Kapitel 59: Kai

233 19 7
                                    

,,Dämliche blaue Flammen", fluchte ich und wickelte mir den neuen Verband um. Den alten musste ich ablegen, da er durch das Training, bei welchem die Wunde aufgegangen war, befleckt wurde.

Rasch warf ich einen Blick auf die Uhr, zupfte noch schnell meine Kleidung zurecht und machte mich dann auf den Weg nach unten. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, noch einen Abstecher in die Küche zu machen, um eine Kleinigkeit zu essen. Doch die Zeit drängte und so entschied ich mich dagegen.

Draußen wehte mir ein leichter Wind entgegen. Es war kühl, dennoch nicht kalt. Unter mir raschelte das Laub; die Bäume standen wie Wächter auf dem Hof, umhüllt vom Gewand des Herbstes.

In der Ferne sah ich ein Licht, das durch die Fenster der Halle drang. Ob die anderen beiden bereits dort waren?

Mein Blick glitt über den Wald, der sich um das Gelände herum erstreckte. Das Licht des Mondes wurde von den Wolken verdeckt, dennoch nahm ich im Schatten der Bäume eine Gestalt war.

,,Was machst du hier?"

,,Dasselbe könnte ich dich fragen", erwiderte ich gereizt und ging weiter. Mir war nicht danach mit Skylor zu reden. Genaugenommen war mir schon seit Jahren nicht mehr danach und mit der Zeit wurde ihre Anwesenheit nur noch unerträglicher.

,,Ich bin erstaunt, dass du gestern nicht den Wald in Flammen gesetzt hast."

Ich erwiderte darauf nichts.

,,Ich bin davon ausgegangen, dass du die Kontrolle verlieren würdest, so wie es doch bereits zweimal passiert ist."

,,Lass mich in Ruhe." Ich beschleunigte meine Schritte.

,,Was denkst du werden deine Freunde von dir denken, wenn sie erfahren, dass du ein Dämon bist?" Sie folgte mir. ,,Was hätte Ayumi gesagt, wenn sie davon gewusst hätte?"

,,Lass Ayumi da raus!"

,,Du wirst deine Liebe zu ihr nie verlieren", murmelte sie, doch die Art, wie sie es sagte, gefiel mir nicht. ,,Dann tu nicht so, als hättest du sie zu mir verloren."

,,Ich habe sie nicht verloren, ich hatte sie nie."

,,Lüg nicht. Es gab eine Zeit, da hast du mich mehr als alles andere begehrt."

,,Nichts an dir habe ich begehrt!"

,,Du wolltest mich. Und ich wollte dich. Doch Ayumi stand zwischen uns." Sie packte mich an an den Schultern und zwang mich damit sie anzusehen. ,,Sie ist fort, doch wir sind noch hier. Wir können jetzt alles nachholen, was uns damals verwehrt blieb."

Entsetzt riss ich mich von ihr los. ,,Verdammt, was kapierst du an den Worten lass mich in Ruhe nicht!?" Ich ging weiter.

,,Du kannst dein Herz nicht vor der Wahrheit verschließen!", rief sie mir hinterher. ,,Wir beide sind füreinander geschaffen! Und eines Tages wirst auch du das erkennen!"

,,Eines Scheiß werde ich", murmelte ich. Durch Unachtsamkeit trat ich falsch auf. Ich verzog das Gesicht. ,,Warum muss das Leben nur so verdammt kompliziert sein!?"

Nachdem ich geklopft hatte, sah ich mich um, von Skylor fehlte jedoch jede Spur. Innerlich atmete ich erleichtert auf. Wieso hatte uns das Schicksal bloß an diesem Ort wieder zusammengeführt?

,,Sie sind zwei Minuten zu spät", begrüßte mich der Sensei und musterte mich aus seinem strengen Gesicht heraus. 

,,Und Sie sollten sich langsam mal entscheiden, ob Sie mich duzen oder siezen wollen."

,,Vorsicht, mein Lieber. Du stehst kurz davor dir eine weitere Strafe einzuhandeln."

,,Ich bin nicht Ihr Lieber und nun lassen Sie mich rein. Mir ist kalt." Müde und erschöpft traf es eher, doch wie es mir wirklich ging, hatte ihn nicht zu interessieren.

Er erwiderte darauf nichts, trat jedoch einen Schritt zur Seite und ließ mich eintreten. In dem Moment, an dem ich an ihm vorbeiging, wusste ich, dass dies keinesfalls ohne Konsequenzen bleiben würde. Doch darüber würde ich mir später Gedanken machen.

Ich setzte mich auf das freie Kissen neben Lloyd, der ebenso wie Cole bereits Platz genommen hatte. Kurz darauf setzte sich auch der Sensei zu uns.

,,Sie alle wissen hoffentlich, weshalb Sie hier sind?", fragte er ernst in die Runde. Keiner von uns wagte es zu antworten und so blieb sein Blick schließlich an mir hängen. ,,Möchten Sie damit anfangen diese Situation zu erklären?"

Ich seufzte ,,Was soll es denn da schon zu erklären geben? Das Ganze liegt doch auf der Hand." Mein Blick wanderte zu Cole. ,,Außerdem werde ich ohne sein Einverständnis gar nichts sagen."

,,Es ehrt Sie, dass Sie so zu Ihrem Freund stehen." Er seufzte. ,,Dennoch denke ich nicht, dass aus Mr. Hence irgendetwas rauszubekommen ist. Er schweigt, so wie er es bereits seit Dienstagmorgen tut."

,,Er hat eben zu viel Karaoke gesungen", murmelte ich, auch wenn ich es selbst langsam seltsam fand, dass Cole so lange schwieg und nicht einmal jetzt etwas sagte, wo doch jeder wusste, dass das alles nur gespielt war.

,,Verarschen kann ich mich alleine, Smith", entgegnete er wütend. ,,Ich möchte jetzt eine Erklärung für diesen Unfug haben! Sie alle drei haben mich angelogen und versucht mir etwas vorzumachen." Auf seinem Gesicht zeichnete sich etwas wie Enttäuschung ab. ,,Von meinen eigenen Schülern habe ich ein wenig mehr erwartet."

Ich versuchte es zu leugnen, doch es war unmöglich. Das Wissen, dass er von mir enttäuscht war - ob nun als mein Sensei oder als mein Onkel - machte mich auf irgendeine Art und Weise traurig. Ein schlechtes Gewissen breitete sich in mir aus. Ich wusste, dass es falsch gewesen war ihn zu hintergehen. 

Kurz kreuzten sich unsere Blicke und ich hatte das Gefühl, als würde er versuchen, indem er mich lediglich ansah, herauszufinden, was gerade in mir vorging. Ich wollte ihn daran nicht teilhaben lassen und so wendete ich den Blick wieder ab.

,,Denken Sie allen Ernstes, ich hätte am Telefon nicht bemerkt, dass Sie es waren, Mr. Smith?"

Ich biss mir auf die Lippe.

,,Ebenso erschrocken bin ich darüber, dass Sie bei diesem ganzen Unfug mitgemacht haben, Mr. Montgomery."

,,Es war eine blöde Idee", murmelte Lloyd. Wie recht er damit hatte. Wir hätten auf ihn hören sollen, als er versucht hatte uns davon abzuhalten.

,,Lloyd trifft keine Schuld", sagte ich langsam. ,,Er hat damit nichts zutun. Er wollte uns sogar davon abhalten."

,,Und warum haben Sie nicht auf Ihn gehört?"

,,Weil wir irgendwo die Hoffnung hegten, unser Plan würde funktionieren."

,,Was ist der Grund dafür, dass Sie nicht zu diesem Treffen wollten?"

Mein Blick wanderte zu Cole. Dieser nickte ergeben.

Ich seufzte. Warum sprach er nicht einfach selbst? ,,Cole ist noch nicht bereit dazu seinem Vater die Wahrheit zu sagen."

,,Wir hatten eine Vereinbarung."

Niemand erwiderte etwas darauf.

,,Und aus welchem Grund haben Sie ihm geholfen?", fragte er, in seinem Blick lag wieder dieser Ausdruck der Enttäuschung. ,,Mit dem Wille, einem Freund zu helfen? Oder wollten Sie selbst ebenfalls nicht zu dem Treffen? Missfiel es Ihnen, dass wir dort als Onkel und Neffe aufgetreten sind?"

Fassungslos starrte ich ihn an. Warum stellte er diese Frage?

,,Schon gut. Sie müssen nicht darauf antworten." 

Ich wusste nicht weshalb, aber diese Frage hatte mir einen Stich ins Herz versetzt.

,,Ich erwarte Sie morgen 15:00 Uhr in der Eingangshalle. Pünktlich, ordentlich gekleidet und - " Sein Blick fiel auf Cole. ,,Sprechend. Legen Sie sich für morgen die richtigen Worte zurecht, Mr. Hence."

Er nickte lediglich.

,,Geht nun."

Dies ließen sich Lloyd und Cole nicht zweimal sagen. Schnell hatten sie sich aufgerichtet und liefen Richtung Ausgang. 

Zögernd wagte ich einen Blick zum Sensei. ,,Und das Training?"

,,Wag es nicht mich danach zu fragen!", erwiderte er wütend. ,,Geh, ich möchte Sie heute nicht mehr sehen!"

Ninjago: Blaue FlammenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt