Kapitel 24

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Am späten Nachmittag gönnte ich mir eine Pause, die ich dringend nötig hatte. Nach stundenlangem Saubermachen war ich wie aus dem Wasser gezogen und um mich zu erfrischen, warf ich meine Kleidung zur Seite und sprang in den See. Die eisige Kälte tat unheimlich gut und sorgte für eine Entspannung, die ich seit langem nicht mehr verspürt hatte. Viele Menschen würden angesichts der Temperatur wie am Spieß schreien, doch für mich war es nach der auspowernden Tätigkeit eine reine Wohltat.

Ich schwamm einige Runden, bevor ich mich auf den Rücken legte und treiben ließ. Dabei sah ich in den Himmel, der so blau wie der Ozean war. Keine Wolken, welche die Farbe trübten.

Herrlich, diese Ruhe. Nur ich, die Natur und umgeben von lästigem Mückensummen. Glücklicherweise war ich nicht sonderlich allergisch auf die Stiche, weshalb ich mir keine Sorgen machte, wenn sie sich an mir labten. Mückenspray hatte ich dennoch aufgetragen, was sie scheinbar davon abhielt, mir zu nahe zu kommen. Dafür durfte ich mir ihr Summkonzert anhören, das sich in Vogelgezwitscher mischte.

Irgendwann war ich genug abgekühlt und schwamm an den Steg. Sobald ich draußen war, öffnete ich die Arme mit geschlossenen Augen und ließ mich vom sanften Wind trocknen. Lange dauerte es nicht, bis ich wieder meine Kleidung anzog und zurück ins Haus ging. Dort setzte ich Kaffee auf und machte mir ein belegtes Brot mit Schinken, Käse und Gemüse. Tatsächlich mochte ich Brot lieber als Brötchen. Vor allem Vollkornbrot und Knäckebrot. Natürlich aß ich zwischendurch auch andere Sorten, aber da ich allein war, konnte ich essen, was ich wollte.

Vielleicht sollte ich Brot backen?

Mehl und die dazugehörigen Zutaten hatte ich mitgenommen, um sie in luftdichte Behälter zu füllen.

Mit dem Vorsatz schenkte ich mir Kaffee ein, und nahm diesen und den Teller auf die Terrasse. Genüsslich vertilgte ich meine kleine Zwischenmahlzeit und beobachtete derweil die Natur, aber auch die Dinge, denen ich meine Zeit hier widmen wollte. Zuerst Holz hacken. Man konnte nie genug davon haben. Am nächsten Tag würde ich den Schuppen reparieren. Da sich kein schlechtes Wetter angemeldet hatte, konnte ich das mit gutem Gewissen verschieben.

Kaum war meine Tasse ausgetrunken und das Brot aufgegessen, erhob ich mich, brachte beides in die Küche und nahm die Eimer mit Putzwasser. Diese leerte ich, säuberte sie und füllte sie mit kristallklarem Wasser aus dem See. Sobald ich sie ins Haus gebracht hatte, zog ich mich um. Ein kurzes Top und eine ebenso kurze Hose, die mich beim Holzhacken nicht hindern würde. Wenn ich Glück hatte, wurde ich braun.

Mit einem Grinsen nahm ich die Axt und schwang sie über die Schulter. „Du wirst sehen, Erik ...", murmelte ich, als ich auf den Platz fürs Holzmachen zuging. „Dieses Mal werde ich sie nicht kaputtmachen."

Zuallererst musste jedoch die Motorsäge ran, da wir es im Herbst nicht geschafft hatten, alle neu gefällten Bäume in kleinere Stücke zu zersägen. Die Holzstämme waren unter einer Plane, die ich entfernte und mit Ächzen zog ich den ersten auf ein Gestell, das aus zwei Kreuzen bestand.

Nach einigen Versuchen lief die Motorsäge, doch ehe ich anfing, holte ich aus dem Geräteschuppen Kopfhörer. Gut geschützt begann ich schließlich, mehrere Holzstämme zu zerteilen.

Mit einem zufriedenen Blick auf den Haufen setzte ich die Kopfhörer ab, nahm wieder die Axt und stellte das erste Holzstück auf einen alten Baumstamm.

„Auf geht's", feuerte ich mich an und holte Schwung. Mit einem Krachen zerteilte sich das Holz in zwei Teile, die jedoch noch zu groß waren. Also wurden sie mit einem weiteren Schlag zerkleinert. Die fertigen Scheite warf ich auf einen Haufen, den ich am Ende fein säuberlich auftürmen und eine Plane darüber legen würde. Holz musste ungefähr ein Jahr trocknen, bevor es ohne Probleme brannte.

Midnight Sun - Ein Jahr zum VerliebenWhere stories live. Discover now