Kapitel 35: Jay

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,,Und Sie sind?", fragte mich eine der Putzfrauen, nachdem ich, den Reinigungswagen vor mich herschiebend, aus der Kammer kam.

,,Der Ersatzhausmeister. Also sein Stellvertreter. Sie wissen schon."

,,Nein, eigentlich nicht", fuhr sie fort und nahm mir den Wagen ab. ,,Was Ihre Aufgaben sind, wissen Sie aber schon, oder?"

,,Ähm, klar."

,,Gut, ich bin dann mal weg. Heute kommen wieder ein Haufen Gäste."

Die andere lächelte mich lediglich an, ehe auch sie sich einen Reinigungswagen nahm und verschwand.

Verdammt war es früh. Aber da musste ich jetzt wohl durch. Morgen würde ich hier wieder rauskommen. 

Da keine dritte Putzfrau zu sehen war, nahm ich mir einfach den dritten Wagen und marschierte damit, als würde ich das alltäglich tun, durch die Gänge. Nur in welches Zimmer sollte ich gehen? Es wäre hilfreich gewesen, hätte ich eine Liste von den Zimmern gehabt, die momentan frei waren und die ich putzen musste. 

Auf gut Glück schloss ich Zimmer 206 auf, und zu meiner Erleichterung war es frei. Aber auch nur frei im Sinne von, es war niemand da. Dennoch schien dieses Zimmer noch bewohnt zu sein, weshalb ich es vorzog dieses schnellstmöglich wieder zu verlassen.

Plötzlich vernahm ich Schritte aus dem angrenzenden Badezimmer. Vor Schreck ging ich zwei Schritte rückwärts und stieß gegen den Eimer, dessen Inhalt sich langsam auf dem Boden ausbreitete.

Das Ganze war doch verflucht! Scheiße, was sollte ich denn jetzt bloß machen!?

,,Ist da jemand?", ertönte eine Frauenstimme, da flog auch schon die Tür auf. Entsetzt starrte mich die junge Frau an.

,,Ähm, verzeihen Sie mir die Störung. Ich bin der Hausmeister und habe den Auftrag dieses Zimmer zu putzen."

Sie versuchte verzweifelt die Fassung wiederzuerlangen. ,,Als Hausmeister?"

,,Ja, die Brigitte ist leider krank und da musste ich ihre Schicht übernehmen, da Ursula, die normalerweise für sie einspringt, sich letzte Woche das Bein gebrochen hat, als sie über ihren Hund gefallen ist."

,,Unglaublich", sagte sie und fasste sich an die Stirn.

,,Ja, finde ich auch. Ursula hätte ja zumindest ein paar Augen im Kopf haben können. Einfach den armen Wuppi umlaufen, das geht gar nicht. Aber na ja, das Bein ist wohl - "

,,Unglaublich, dass Sie hier einfach so reinplatzen und mich volllabern! Verschwinden Sie hier auf der Stelle!"

,,Aber laut Liste soll ich dieses Zimmer sauber machen."

,,Indem Sie einen Eimer Wasser auf dem Boden verschütten? Also ehrlich, auf diese Art von Reinigung kann ich sehr gut verzichten! Und nun machen Sie diesen Saustall sauber und verschwinden Sie! Ansonsten werde ich nicht lange fackeln und gegen Sie eine Beschwerde einreichen!"

,,Ist ja gut, ist ja gut. Entspannen Sie sich mal, okay? Ich werde das sauber machen und verschwinden, kein Grund zur Panik." 

Ich hatte dafür einen umso größeren Grund zur Panik. Wo war dieser verdammte Bodenwischer hin? Hatte ich den etwa in dieser Abstellkammer stehen gelassen?

,,Worauf warten Sie denn noch!?", fuhr sie mich genervt an.

,,Ja, also, das ist so. Ich muss eben etwas holen."

,,Das ist unglaublich!"

,,Jetzt hören Sie schon mit diesem unglaublich auf, das ist ja grauenhaft!" 

Bevor sie etwas darauf erwidern konnte, verschwand ich aus dem Zimmer und lief den Gang entlang zurück zur Abstellkammer. Zu meinem Glück fand ich in dieser noch einen weiteren Wischer. 

Doch dieses Glück war nur von kurzer Dauer. Kaum hatte ich die Kammer wieder verlassen, stand ein älterer Herr mir gegenüber. Was wollte der denn jetzt von mir?

,,Entschuldigung, aber sind Sie hier der Hausmeister?"

,,Ja, genau. Stets zu Ihren Diensten. Wobei kann ich Ihnen denn behilflich sein?"

,,Aus meinem Wasserhahn kommt seit eben kein Wasser mehr."

,,Klar, kein Problem. Das bekomme ich wieder hin. Ich muss nur eben - " Mein Blick fiel auf die Putzfrau, die sich uns näherte. ,,Ach, vergessen Sie es. Ich komme sofort zu Ihnen. Wo ist Ihr Zimmer?"

Ich lehnte den Bodenwischer an die Wand, schnappte mir den Werkzeugkasten und folgte ihm schnell, um die Begegnung mit der Putzfrau zu umgehen. Die hätte nur unnötige Fragen gestellt. Womöglich war es sogar die, deren Reinigungswagen ich mir ausgeliehen hatte.

Der ältere Herr führte mich nur wenige Zimmer weiter und zeigte mir im Badezimmer den defekten Wasserhahn. 

,,Sehen Sie, den bekommt man nicht einmal mehr aufgedreht."

,,Gar kein Problem", sagte ich und öffnete den Werkzeugkasten. ,,Das habe ich im Nu repariert."

,,Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich Sie alleine lasse? Ich habe noch nicht gefrühstückt und - "

,,Bis Sie wieder hier sind, bin ich längst wieder weg."

,,Gut, dann danke ich Ihnen bereits im Vorfeld."

,,Man braucht hierfür kein Hausmeister zu sein, nur ein wenig handwerkliches Geschick", murmelte ich, nachdem er gegangen war und versuchte den Hebel mit aller Kraft nach oben zu drücken, jedoch vergeblich. 

,,Ein Hammer wird das Problem schon lösen", beschloss ich, holte besagtes Werkzeug aus dem Kasten und schlug von unten gegen den Hebel. 

Nachdem ich dies einige Male wiederholt hatte, ließ er sich endlich nach oben bewegen. 

,,Ich mache mich als Hausmeister gar nicht mal so schlecht", grinste ich und wollte den Hahn wieder zudrehen, da bewegte er sich schon wieder nicht. Genervt griff ich wieder nach dem Hammer und schlug ein weiteres Mal drauf, diesmal allerdings von oben. 

Der Hebel brach ab.

,,Scheiße!", entfuhr es mir nur und ich wich einige Schritte zurück. 

Hammer und Hebel in der Hand haltend, sah ich nun dem Wasser dabei zu, wie es nach und nach das Becken füllte. Verdammt, wenn ich nichts unternahm, würde ich das gesamte Badezimmer überfluten. 

Ich versuchte den Hebel wieder draufzusetzen, jedoch vergeblich. Was kaputt war, war kaputt. Und dieser verfluchte Abfluss half bei diesen Unmengen an Wasser auch nicht mehr. Was tat ich denn jetzt nur?

Das Wasser erreichte den Rand und schwappte hinüber. Laut klatschend landete es auf dem Boden vor mir und breitete sich immer weiter aus. Erst als es meine Schuhe erreiche, erwachte ich aus meiner Trance und fasste den Entschluss von hier zu flüchten. 

Schnell eilte ich zurück zur Abstellkammer, schnappte mir den Bodenwischer und suchte Zimmer 206, wo die junge Frau noch immer auf mich wartete. 

,,Wie schön, dass Sie es auch noch einrichten konnten zu kommen!", fuhr sie mich wütend an. ,,Was ist!?", fragte sie wütend, nachdem ich nur dastand und nichts sagte. ,,Wird's bald!?"

,,Ähm, ja, klar." Schnell wischte ich den Boden sauber und trocknete den Rest mit einem Handtuch, bis nichts mehr von dem Schlamassel übrig war. 

,,Und nun verschwinden Sie schon!" Wütend schob sie mir den Reinigungswagen entgegen. ,,Und nehmen Sie diesen Müll hier mit!"

,,Ja. Tut mir nochmal aufrichtig - "

,,Sparen Sie sich das! Denn eines können Sie mir glauben, gegen Sie werde ich definitiv eine Beschwerde einreichen! Wegen Ruhestörung, Belästigung, Sachbeschädigung und Unfähigkeit!"

,,Hallo? Ist hier jemand?", hörten wir eine ältere Dame von draußen rufen. ,,Das Zimmer 214 steht unter Wasser!"

Ninjago: Blaue FlammenWhere stories live. Discover now