Kapitel 78 - Schuss...

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Ich war hin und her gerissen. Sollte ich ihm nun von diesem schrecklichen Traum erzählen oder nicht? War es überhaupt wichtig? Würde es ihn interessieren oder würde er sich lustig darüber machen? Ich konnte jedoch keine Antwort drauf finden. Ich musste reden,um zu erfahren,ob meine Entscheidung richtig war.

Also entschied ich mich dafür,ihm alles von Anfang an zu erzählen. Jedes kleinste Detail. So schwer es mir fallen mag,ich wollte,dass er wusste,dass ich ihm vertraute und ich alles anvertraute.

Ich schluckte noch ein aller letztes mal bevor ich begann ihm die ganze Geschichte zu erzählen. Okay,Geschichte war das falsche Wort dafür. Den ganzen Albtraum,traf es schon eher.

"Also alles begann damit,dass ich auf dem kalten Boden,eines,nur mit einer Lampe beleuchteten, Kellers,schlief und ein leises Flüstern wahrnahm...",begann ich zu erzählen und bei der Erinnerung an den Traum,wurde mir ganz mulmig zu Mute und einzelne Tränen flossen in Strömen über meine bereits feuchten Wangen. Ich wollte mich nicht mehr daran zurück erinnern,doch ich musste - Jake zur Liebe.

Ich fing mich jedoch wieder und sprach im Flüsterton weiter:"Da mich das Flüstern immer neugieriger machte,öffnete ich nach dem zweiten Versuch endlich meine Augen vollkommen. Doch da war niemand. Ich stellte mir tausende Fragen und wusste keine Antworten..."

Nachdem ich Jake die ganze Geschichte erzählt hatte,fühlte ich mich gleich ein wenig besser. Erleichterter,um genau zu sein. Während ich bei der Erzählung auf den Boden gestarrt hatte,hatte Jake mich kein einziges Mal unterbrochen,doch seine Blicke konnte ich trotzdem auf mir spüren. Auch seinen Gesichtsausdruck konnte ich wahrnehmen,obwohl ich nicht zu ihm sah. Er war entsetzt und ich wusste,dass er mich am liebsten im Arm halten würde.

Doch das konnte er nicht. Und das nur,weil wir hier eingesperrt waren. Sofort kochte wieder die Wut in mir auf und ich vergaß,die eben noch bestehende Situation. Wenn ich hier jemals nochmal raus kommen sollte,dann würde ich Jeff eigenhändig fertig machen. Er hatte so viel zerstört. So so viel...

Die ganze Zeit,die wir hier verbringen mussten,hätten wir in etwas sinnvolles Investieren können. Zum Beispiel in einen gemeinsamen Urlaub,in Zweisamkeit. Oder mit schönen Nachmittagen am Strand. Da gab es noch viel mehr,was wir alles hätten tun können. Er uns jedoch genommen hatte.

Ich konnte mich,wie so oft in der letzten Zeit,nicht mehr beherrschen und fing an Lauthals zu Brüllen und rum zuzappeln. Somit kam auch der Schmerz wieder zurück. Jake sah mich nur mit einer hochgezogenen Augenbraue an und versuchte mich wieder zu beruhigen,doch nichts half. Ich musste hier endlich raus! Mir machte die Dunkelheit allmählich zu schaffen und brachte mich zu meinem Tiefpunkt.

Wie zu erwarten,konnte man schon immer näher kommende Schritte wahrnehmen,bis dann die Tür leise geöffnet wurde. Das war sehr untypisch für Jeff,weshalb ich mich zur Seite drehte und nicht auf Jeff traf,sondern Joe. Was macht der hier?

"Was schreist du so?",fragte er relativ ruhig. Zu ruhig für meine Verhältnisse. Ich wusste jedoch keine Antwort auf seine Frage. Wieso schrie ich eigentlich? Ach ja genau... Ich hielt es hier nicht mehr aus! "Jake was ist mit ihr?",wandte er sich nun an meinen Freund,der jedoch nur mit den Schultern zuckte. "ich will hier raus!",flüsterte ich dann jedoch betrübt und erwartete keine Antwort,doch diese bekam ich erstaunlicherweise.

"Ich bringe euch schon noch hier raus!",beteuerte er und sah zur Tür,die einen Spalt offen stand. "Ihr müsst nur noch etwas geduldig sein...",murmelte er weiter.

Ich konnte es nicht glauben. Er wollte uns tatsächlich helfen! Wieso eigentlich? Ach egal... Hauptsache er tut es! Ein kleines Lächeln bildete sich auf meinen Lippen und ich wollte mich gerade weiter informieren,als mein Lächeln von einer Sekunde zur anderen verschwand. Genauso wie es gekommen war.

