Kapitel 24: Kai

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,,Jetzt guck mich nicht so wütend an. Du musst dir lediglich den Schlüssel holen, um hier wieder rauszukommen."

,,Verdammt, was soll diese kranke Aktion eigentlich!?"

Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. ,,Wonach sieht es denn aus?"

,,Jetzt mach einfach diese Tür auf!"

,,Das musst du schon selber machen. Aber keine Sorge, abhalten werde ich dich davon nicht."

Wie ich sie mittlerweile hasste. Und sie hatte sich damals wirklich gefragt, weshalb ich nie eine Beziehung mit ihr angefangen habe? Vielleicht hätte ich es einst getan, doch nicht nachdem, was sie getan hatte. Dachte sie ernsthaft, dass ich das bereits vergessen hatte? Wie könnte ich . . . Ayumi, es tut mir so leid, dass ich dir damals nicht helfen konnte.

,,Hast du jetzt genug darüber nachgedacht?" Inzwischen hatte sie ihren arroganten Blick aufgesetzt - den, den ich so sehr an ihr hasste. ,,Wir können auch gleich zur Sache kommen, wenn dir das lieber ist. Du hast mich ziemlich lange warten lassen, da wäre eine Entschuldigung wohl doch das Mindeste."

,,Halt endlich die Klappe!", schrie ich und war kurz in der Versuchung ihr ins Gesicht geschlagen. Doch stattdessen war ich derjenige, der eine Ohrfeige kassierte. Wütend rieb ich mir die Wange. ,,Hast du eigentlich nichts Besseres als diesen Mist hier zutun!?"

,,Was sollte ich bitteschön zutun haben. Hattest du etwa noch irgendetwas bestimmtes vor?"

Da war noch diese private Trainingseinheit von Sensei Garmadon. Verdammt, ich würde viel zu spät kommen, falls ich überhaupt jemals hier raus kommen sollte. Dass er wütend sein würde, stand außer Frage. Wichtiger war, sollte ich ihm erzählen, was passiert war? 

,,Wie auch immer, jetzt bist du hier. Also kannst du dich auch ganz auf mich konzentrieren." Sie kam einige Schritte auf mich zu, dementsprechend wich ich einige zurück. ,,Du hast dich früher auch nie davor gescheut mich anzurühren, warum jetzt auf einmal?"

,,Wann verstehst du endlich, dass ich nichts von dir will!?"

,,Wann verstehst du endlich, dass wir zwei zusammen gehören?" Sie sah mich eine Weile schweigend an. ,,Du liebst jemand anderen, oder? Früher war es diese Ayumi gewesen, jetzt ist es dieser Lloyd."

,,Was? Nein!" Doch die Röte, die mir ins Gesicht schoss, verriet mich. Verdammter Körper, was stellte er sich auf ihre Seite!?

,,Wir wissen beide, dass du lügst." Ihr Blick nahm etwas gefährliches an. ,,Würdest du mich lieben, wenn Lloyd - "

,,Willst du Lloyd etwas auch noch umbringen!?", fragte ich wütend. ,,Reicht es denn nicht, dass du damals Ayumi in den Tod gestürzt hast!?"

,,Du hältst immer noch an dieser alten Geschichte fest?" Sie verdrehte die Augen. ,,Vergiss die doch endlich, das ist Jahre her."

,,Wie könnte ich das vergessen!"

Sie zuckte mit den Schultern. ,,Genau genommen habe ich sie gar nicht umgebracht. Sie hat sich selbst umgebracht."

,,Das hätte sie nie getan, wenn du nicht gewesen wärst!"

,,Soll ich mich jetzt etwa auch in den Tod stürzen? Wobei, stürzen ist das falsche Wort. Hängen trifft es besser." Sie fing an zu lachen.

,,Das ist einfach nur krank. Du bist krank!"

Ihr Lachen wurde hysterischer. ,,Ayumi hat es nicht anders verdient! Sie hat sich zwischen uns gestellt! Und niemand wagt es sich zwischen uns zu stellen!"


