Kapitel 114: Lloyd

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„Irgendetwas kann man immer tun", sagte Kai und stand auf.

„Ich gebe meinem Neffen nur selten recht, aber wenn wir nichts tun, werden wir bald alle ..."

„Sterben."

„Fliegen wir zu den Bäumen", forderte Kai und sah zu seiner Mutter. „Du weißt doch, wo sie sind, oder?"

Sie nickte leicht. „Ungefähr, ja. Aber ich befürchte, die Zeit wird nicht ausreichen."

„Es ist besser als nichts zutun, oder?"

„Selbst wenn wir die Bäume rechtzeitig finden sollten", argumentierte sie gegen, „wir können das Aufeinandertreffen der beiden Chakraströme nicht verhindern. Und wenn der Sturm ausbricht, geraten wir als Erstes in seine Fänge."

„Früher oder später sterben wir doch sowieso. Also, warum versuchen wir nicht, etwas dagegen zu unternehmen? Oder hast du bereits aufgegeben?"

Sie antwortete darauf nicht.

„Ich werde gehen", entschied er, öffnete die Tür und ging.

Seufzend lehnte sich seine Mutter zurück. „Ich habe ihn die ganzen Jahre allein gelassen. Ich sollte wenigstens jetzt für ihn da sein."

Daraufhin machten wir drei uns ebenfalls auf den Weg nach oben. Kai stand bereits auf dem Platz und wartete.

„Ihr kommt alle mit?", fragte er verblüfft.

„Wir können dich unmöglich allein gehen lassen", sagte Garmadon.

„Du hast vorhin etwas vom Fliegen erzählt", erinnerte ich mich. „Dass wir zu den Bäumen fliegen werden. Wie meinst du das?"

„Na ja." Sein Blick wanderte über den Platz, hinüber zu den Stallungen. „Vielleicht können wir auf diesen riesigen Fledermäusen reiten."

Ich sah ihn an, als wäre er verrückt geworden. „Das überleben wir niemals."

„Den Sturm doch auch nicht, also was spielt das noch für eine Rolle?"

„Ich befürchte, wir haben ein ganz anderes Problem", murmelte Garmadon und wies Richtung Festung.

Wer da in Eskorte auf uns zukam, war der Dämonenfürst Osiris höchstpersönlich. Und in seiner Begleitung war die Wache aus dem Verlies, die vermutlich immer noch nach mir suchte.

„Brak!", rief dieser sofort und eilte zu uns. „Was machst du hier? Hast du ihn gefunden?"

„Nein. Ich dachte, er könnte vielleicht hier sein, aber leider ist das nicht der Fall."

„Du und das Denken sind auch zwei ganze verschiedene Welten", murmelte er.

„Lass gut sein, Drafir", entgegnete der Fürst und tat einige Schritte aus seiner Eskorte heraus. Sein Blick blieb an Kai hängen. „Du hast also gefunden, wonach du gesucht hast?"

„Ich denke schon."

Osiris nickte leicht. „Dann müsst ihr nun vermutlich weiterreisen."

Ich schielte zu Garmadon, aber der war offensichtlich ebenso verwirrt wie ich.

„Wenn Ihr erlaubt, natürlich", sagte er.

„Ich werde euch nicht davon abhalten." Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf mich. „Brak, du wirst sie begleiten."

„Warum wird Brak für eine Reise freigestellt?", frage Drafir aufgebracht. „Schließlich hat er den Gefangenen entkommen lassen."

„Eben deshalb." Lange sah mich der Dämonenfürst an, bis ich den Blick schließlich zuerst abwandte. „Vielleicht findet er den Gefangenen außerhalb unserer Mauern wieder."

„Er kann unmöglich ungesehen an den Wachen vorbeigekommen sein."

„Er ist auch ungesehen aus dem Verlies entkommen", erinnerte Osiris ihn. „Und nun hör auf, meine Entscheidungen in Frage zu stellen. Ich lasse sie ziehen."

Innerlich machte ich einen Freudensprung. Dabei stand uns das Schlimmste noch bevor.

„Darf ich Euch um Reittiere bitten?", fragte Kai mit Bedacht.

Osiris schaute hinüber zu den Fledermäusen, die angekettet in Käfigen hausten. „Könnt ihr sie denn fliegen?"

„Ich kann sie fliegen", sagte Kais Mutter.

„Einverstanden, dann will ich euch zwei Tiere geben."

Drafir klappte die Kinnlade herunter.

„Vorher möchte ich aber, dass mir Krakil eine Frage beantwortet."

„Was wollt Ihr wissen?"

Er winkte Kai zu sich und flüsterte ihm etwas in Ohr. Kai überlegte eine Weile, dann flüsterte er ihm etwas zurück.

Osiris wandte sich an die Wächter vor den Käfigen. „Gebt ihnen die zwei zahmsten Tiere. Und Proviant. Sie müssen hungrig und durstig sein."

Beinahe ungläubig starrte ich den Dämonenfürsten vor mir an. Geschah das hier gerade wirklich?

Wie befohlen, wurden zwei der Riesenfledermäuse aus den Käfigen geholt und Kais Mutter und Garmadon wurden mit ihnen vertraut gemacht. Kurz darauf wurden Kai und ich mit Proviant ausgestattet und wir bestiegen die Flugtiere.

„Du reitest mit mir", entschied Garmadon und kletterte hinauf. Ich setzte mich hinter ihn, während Kai und seine Mutter das andere Tier nahmen.

Dann hoben wir ab und ich musste mich an Garmadons Schultern festkrallen, um nicht runterzufallen.

Danach wurde die Welt unter uns zunehmend kleiner ...

Ninjago: Blaue FlammenWhere stories live. Discover now