28.

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Ich spiele mein Herz heraus und ich weiß genau, dass man es auch unten noch hören kann, da unser ganzes Haus ziemlich offen ist. Als ich geendet habe, laufen mir Tränen ungehindert über die Wange. Doch als ich ein leises klopfen an der Tür höre, reiße ich mich zusammen.

"Ja." Sage ich, meine Stimme ist heißer und angespannt.

"Lu? Alles okay?" Höre ich die zarte Stimme meiner besten Freundin. "Wieso sitzen die Jungs im Wohnzimmer, schweigen wie Gräber, während Zack mit wütenden Gestampfe Kreise zieht?" Noch hat sie nicht gesehen, dass ich geweint habe, deswegen, versuche ich meine Tränen unbemerkt wegzuwischen, damit es nit ganz so schlimm aussieht. Ich sehe nach dem weinen aus, wie ein Uhu nach einem Waldbrand.

"Naja, lange Geschichte." Sage ich, als ich mich am Klavier abstütze um mich schmerzfrei aufzurappeln.

"Lu? Was ist geschehen?" Ihre Stimme wird eine Oktav höher und deswegen mega quitschig.

"Warte mal, lass mich zum Bett gehen." Sage ich mit zusammengebissenen Zähne. Als ich mich auf das Bett fallen lasse, beginne ich zu erzählen. Als ich ihr nach einiger Zeit alles mit meinem Vater geschildert habe, fällt sie mir ins Wort.

"Wieso hast du nichts gesagt? Ich hätte dir helfen können." Sagt sie traurig.

"Und was hätte das gebracht? Außer, dass du dir Sorgen gemacht hättest." Frage ich sie, mit leiser Stimme. "Ich bin ja klar gekommen." Damit schließe ich sie in meine Arme.

"Naja, jedenfalls hat sich Zack so gut um mich gekümmert und naja..." damit erzähle ich ihr alles was danach geschehen ist.

"Was ist sein Problem?" Zischt sie, als ich nichts mehr zu sagen habe. "Ich werde ihn jetzt vermöbeln! Das kann er meiner besten Freundin nicht antun!" Ruft sie wütend.

"Ich weiß es nicht." Sage ich, wobei ich in ihren Armen schluchze, was sie zurückzuhalten scheint.

"Und morgen bist du noch freigestellt? Und mit diesen Idioten in einem Haus." Fragt sie mich plötzlich.

"Wer sagt, dass sie bleiben?" Frage ich sie zwischen meinen Schluchzern.

"Naja, ihr 'offizieller' Grund warum sie morgen auch noch zu Hause bleiben, ist sich um dich zu kümmern." Sagt sie etwas in Gedanken versunken. "Hey, weißt du was? Mein Dad ist Arzt im Krankenhaus. Ich wette er kann mehr für dich tun, als diese läppischen Schmerztabletten. Ich wette, die wirken nichtmal wirklich." Sagt sie plötzlich, wobei ich ihre Vermutung mit einem Nicken bestätige. "Ich werde ihn anrufen, damit er vorbei kommt." Beschließt sie. Obwohl ich versuche sie davon abzubringen, tut sie es trotzdem. Wenig später klingelt es an der Haustür. Cass lässt mich nicht aus ihren Armen, in denen ich mich inzwischen beruhigt habe, sodass alles was mich nun schüttelt, ein böser Schluckauf ist.

Nur Sekuden nachdem es an der Tür geklingelt hat, wird die Tür zu meinem Zimmer aufgerissen und Evan tritt herein, hinter ihm die Jungs, vorne weg, Zack. Als mich Evan in Cass Armen sieht, wechselt der besorgte Gesichtsausdruck zu einem verwirrten.

"Cass, wieso steht ein Arzt vor der Tür?" Fragt er, als er die Situation ein wenig überdacht hat.

"Ich bin Cassidys Vater und sie hat mich gerufen, um der jungen Dame etwas wirkvolles zu verschreiben. Sie können meinetwegen bleiben, wenn dass für dich kein Problem ist." Sagt Cass' Dad freundlich, wobei er mich ansieht. Ich nicke leicht.

Jetzt weiß ich woher Cass ihre Meergrünen Augen hat...

"Hallo, mein Name ist Cameron. Die berühmte Lauren nehme ich an." Sagt er während er sich zu mir und Cass setzt und mich freundlich anlächelt.

"Ja und danke, dass sie meinetwegen gekommen sind." Sage ich, als ich ihn ebenfalls leicht zulächle.

"Für das Mädchen, in der Cass die erste beste Freundin gefunden hat, immer doch." Sagt er, mit einem kleinem lachen.

"Cassidy, bring mir bitte meinen Koffer und Lauren, leg dich bitte hin, damit ich mir die Verletzungen ansehen kann. Wie er es mir geheißen hat, lege ich mich auf den Rücken und ziehe mein Top hoch.

Scharf zieht Cass Dad die Luft ein. "Darf man fragen, wie das passiert ist?" Wendet er sich a Evan. Froh darüber, dass ich die Geschichte nicht erzählen muss, schalte ich ab.
Erst als Cass Dad meinen Bauch abtastet falle ich aus meiner Gedankenlosigkeit.

"Okay, hast du noch einen davon?" Fragt er mich und ich drehe mich um. Dort beginnt die Prozedur von vorne, wie tastet er die Ränder ab und dann die wichtigen Knochen in der Region. Als er fertig ist, stehen mir die Tränen in den Augen.

"Ich gebe dir eine kühlende Salbe, damit sollte die Schwellung bald zurück gehen. Damit kannst du auch die an den Handgelenken eincremen. Und gegen die Schmerzen, werde ich dir stärkere Schmerzmittel dalassen, aber denk dran, dass du davon sehr müde wirst. Also nur ein Mal am Tag nehmen, außer es ist nicht auszuhalten, dann zwei Mal. Außerdem nehme ich an, dass du die Ereignisse erst verarbeiten musst, das heißt in den nächsten Tagen kann es zu Panikattacken und Alpträumen kommen, sei darauf gefasst."

"Dankeschön." Sage ich freundlich. Dann gähne ich, auch wenn es gerade Mal fünf Uhr wird. Außerdem versuche ich meine Unsicherheit zu überspielen. Panikattacken? Alpträume? Oh Gott!

"Cass, kannst du Morgen eine Liste aufhängen? Damit sich die Seniors für das Battle eintragen können." Frage ich sie, bevor ich die Cremetube in die Hand nehme. "Und kannst du mich eincremen und verbinden?" Als Zack vortritt, zucke ich etwas zurück. Ich wurde heute genug gedemütigt, deswegen ignoriere ich seine Versuche ein Gespräch zu beginnen einfach.

Als alles erledigt ist, nehme ich eine Tablette und lege mich hin.

Nur kurz nachdem alle das Zimmer verlassen haben, geht die Tür abermals auf. Zack steht darin.

"Es tut mir Leid, Lauren. Das war nicht so gemeint, heute, aber ich verstehe, dass du sauer bist, wäre ich auch an deiner Stelle. Vielleicht gibst du mir noch eine Chance, denn... ich mag dich auch. Es quält mich, zu wissen, dass du den ganzen Tag geweint hast und, dass ich daran Schuld bin. Ich werde jede einzelne Träne des heutigen Tages irgendwie gut machen, wenn du mich lässt."

"Legst du dich zu mir?" Frage ich mit schwacher Stimme. Ich weiß nicht, ob es am Schmerzmittel liegt, oder an Zack, aber ich fühle mich als würde ich schweben.

Als das Bett neben mir unter Zacks Gewicht, runter gedrückt wird, rolle ich etwas in diese Richtung. Sekunden später legen sich starke Arme um mich und platzieren uns wieder etwas mehr in der Mitte des Bettes.

In Zacks warmen Armen holt mich der Schlaf schließlich ein.

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