Ihr hellblondes Haar wehte im seichten Wind, ihre Augen, so blau und klar wie das Meer, hatten jegliches Leben verlassen. Ihre reine weiße Haut fing an zu faulen. Eine Krähe saß auf ihrem Kopf und pickte sich ein Stück von ihrem Ohr heraus. 

Verdammt, wie lange hatte sie dort bereits gehangen, ehe ich sie gefunden hatte? Wie lange hatte sie unter Skylor gelitten? Und was genau hatte sie letztendlich dazu getrieben? Ich wusste es nicht, ich selbst habe mir auch nie die Schuld für ihren Tod gegeben. Warum auch? Es war Skylor gewesen . . . 

,,Also ich finde sie irgendwie schöner, jetzt, wo sie da so hängt."

,,Du bist doch einfach nur krank!", schrie ich; Tränen rannen mir übers Gesicht.

,,Jetzt heul doch nicht um sie. Das hat die kleine Schlampe gar nicht verdient. Ihr Leben war sowieso erbärmlich. Und du bist viel zu gut für sie."

,,Wer gut genug für mich ist, suche ich immer noch selber aus!"

,,Ich bin die Einzige, die jemals gut genug für dich sein wird. Jetzt wo Ayumi nicht mehr hier ist, gibt es doch nichts mehr, was sich zwischen uns stellt."

,,Ich will dich nicht! Geh weg und lass mich in Ruhe!" 

Doch sie hatte nur gelacht, während Ayumi weiterhin leblos vom Ast baumelte. Verdammt, wir waren erst 10 gewesen. Wie grausam konnten Kinder denn bitteschön sein!? Und wie grausam muss es einem gehen, dass man sich mit 9 Jahren das Leben nimmt?


,,Du heulst ja wieder, so wie damals."

Erschrocken griff ich an meine Wange, nur um festzustellen, dass sie tatsächlich nass war. Verdammt, ich wollte doch nicht mehr weinen! Und schon gar nicht vor ihr! Nicht vor diesem Monster! Diese Genugtuung wollte ich ihr nicht noch einmal geben - und doch tat ich es jetzt.

Wütend wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht, ging zur Tür und trat dagegen. ,,Ist da draußen irgendwer!? Ich brauche - "

Mit einem Ruck hatte mich Skylor zurückgezogen. ,,Das Einzige, was du brauchst, bin ich." Sie schlug mir ins Gesicht, ehe sie mich aufs Bett stieß. Dann begann sie damit ihre Kleidung auszuziehen, bis sie nur noch ihre Unterwäsche anhatte. 

Mit einem Grinsen beugte sie sich zu mir runter, der Schlüssel fiel in mein Blickfeld. Er schien so Nahe zu sein, aber ich konnte doch nicht - verdammte Scheiße! 

Ein Klopfen an der Tür ließ Skylor aufspringen. ,,Wer ist da?", fragte sie gereizt und begann damit ihre Kleidung wieder anzuziehen. Ich setzte mich derweil auf. 

,,Sensei Garmadon, wenn es angebracht ist. Dürfte ich Sie darum bitten Ihre Tür zu öffnen. Ich mag es nicht besonders gegen eine Wand zu sprechen."

Entsetzen zeigte sich auf Skylors Gesicht, während sie den Schlüssel aus ihrem Ausschnitt fummelte. ,,W-Was wollen Sie denn hier!?"

,,Rein zufällig suche ich nach jemandem. Dabei habe ich mir die Frage gestellt, ob er womöglich hier ist."

Ihr Blick richtete sich auf mich, sie war wütend. Das Ganze würde noch ein Nachspiel haben, dessen war ich mir sicher. Nichtsdestotrotz steckte sie den Schlüssel ins Schloss und öffnete die Tür.

,,Guten Abend, Mr. Smith. Darf ich Sie daran erinnern, dass Sie heute Abend mit mir verabredet waren?" 

Ninjago: Blaue FlammenWhere stories live. Discover now