43.

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Andauernd klingelt mein Handy, doch ich ignoriere es. Zum einen finde ich, dass es viel zu riskant is neben dem Autofahren mit dem Handy zu spielen und zum anderen bin ich vor wenigem Stunden abgehauen damit ich meine Ruhe habe, verdammt nochmal.

Während ich meinen dröhnenden Kopf reibe, denke ich nochmal über das geschehene nach. Bin ich zu weit gegangen? Hätte ich bleiben sollen und Zack einfach für den Rest meines Lebens ignorieren sollen?

Ich weiß die Antwort nicht und mit meinen Kopfschmerzen würde ich auch auf keinen grünen Ast mehr kommen, deswegen beschließe ich es bleiben zu lassen. Es ist leichter gesagt als getan etwas nicht zu beachten, vor allem wenn es einen bisher so wichtigen Teil meines Lebens betrifft.

Zack hat einen Fehler gemacht und das einzige was mich jetzt irgendwie beruhigen kann, ist meine Mom, meine Freunde und mein altes Leben. Ein Leben das mir einfach so entrissen wurde, eines in dem Zack mich gequält hat und in ein Leben in dem es mir egal war. Von Egal kann ich schon lange nicht mehr sprechen, mein Herz fühlt sich an, als würde es sich zusammenziehen, es schmerz nur daran zu denken, was ich gesehen habe. Ich hasse mich für diese Schwäche, ich war immer stark, hab es zumindest versucht. Mit zitternden Händen denke ich daran als ich das letzte Mal Schwäche gezeigt habe, als mein Vater zu weit ging. Naja, so lange ist das noch nicht aus. Vielleicht bin ich nicht so stark wie ich dachte. Ich bin einfach nur schwach und hilflos.
So verdammt Hilflos.

Die Stunden die ich mit dem Auto unterwegs bin vergehen wie im Flug, deswegen kommt es mir gerade mal wie eine Stunde vor, als ich vor dem Tor zum Friedhof stehe. Zitternd lege ich meine Hand auf das Eisentor. Mit einer heftigen Bewegung stoße ich es auf und trete hinein. Das letzte Mal war ich hier, als Mom begraben wurde und da hatte ich so weiche Knie, dass mich
Evan stützen musste. Diesmal ist niemand hier, der mich stützt. Ich bin auf mich allein getsellt. Als ich näher an das weiße Grabmal herantrete, verschwindet mein Mut. Das war eine blöde Idee, ich hätte nicht herkommen sollen. Aber bevor ich umkehren kann, fällt mi wieder ein weswegen ich hier bin.

"Hey Mom.", sage ich mit zitternder Stimme. Ich spüre wie Tränen meine Wange runterlaufen, die eine nasse Spur hinterlassen, über die der kalte Wind streicht. Mit einem plötzlichen Schwächegefühl beginnen meine Zähne zu klappern, doch das hält mich nicht davon ab, mich auf den Boden fallen zu lassen. Spitze Steine bohren sich in meine Beine, doch es stört mich nicht. Mein Herz schmerzt zu sehr, um auch nur an Steine, die mir in die Haut stechen, zu denken. Lange sitze ich am Grab und weine. Ich weine um meine Mutter, die ich so sehr vermisse, auch wenn es mir so selten klar war in der letzten Zeit, ich weine auch um meine Liebe zu Zack. Ich weiß, das das was er getan hat falsch war und doch gehört mein Herz ihm. Ich weiß nicht wie lange es dauern wird, bis ich ihn vergessen kann, aber ich werde es herausfinden müssen. Ich bin so in meiner Welt vertieft, dass ich nicht mitbekomme, dass sich jemand genähert hat. Erst als eine Stimme hinter mir erklingt, zucke ich zusammen.

"Lauren, was machst du den hier?" ertönt die helle Stimme unserer ehemaligen Nachbarin. Vor mir steht die alte Dame, die uns damals zum Flughafen gebracht hat. Misses Graham.

"Ich... ich musste hierherkommen. Es geht gerade alles schief und ich dachte, das könnte helfen." sage ich immer noch mit Tränen in den Augen und zitternd. Ich hätte mir mehr anziehen sollen, es ist fast Winter und ich sitze mit einer Cheerleaderuniform auf einem Friedhof.

"Komm schon, Kleines. Du kannst bei mir bleiben." sagt sie, während sie meinen Arm umfasst und mich hochzieht. Sie hat mehr Kraft als man ihr zutrauen würde. Meine Arme und Beine sind mittlerweile taub und ich kann sie kaum bewegen, weswegen mich Misses Graham stützt bis wir vor ihrem Haus stehen. Glücklicherweise ist es nicht weit. Kaum sind wir dort angekommen, bringt sie mich in das Gästezimmer in dem ich früher öfters übernachtet habe, wenn meine Eltern auswärts waren. Mit geshickten Bewegungen steckt sie mich ins Bett und deckt mich gut zu. Dann verlässt sie den Raum um mir, wie sie sagt, eine Tasse "Alles-wird-gut-Kakao" zu machen. Nach nur wenigen Minuten lässt das zittern das meinen Körper erfasst hat, erheblich nach, was wohl hauptsächlich an der Heizdecke liegt, die Misses Graham über mir ausgebreitet hat.

"So, meine Liebe. Nun erzähl mal. Was war los?" sagt sie als sie sich zu mir aufs Bett setzte und mir beruhigend durch die langen Haare fährt, dann erzähle ich ihr alles. Alles, bis auf die Tatsache, dass es ihr Enkel war, der mich so verletzt hat. Ja, ihre Tochter ist Zacks Mutter. Es hat ihr damals das Herz gebrochen, als sie mit ihrem Mann und Zack wegging, damals konnte ich nicht verstehen, wie man ihn auch nur annähernd vermissen kann, doch heute kann ich es. Als ich geendet habe, fragt sie die eine Frage die ich gefürchtet habe.

"Weiß dein Bruder das du hier bist?" fragt sie mit besorgter Miene. Schuldbewusst schüttle ich den Kopf, was sie nur besorgter aussehen lässt. "Lauren, du bedeutest ihm alles, du bist die einzige Familie die er noch hat. Euren Vater kann man ja nicht zählen. Meinst du nicht du solltest ihm sagen, dass du hier bist? Er macht sich bestimmt solche Sorgen, solche Schuldgefühle muss er empfinden. Seine kleine Schwester einfach weg, die auf die er immer aufgepasst hat hat ihn einfach verlassen. Er fragt sich bestimmt was vorgefallen ist. Und er würde es auch verstehen, wenn du nie weider ein Wort mit meinem Enkelsohn wechselst, vielleicht würde er ihm das geben was er verdient hat. Dir so etwas anzutun." Leicht kopfschüttelnd steht sie auf.

"Woher wissen sie, dass es Zack war?" frage ich jedoch nur verwundert.

"Ich kenne meinen Enkel und seine Schwäche für dich, war schon damals sichtbar. Außerdem erzählte er mir vor kurzem von einem wunderhübschen Mädchen, dass er nicht im geringsten verdient hätte. Es war klar, dass ihr über kurz oder lang gesehen zusammen kommt. auch wenn ich ihm so eine verletztende Aktion niemals zugetraut hätte." Wieder schüttelt sie den Kopf und verlässt eilig den Raum. Verblüfft sehe ich ihr nach. Aber ihre Worte verfolgen mich, sowohl die über Evan als auch die über Zack.

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