27.

7.1K 254 14
                                    

Als ich aufwache, sehe ich eine Menge Rücken. Die Jungs scheinen nicht bemerkt zu haben, dass ich wieder unter den Lebenden weile. Ich liege immer noch auf der Couch und reibe meine Augen, doch als ich auf die Uhr sehe trifft mich beinahe der Schlag. Halb zehn?! Ich schrecke hoch, doch mir entfährt ein wimmern.

Die Jungs drehen sich blitzartig um und ich sehe die Controller in ihrer Hand. Meine Augen werden zu schlitzen und ich mustere jeden einzelnen von ihnen.

"Also spielt ihr lieber Fifa als mich zu wecken, sodass ich zur Schule komme?" Frage ich sie etwas befremdlich, wobei ich versuche so gerade wie möglich sitzen zu bleiben.

"Wir haben in der Schule angerufen und ihnen die Lage erklärt, deswegen sind wir für heute und morgen freigestellt."

"Habt ihr nicht morgen einen Test?" frage ich noch an Josh und Zack gewandt, doch diese zucken nur mit den Achseln.

"Okay." Sage ich nur kurz, stehe auf und mache mich auf den Weg in mein Zimmer.

"Was machst du?" Fragt mich Zack besorgt. Deshalb drehe ich mich um und lächle ihm zu.

"Mir tut alles weh und ich fühle mich als hätte mich ein LKW niedergefahren, deswegen gehe ich ins Bett." Erkläre ich den Jungs meine Lage.

"Ich komme mit." Sagt Zack und folgt mir aus dem Wohnzimmer.

Als ich mich am Geländer, die Treppe hochziehe, fühlen sich mein Bauch und mein Rücken an, als würde bei jedem Schritt eine Tonne Gewicht drauffallen, was mich bei jeder unpassenden Bewegung zusammenzucken lässt.

"Wow, das kann ja keiner mit ansehen." Sagt Zack und schon nimmt er mich hoch. Ein erleichterter Seufzer entfährt mir, da so, viel Zug von meinen schmerzenden Stellen genommen ist.

"Danke." Sage ich als ich endlich in meinem Bett liege. Dabei fällt mir auf, dass ich immer noch das Outfit von gestern trage. Etwas bedrückt, das ich meine gemütliche Lage aufgeben muss, rolle ich mich so, dass ich wieder aufstehen kann. Meine Beine hängen nun über die Bettkante, sodass ich sie nur mehr am Boden abstellen muss, als sich Zacks Arme vorsichtig um meine Taille legen und mich hochheben um mich auf die Beine zu stellen.

"Danke." Sage ich abermals, als ich mich auf den Weg zu meinem Schrank mache.

Dort angekommen schnappe ich mir blau-weiß gestreifte Shorts und ein weißes 3/4 Top mit blauen Ärmeln. Nach den kurzen, qualvollen Minuten, die ich brauche um das Outfit von gestern auszuziehen und das neue überzuziehen, gehe ich wieder zu meinem Bett. Eigentlich erwarte ich, dass das Zimmer jetzt leer sein würde, doch Zack sitzt seelenruhig auf meiner gepoltsterten Fensterbank. Ich watschle unter seiner beobachtung zum Bett und lasse mich darauf fallen. Zum Glück lande ich ziemlich weich, sodass es nicht zu sehr weh tut.

"Die hat übrigens der Arzt dagelassen." Sagt Zack und deutet auf Schmerztabletten, die auf meinem Beistelltisch liegen, daneben steht ein großes Glas Wasser. Schnell rolle ich mich hinüber und greife eine Tablette und das Wasser. Ein drittes Mal bedanke ich mich bei Zack.

"Warum bist du plötzlich so freundlich zu mir?" Schnell schlage ich mir die Hände vor den Mund. Denn obwohl es die Frage ist, die mich bescghäftigt, wollte ich ihn nicht so damit überfallen.

"Ich weiß nicht..." dann wird es still im Zimmer. Nach einiger Zeit steht er auf und kommt zum Bett. Als er sich an den Rand setzt, bricht er das schweigen. "Ich denke, es liegt an dem was du erlebt hast und zu wissen, dass ich so ekelhaft zu dir war. Ich dachte dein Leben ist perfekt, dann habe ich erfahren wie deine Lage wirklich ist und ich habe Schuldgefühle bekommen. Du hast mich garantiert für den größten Arsch in diesem Universum gehalten und das will ich nicht mehr." Damit kommt sein Gesicht meinem ziemlich nahe. "Außerdem habe ich es satt meine Gefühle zu leugnen, das konnte ich vielleicht noch, als wir Kinder waren, aber jetzt ist es fast unmöglich." Wispert er. Doch Zack überbrückt den letzten Abstand zwischen unseren Lippen nicht, unsicher ob ich das will. Mit laut klopfenden Herzen hebe ich meine Arme und ziehe ihn die letzten Centimeter zu mir herüber.

Dann treffen sich unsere Lippen und alles was ich spüre ist, das Gefühl seiner Lippen, die auf meinen liegen. Unsere Lippen bewegen sich synchron und plötzlich liegt er über mir. Ein leises kichern entfährt mir. Dann sage ich etwas unerwartetes: "Ich mag dich wirklich."

Dann löst sich Zack von mir und sieht mich bedauernd an. Geschockt erwiedere ich seinen Blick. Er sieht doch wirklich traurig aus!

Bereut er es, mich geküsst zu haben und, dass ich ihn mag?

"Lu..." beginnt er, doch ich lasse ihn nicht ausreden, ich will nicht hören, dass er den Kuss für einen Fehler hält und es nicht wieder vorkommen wird.

"Lass es stecken." Sage ich nur kalt. "Du brauchst es nicht zu bereuen." Meine Stimme zittert wegen der Lüge die sie erzählt. Er sollte es bereun. So mit meinen Gefühlen zu spielen, mein Herz so zu foltern...

"Aber Lauren, ich wollte..."

Verräterische Tränen stehlen sich in meine Augen, aber bevor er sie sehen kann drehe ich mich weg.
"Es ist mir egal, was du wolltest. Taten sprechen mehr als Worte. Und in deinem Fall hat dein Gesichtsausdruck alles verraten." Meine Stimme zittert so sehr und gegen Ende des Satzes bricht sie sogar.

Ich höre ein ergebenes seufzen und Schritte die sich entfernen. Doch noch bevor die Tür zugeht, entfährt mir ein lautes schluchzen.

Ich war so lange stark und dann kommt er und macht mir Hoffnungen, die er gleich danach mit den Füßen tritt.

Lange Zeit liege ich einfach in meinem Bett und weine. Ich weine wegen meinem Vater und wegen Zack. Beide haben mich verletzt. So hänge ich meinen Gedanken nach.

"Hey Lolo." Höre ich Joshs vorsichtige Stimme an der Tür. "Hast du hunger?"

"Nein." Sage ich nur leise. "Kannst du mir etwas zu trinken holen?"

"Klar, was willst du?"

"Wasser?" Frage ich ihn, denn das lange weinen hat mich ausgetrocknet und ich habe einen ungeheuren durst.

Damit verschwindet er und lässt mich abermals alleine zurück. Wenig später kommt er mit einem großen Krug Wasser zurück.

Etwas verloren steht er in der Tür. "Zack hat uns alles erzählt und ich wollte dir nur sagen, dass du immer mit mir reden kannst, wenn du willst."

Als ich langsam meinen Kopf schüttel, dreht er sich um und verschwindet. Langsam kämpfe ich mich aus meinem Bett, da die Wirkung der Schmerztabletten nachgelassen hat.

Mit blauen Handgelenken suche ich in der Lade mit meinen Noten, nach einem bestimmten Lied. Endlich sehe ich es und als ich es in den Händen halte bilden sich erneut Tränen in meinen Augen.

All of the stars...

Like Any Other Bad Boy Story?Where stories live. Discover now