in ihren Beinen zurückgelassen hat.

„Komm, lass uns zu den anderen gehen", sagt Rosie. Sie schlingt sich die Arme um den Oberkörper, als ob sie frieren würde.

„OK", antwortet Leonie und beginnt, auf den Ausgang zuzugehen. Sie umrundet einen verrosteten Metalltisch, als sie mit dem Fuss gegen ein Hindernis stösst. Sie schaut zu Boden und blickt in die Augenhöhlen eines Schädels. „Was zum Teufel...".

Rosie tritt neben sie. Als sie den Schädel sieht, gibt sie einen lauten Schrei von sich. Dann krallt sie sich an Leonies Arm fest.

„Was ist passiert", ruft Silvan, vom Eingang her. Seine Stimme ist besorgt.

„Schau dir das an." Leonie zeigt auf ihren grinsenden Fund.

Silvan, gefolgt und Klaus und Jenna betreten den Raum und gesellen sich zu den Mädchen.

„Mist", meint Klaus.

Silvan kauert sich nieder und berührt den Fund mit einem Finger.

„Igitt", sagt Jenna, „lass das in Ruhe".

„Ist nur Knochen." Silvan drücht seinen Finger gegen den Schädel und stösst ihn um. „Der muss schon ziemlich alt sein."

Leonie sucht mit ihren Augen den Boden ab, in der Erwartung, weitere Knochen zu entdecken. Zu ihrer Erleichterung sieht sie nur Schutt und Pflanzen.

„Ich will hier raus." Rosie wendet sich vom Schädel ab und stolpert auf den Ausgang zu, ihre Augen starr nach draussen gerichtet.

„Gute Idee!" Jenna nickt und folgt ihr.

„Ich sehe keine weiteren Knochen." Auch Leonie hat genug und wendet sich dem Ausgang zu. „Gehen wir doch auch raus."

Silvan steht auf und nickt.

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