Plötzlich stand Jeff in der Türschwelle und starrte Joe ungläubig an. Oh oh... Er hatte ihn gehört! Joe bemerkte dies jedoch noch nicht,erst als er zu sprechen begann:"Ach so ist das!" Joe hielt plötzlich in seiner Bewegung inne und drehte sich zitternd um. Jetzt sahen sich die beiden direkt in die Augen. Bei Jeff spiegelte sich Wut wider,bei Joe hingegen Erfurcht.

"Wie kommst du drauf,dass du es jemals hinbekommen würdest?",fragte der Boss ihn und sprühte funken. Unser 'Retter' sagte kein Wort,sondern starrte nur auf den Boden,als wüsste er was jetzt kommen würde. "Du weißt,dass ich dich nun Bestrafen muss?",teilte er ihm weiter mit.

Joe zeigte zwar Reue und Nickte,jedoch brachte es nichts mehr. Jeff's Hand glitt in seine Hosentasche und er griff nach etwas. Langsam zog er diese Sache heraus,die sich als Waffe herausstellte. Meine Augen wurden ganz groß. Er würde ihn doch jetzt nicht... ich ließ den Gedanken unvollendet,da ich nicht dran denken wollte.

Doch zu meinem bedauern,führte Jeff die Waffe in die Richtung eines Kopfes . Nicht Joe's ,sondern von Jake. Was hatte Jake nun damit zu tun?! "Was soll das werden?!",fragte ich mit bebender Stimme und sah zwischen den drei Herrschaften hin und her.

Während Jeff vor sich hin grinste und spöttisch lachte,waren die anderen beiden todernst. Auch ich sah nichts komisches an der Sache und hoffte auf ein blankes Wunder. "Keine Sorge,Joe bekommt auch noch seine gerechte Strafe!",teilte er mir mit und ging nicht auf meine Frage ein. Vielleicht sollte ich sie konkretisieren.

"Wieso hältst du die Waffe auf Jake gerichtet?!",rief ich angsterfüllt. Wieder war nur ein grauenvolles lachen zu hören,das durch den ganzen Raum hallte. "Du kleine Schlampe hältst jetzt schön deine Klappe! Sonst stopfe ich dir noch dein Mundwerk! Wie hältst du es nur mit dieser Nervensäge aus?!", richtete Jeff die Frage an Jake,der nichts dazu sagte,sondern ihn stumm anstarrte.

"Geht's noch?!",brüllte ich empört und warf ihm Killerblicke zu,die er nur all zu gerne erwiderte. "Halt die Fresse!",zischte er und kam mir bedrohlich nahe,doch ich ließ mich,wie letztes Mal auch nicht,unterkriegen. "Das werde ich niemals tun!",lächelte ich falsch und warf mein bein nach oben,wobei es in seinem Schritt landete.

Er krümmte sich für nicht mal eine Minute und verzog auch für einen Bruchteil einer Sekunde das Gesicht,bis er sich wieder kerzengerade vor mich stellte und die Hand erhob. Schon lag sie auf meiner Wange und mein Gesicht schellte zur Seite. Zwar brannte es höllisch,doch ich ließ mir nichts anmerken. Ich zwang mich ihn wieder anzusehen und falsch zu grinsen,um ihn noch mehr auf die Palme zu bringen.

"Du undankbares Gör! Du wirst noch sehen,was du von der ganzen Sache hast! Ich werde dich durchnehmen und du wirst keine Chance haben,abzuhauen! Und dein toller Freund wird dir auch nicht mehr helfen können! Eigentlich wollte ich es ja vor ihm tun,doch es wird eine Planänderung geben. Ich bedaure,dass er dieses schöne Ereignis nicht mehr mit erleben wird.",lachte er wieder mit sehr viel Hass und fuhr fort:"Eigentlich wollte ich nur,dass Jake wieder ins Geschäft mit einsteigt und dich loswird,aber da das ja anscheinend nicht klappt,muss ich ihn nun loswerden! Er hatte gegen die Regeln verstoßen... "

"Und du wirst nun durch ihn mit unter gehen! Das hast du alles deinem Freund zu verdanken und Joe genauso.",beendete er nun endgültig seine kleine Rede.

Seine Ansage hatte gesessen,jedoch konnte ich es nicht lassen, ihm noch eins zu sagen:"Fahr zur Hölle!" Und schon fiel ein Schuss!

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Verliebt in den eigenen KidnapperWhere stories live. Discover now