54.

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Als ich um kurz nach halb sieben endlich das Gefühl habe alles erledigt zu haben, mache ich essen. Ich beschließe, dass es Fajitas geben wird und beginne zu werkeln, als alles fertig am Tisch steht, rufe ich nach Evan, der bis jetzt ziemlich still war. Ungewöhnlich für ihn, aber okay. Als er nach Minuten die Treppe runter stolpert, erkenne ich auch wieso er so still war. Er hat geschlafen. Immer noch im Halbschlaf registriert er, dass es essen gibt und innerhalb von wenigen Augenblicken ist er putzmunter.

Ehe ich mich versehe ist es halb acht und die ersten Cheerleader treffen ein. Deswegen ziehe ich kurz meine Uniform über während Cass in der Küche die Snackvorbereitungen überwacht. Pünktlich um 8 Uhr stehen die zehn neuen Mitglieder vor der Tür. Fast so als hätten sie gewartet bis es endlich acht wird und sie eigentlich schon zehn Minuten vor der Tür stehen. Bei diesem Gedanken muss ich grinsen, denn eine alte Freundin von mir, Lola, hat das immer so gemacht. Im ganzen Trubel, der in letzter Zeit so stattgefunden hat, habe ich total vergessen, dass mein Leben nicht immer hier stattgefunden hat. Es ist etwas erschreckend, wie leicht ich meine Vergangenheit manchmal ausblende, aber irgendwie gefällt mir das Gefühl auch. Ich fühle mich als hätte ich keine größeren Probleme als Liebesprobleme und meinen Cheerleaderalltag. Aber dann erinnere ich mich schlagartig wieder daran wie mein Leben vorher war, wie sehr mir meine Mutter fehlt und zu welchen taten mein Vater fähig ist. In diesen Momenten kommt alles hoch, was ich sonst so erfolgreih unterdrücke. Aber es gehört nunmal alles zu meinem Leben. meiner Geschichte. Schnell schüttle ich diese Gedanken ab und verfolge das Gespräch das sich soeben ergeben hat. ALs ich schließlich alle bitte sich zu setzen, wird es still im Raum.

"Lu, ich bin bei den Jungs. Bin nicht so bald wieder zurück." ruft Evan bevor ich die Tür ins Schloss fallen höre. Danach beginnen wir mit unserer Aufnahme. Schneller als ich mich versehe ist es auch schon vorbei und ich bin alleine Cass musste auch schon los, da ihre Mutter meinte sie müsse zuhause sein, wenn ihre Familie da ist. Deswegen komme ich einmal mehr auf das Thema zurück über das ich mir am meisten Gedanken mache: Zack. Ich habe natürlich nicht vergessen, was ich im Cafe gehört habe, trotzdem kann ich ihm nicht einfach so vergeben und alles ist vergessen. Ich bin weder Jesus noch hab ich irgendwelche Gedächtnissprobleme. Tagelang überlege ich nun, was ich tun soll. Immerhin kann ich nicht einfach zu ihm hingehen und ihm alles was mich nervt einfach so auf die Nase binden. Was nervt mich überhaupt? Dass er mit Elizabeth im Bett gelandet ist? Dass er mein Vertrauen gebrochen hat? vermutlich trifft es das schon eher. Aber irgendwie ist meine Wut auf ihn auch ein wenig verraucht, seit ich Elizabeths und seine Geschichte kenne. Das er sie abgeschrieben hatte und nicht mehr an ihr interessiert ist, dämmt den Schmerz etwas ein.

Dann plötzlich fällt es mir ein. Die Sache die mich am Meisten stört sind die Worte von Collins. Nämlich, dass Zack nur mehr die Hälfte trainiert und sie deswegen leicht zu besiegen sein werden. Ich kann nicht der Grund sein warum die Jungs ihre Sportkarriere verspielen. Denn soweit ich weiß wollen alle weiterspielen, auf dem College. Wenn sie eines der wichtigsten Spiele der Saison verlieren haben sie keine guten Chancen auf einen Platz in irgendeinem College Team. Und es wäre meine Schuld. Denn das Spiel hängt nunmal vom ganzen Team ab und dazu gehört auch Zack. Diese Gedanken beschäftigen mich bis ich schließich einschlafe. Das ganze Wochenende mache ich mir Gedanken wie ich es wiederhinbiegen kann. Als ich einmal angefangen habe, beginne ich mir die schlimmsten Szenarien auszumalen. In einem enden wir alle auf der Straße und stehen um eine Tonne in der Feuer brennt. Also soviel zu meiner regen Phantasie. Gut manchmal gerate ich etwas außer Kontrolle, aber das zeigt, dass es mich beschäftigt.

Als am Montag Morgen mein Wecker klingelt, seufze ich laut. Ich habe gerade Mal vier Stunden geschlafen, immer wieder bin ich aus meinen süßen Träumen hochgeschreckt.

Schnell springe ich aus dem Bett und ins Bad, nach so einer Nacht hilft nur mehr kalt duschen. Als ich in ein weiches Handtuch eingewickelt und immerhin schon fertig geschminkt zu meinem Kleiderschrank gehe, fällt mir der kleine Ring auf, der am Boden neben meinem Bett liegt. Ich kann mich nur mehr erinnern, dass ich ihn nach der Party einfach durch den Raum geschmissen habe. Schnell hebe ich ihn auf und sehe ihn an. Als ich ihn leicht in meinen Fingern drehe blitzt etwas auf. Zachery Bennet, steht in zierlichen Buchstaben, die so gar nicht zu dem großen Jungen passen wollen zu dem der Name gehört, auf dem Ring. 2014,2015,2016 steht daneben. Die Jahre in denen Zack Captain des Teams war und ist. Doch was mir wirklich die Sprache verschlägt ist der blaue Stein, er glitzert in der Sonne so wunderschön. Ich habe den Ring zwar oft beobachtet, doch noch nie in direktem Sonnenlicht. Automatisch stecke ich ihn mir an den Finger und gehe weiter zu meinem Kasten um mir etwas zum anziehen zu suchen. Ich entschließe mich für ein weißes dreiviertel Top, dass eng anliegt und eine hellblaue High-waist Jeans. Schnell flechte ich meine Haare etwas ein, sodass sie mir nicht ins Gesicht fallen und mache mich auf den Weg nach unten. Schnell packe ich ein Sandwich in meine Tasche und mache mich auf die Suche nach Evan. Erst als ich das poltern höre und Evan die Treppe beinahe runterfällt, erkenne ich, dass er wohl verschlafen hat, denn sein Haar steht in alle Richtungen ab und sein Tshirt steckt an manchen Stellen in seiner Hose, die er wohl gerade noch übergezogen hat.

"Komm schon, wir müssen los." sage ich während ich ihm sein Sandwich reiche. Obwohl ich so wenig geschlafen habe, bin ich (noch!) voller Energie. Grummelnd steigt Evan ins Auto, habe ich mal erwähnt, dass er kein Morgenmensch ist? Das war eine Untertreibung. Wenn er nicht in die Schule müsste, würde er vermutlich erst gegen Nachmittag aufstehen. Als wir an der Schule ankommen springe ich gut gelaunt aus dem Auto und gehe auf unsere Freunde zu.

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