Kapitel 123: Kai

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Als ich aufwachte, starrte Sensei Garmadon von oben auf mich herab. „Den Göttern sei Dank", schluchzte er und zog mich in eine Umarmung.

„Du ... du weinst ja."

„Natürlich tu ich das", entgegnete er harsch. „Verdammt, ich dachte, ich hätte dich an den Tod verloren."

Nun kamen auch mir die Tränen und ich erwiderte seine Umarmung. Ich traute mich kaum jene Frage zu stellen, die mir so sehr auf der Zunge lag. „Was ist mit Cole?"

Garmadon drückte mich stärker an sich. „Er hat es leider nicht geschafft."

„Er hat sich für den Baum geopfert." Weitere Tränen sammelten sich in meinen Augen. Ich ließ sie einfach fließen. In diesem Moment war es mir egal.

Eine Weile saßen wir einfach so da.

„Was ist mit den anderen?", fragte ich schließlich und löste mich aus der Umarmung. Mit dem Ärmel wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht.

„Ich weiß es nicht", gestand er. „Aber der Sturm ist vorbei. Die blauen Flammen sind erloschen. Und schau nur, der Baum."

Ich sah zu ihm. Meine Augen weiteten sich. „Er ist geheilt." Es war tatsächlich kein einziger Riss mehr zu erkennen.

„Das verdanken wir dir und Cole. Und natürlich Lloyd und deiner Mutter."

„Du hast eine wichtige Person vergessen."

„Meister Wu?"

„Nein." Ich lächelte leicht. „Dich, du Idiot. Ohne dich hätten Lloyd und ich dort unten nicht lange durchgehalten."

„Na, diese Bemerkung will ich dir ausnahmsweise einmal durchgehen lassen", murmelte er und lächelte dann. „Kannst du aufstehen?"

„Ich denke schon."

Er half mir auf die Beine. Dann machten wir uns langsam auf den Rückweg.

„Glaubst du, Lloyd und meine Mutter haben es auch geschafft?" Ich erinnerte mich an Coles Worte, wollte sie aber nicht wahrhaben.

„Ich will dir keine falsche Hoffnung machen."

Ich nickte leicht.

Einige Stunden später saßen wir im Zug.

Wir fuhren an zerstörten Städten vorbei. Niedergebrannte Dörfer. Von Asche und Ruß überzogene Wälder und Wiesen. Wir sahen keine Menschen, keine Tiere. Alles war still. Als wären wir die letzten Überlebenden auf dieser Welt.

„Es wird Jahre dauern, bis alles wieder so ist, wie es einst war", sagte ich. „Und einige Dinge werden niemals wieder so sein wie früher."

Garmadon legte mir einen Arm um die Schulter. „Diesen Tag wird die Menschheit nicht so schnell vergessen. Die meisten werden kaum verstehen, was überhaupt passiert ist. Umso wichtiger ist, dass wir uns daran erinnern und daraus lernen."

Die Sonne stand bereits tief, als wir am Abend in der Stadt ankamen. Auch hier war alles zerstört. Überall lagen verbrannte Körper. In der Luft hing der Geruch des Todes.

„Ob überhaupt irgendjemand überlebt hat?" Ich sah mich um, aber es war alles verlassen.

„Ich spüre noch überall das Chakra. Überreste des Sturms. Dadurch kann ich gerade nicht ausmachen, wer noch lebt und wer lange tot ist."

Ich hörte Schritte. Kurz darauf rief jemand meinen Namen und fiel mir um den Hals.

„Du lebst!" Schluchzend drückte mich meine Schwester an sich und weinte. „Ich bin ja so froh, dass du hier bist."

Ninjago: Blaue FlammenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt