Kapitel 79

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Zwei Jahre später ...


Ich saß mit Svens Ehefrau Airin am Strand und beobachtete Adrian und ihn, wie sie mit unserer adoptierten Tochter Eivor eine Sandburg bauten. Das afrikanische Kleinkind mit ihren Krauselocken klatschte lachend in die Hände, als unser Hund Aros mit Höchstgeschwindigkeit aus dem Wasser auf sie zugerannt kam. Bevor Adrian reagieren konnte, sprang der Hund mitten in die Sandburg.

„Aros!", fluchte Adrian und scheuchte ihn weg, als dieser sich schüttelte und er von oben bis unten nassgespritzt wurde.

Kichernd sah ich zu Airin, die neben mir ein Buch las. Die zierliche Frau mit kohleschwarzen Haaren richtete ihre Brille zurecht und blätterte die Seite um, aber ich bemerkte, wie amüsiert sie über Aros war.

Vor anderthalb Jahren hatte Sven seine Frau fürs Leben gefunden, mit der er nur wenige Wochen später zusammengezogen war. Airin war genau wie er ruhig und auf den ersten Blick zurückgezogen, aber hinter der Fassade steckte eine freche Seite, mit der sie Sven gerne neckte.

Wie es das Schicksal wollte, hatte Airin die Mandel im Milchreis an Weihnachten erwischt. Daraufhin hatte Sven ihr ohne zu zögern einen Antrag gemacht und sie zwei Monate später zur Frau genommen.

Zu der Zeit waren Adrian und ich bereits verheiratet gewesen. In einer kleinen Zeremonie mit unseren engsten Freunden und Verwandten hatten wir uns im Hotel das Ja-Wort gegeben. Dazu waren Brinja und seine Eltern eingeflogen. Ich mochte Adrians Familie sehr, denn sie war aufgeschlossen, fröhlich und empfing mich warmherzig.

Da Adrian keine Kinder mehr zeugen konnte, waren wir zu dem Entschluss gekommen, ein Kind zu adoptieren. Eivor war zu dieser Zeit zwei Jahre alt, schüchtern und verängstigt gewesen. Zuvor war sie in einer Pflegefamilie gewesen, in der sie keine guten Erfahrungen gemacht hatte. Um ihr ein neues Leben zu ermöglichen, hatten wir ihren eigentlichen Namen in Eivor umgetauft. Er bedeutete eine Kombination von Geschenk und Schutz.

Jetzt war sie aufgedreht und wir konnten sie keine Sekunde aus den Augen lassen. Ähnlich wie Erik und ich war sie abenteuerlustig und musste oft von uns angehalten werden.

Voller Liebe betrachtete ich Adrian, wie er sich den Sand aus seinem Gesicht wischte und Aros' Ball ins Wasser warf. Sofort hechtete der norwegische Buhund ihm hinterher, was Eivor wieder klatschen ließ. Wir hatten das kleine Mädchen sofort in unser Herz geschlossen und sahen sie als unsere vollwertige Tochter an.

„Hallo Freyja und Airin!", erklang es plötzlich.

Überrascht drehte ich mich um und winkte Idun zu, die einen Picknickkorb in der Hand hielt. Im Schlepptau waren Nic und Suvinna, die vor einigen Monaten in Svens alte Wohnung bei Snorre gezogen waren. Ihre junge Liebe wollten sie noch in diesem Jahr mit einer Heirat unterstreichen, sobald sie volljährig waren. Bis dahin mussten sie warten.

Ächzend richtete ich mich auf und begrüßte die beste Freundin meiner Mutter, die inzwischen auch meine war. „Schön, dass ihr kommen konntet. Setzt euch doch!", sagte ich und machte eine einladende Geste auf die Decke, sobald ich Nic und Suvinna umarmt hatte.

Airin rückte mit einem Lächeln zur Seite und klappte das Buch zu. „Ich habe schon daran gedacht, Freyja anzuknabbern, wenn ihr nicht bald kommt", lachte sie.

„Ich schmecke nicht!", behauptete ich grinsend, ehe ich einen Pfiff ausstieß und nach den anderen rief.

Glucksend ließen sich Nic und Suvinna neben Airin nieder und begannen den Korb auszupacken. Neben leckeren Früchten hatten sie Säfte, Kaffee, Wasser und eine Flasche Champagner mitgebracht.

Mit verzogenem Gesicht deutete ich auf meinen runden Bauch. „Wie gemein", seufzte ich wehmütig.

„Keine Sorge, wir haben an euch gedacht", beteuerte Idun und zeigte auf das Etikett, auf dem alkoholfrei stand.

Sofort hellte sich mein Gesicht auf und ich öffnete meine Arme, als Eivor zu mir kam und sich an mich kuschelte. Zärtlich fuhr ich ihr durch die dunklen Locken und sah, wie sie ihr Ohr an meinen Bauch legte. Genau wie Adrian lauschte sie dort gerne und hoffte, das Baby spüren zu können.

Nach unserer Heirat hatte sich Adrian ernst mit dem Thema auseinandergesetzt, ob er nicht doch wieder Kinder zeugen konnte. Zwar hatte ich ihm versichert, dass es mir nichts ausmachte, keine eigenen Kinder zu haben, doch er hatte nicht aufgegeben. Sein Durchhaltevermögen war belohnt worden, als er einen Arzt gefunden hatte, der darauf spezialisiert ist, Männern zu helfen.

Wie viele Tage wir nach seiner Operation gebangt und gehofft hatten, konnte ich nicht mehr zählen, doch als der Schwangerschaftstest plötzlich positiv ausgefallen war, hatten wir unser Glück nicht fassen können.

Nun trug ich unsere Tochter unter meinem Herzen, deren Namen wir bereits sorgfältig ausgewählt hatten: Jorunn. Eine Kombination aus Pferd und Liebe. So wie wir unser Leben kombiniert hatten.

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Hiermit seid ihr am Ende von Midnight Sun - Ein Jahr zum Verlieben angekommen.

Ich hoffe, euch hat die Geschichte gefallen und ich möchte mich bei allen Lesern von ganzen Herzen für die Kommentare und Votes bedanken. Es freut mich immer, von euch zu lesen und würde mich freuen, wenn ihr bei meiner ersten Dark Romance Story "Araki - Krieger des Nordens" dabei sein werdet!

Seid aber gewarnt! Es gibt heikle Themen wie Zwangsheirat, Vergewaltigung und Drogen.

Midnight Sun - Ein Jahr zum VerliebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt