Kapitel 59 - 'Konnte nicht mal...'

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Kapitel 59 - 'Konnte nicht mal...

'Am nächsten Morgen wurde ich durch ein dumpfes Geräusch geweckt. Was war das? Ich schaute panisch neben mich,doch Jake lag noch hier. Ein seltsames Gefühl überkam mich. Da konnte etwas nicht stimmen.

„Jake steh auf. Hier ist etwas.",flüsterte ich. Er brummte vor sich hin. Das war eigentlich total süß,doch in dieser Situation konnte ich an nichts gutes denken. „Jake mach jetzt hinne! Unten ist jemand!",wisperte ich im strengen und ängstlichen Ton. Sofort war er hellwach.

„Was?! Nimm sofort die Taschen und warte hier auf mich! Bin gleich wieder da.",sagte er zu mir bestimmt. „Okay. Pass auf dich auf.",teilte ich ihm mit. Er drückte mir einen kurzen Kuss auf die Stirn und zog sich schnell an. Kurz darauf verschwand er in dem dunklen Flur. Und ich? Ich stand wie angewurzelt an der Stelle und sah ihm hinterher,bis ich mich aus meiner Starre gelöst hatte.

Mit einer blitzschnellen Bewegung hatte ich mich auch angezogen und alle Taschen an eine Stelle gesammelt. Von unten hörte ich Schläge und Schreie. Ich bekam fürchterliche Angst. Was sollte ich denn jetzt tun? Immer musste ich die schweren Entscheidungen treffen.

Wieso eigentlich?Konnte nicht ein mal jemand anderes diese für mich übernehmen? Nein natürlich nicht! Ich musste es immer alleine machen. Wie gerne wäre ich jetzt ein kleines Mädchen,dass sich um nichts sorgen machen müsste und alle Entscheidungen abgenommen bekommen würde. Früher war alles um einiges leichter. Ich kann mich noch an einen Tag erinnern,an dem ich mit meiner Familie im Park war.

Flashback:

„Nele beeil dich doch jetzt mal!",rief meine Mutter aus der Küche. Ich war gerade dabei mich anzuziehen. Mit meinen sechs Jahren,hatte ich da noch nicht so ein gutes Entscheidungsvermögen. Das bedeutete,dass ich nicht wusste,was ich nehmen sollte. Mein Kleiderschrank war voller schöner Kleidung. Von Hosen bis hin zu Kleidern und Röcken,war alles dabei. Meine Mutter hatte mir immer etwas von ihren Reisen mitgebracht.

Sie war Flugbegleiterin und musste deswegen oft für Tage verreisen. Doch ich hatte mich daran gewöhnt und fand es nicht einmal mehr so schlimm. Ab und zu war ich ein wenig traurig und enttäuscht,doch dies verschwand so schnell,wie es gekommen war. Ich hatte gelernt damit umzugehen. Außerdem war sie immer für mich da,wenn sie mal zu Hause war und dann drehte sich alles nur noch um mich.Sie sagte immer,dass sie mir dies schuldig war. Um so mehr freute ich mich dann immer,wenn sie zurück kam und was mit mir unternahm.

Heute war wieder mal so ein Tag. Sie würde nur noch heute und morgen bleiben. Dann müsste sie wieder weg fliegen. Diesmal nach Afrika. Sie hatte mir versprochen,mir von dort etwas mitzubringen. Ich fragte mich jetzt schon,was es diesmal werden würde.

Ich war gerade dabei mir eine knallbunte Hose und ein gepunktetes,rotes Top herauszuziehen,als meine Mum durch die Tür kam und am Rahmen stehen blieb. Sie zog eine Augenbraue nach oben und lächelte. „Ach Maus. Komm suchen wir dir etwas zusammen aus. Wie findest du die Idee?",fragte sie mich. Ich schaute erst mal auf die Kleidung,die ich mir herausgenommen hatte und als ich bemerkte,dass meine Wahl wohl doch nicht so gut war,nickte ich nur noch stürmisch.

Sie fing an zu schmunzeln und ich stimmte mit ein. Jetzt standen wir beide vor dem Schrank und überlegten,was wir mir zum Anziehen raus nehmen würden. Meine Mutter zog eine schlichte,schwarze Jeans heraus und ich griff nach einer pinken Bluse. Zufrieden mit der Auswahl,tapste ich ins Badezimmer und machte mich fertig,während meine Mum die Treppe hinunter in die Küche stieg,um den Esstisch zu decken.

Mein Vater war noch in der Arbeit,aber er würde auch gleich kommen.

Er arbeitete als Architekt. Immer wenn meine Mutter zu Hause war,arbeitete er den ganzen Tag lang und kam erst abends. Doch heute nahm er sich für uns Zeit. Das machten wir schon immer so. jedes mal wenn meine Mutter zu Hause war,gab es einen Tag an dem wir etwas als Familie unternahmen.Doch sonst war er immer für mich da.

Vormittags ging ich immer in den Kindergarten und seit kurzem in die Schule und dann am Mittag verbrachte er immer die Zeit mit mir,bis er mich am Abend ins Bett brachte und mir eine Gute Nacht Geschichte vorlas.

Fertig angezogen,ging ich hinunter,als sich auch die Haustür öffnete. Stürmisch rannte ich die Treppe hinunter und begrüßte meinen Daddy. Er zog mich in eine feste Umarmung und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.

Er ließ mich wieder auf dem Boden ab. Sofort zog ich ihn,an seiner Hand,mit in die Küche,wo es schon köstlich roch. „Mama! Papa ist wieder da!",strahlte ich voller Freude. Beide lächelten sich an und gaben sich einen langen Kuss auf die Lippen. „Ihhh.",schrie ich und legte meine Stirn kraus.

Meine Eltern gingen auseinander. Mein Papa setzte sich an den Tisch und Mama brachte uns unsere Essen. Mit großen,gierigen Zügen aß ich die Suppe. „lecker.",schmatze ich. Meine Eltern schauten sich seltsam an und fingen an zu grinsen. Ich verstand zwar nicht wieso,aber das war auch nicht mehr so wichtig.

Ich wollte nämlich endlich in den Park. „Wann seid ihr endlichfertig?",schmollte ich. Ich wollt endlich los! „Gleich mein Spatz.",informierte mich mein Daddy. „Okay",sagte ich fröhlich und zog mir meine Schuhe an.

Kurz darauf standen wir schon vor dem Auto und stiegen ein. Es dauerte zwar etwas,bis wir in diesem wunderschönen Park waren,doch es hatte sich auf jeden Fall gelohnt.



Kurzerhand entschloss ich mich,runter zu gehen. Ich hatte nichts zu verlieren. Ich würde so oder so,irgendwann was machen müssen. Also schlich ich leise die Treppe hinunter. Doch davor hatte ich mir eine Pistole,die in Jake's Nachttisch gefunden hatte,eingesteckt und mir einen Dolch,der an der Wand hing,geschnappt. Ich war gut bewaffnet. Eigentlich könnte mir jetzt keiner etwas anhaben.

Unten angekommen,lauschte ich den Geräuschen und drückte mich fest an die Wand. Hoffentlich hatte mich niemand gehört,geschweige denn gesehen. Ich steckte meinen Kopf leicht um die Ecke,doch ich konnte niemanden sehen. Wo sind die denn hin?

Plötzlich wurde ich von hinten gepackt und fing an laut loszuschreien. Dabei ließ ich den Dolch mit einem dumpfen Schlag fallen.

Verliebt in den eigenen KidnapperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt