Kapitel 57

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Andre POV

Wer hätte erwartete, dass Tina und Sebastian im sechsten Stock wohnten. Klar sie hatte gesagt, dass sie ganz oben wohnte, aber von außen sah das Haus nicht wirklich groß aus. Ich schleppte mich die Treppen hoch, die Tüten waren dann doch ziemlich schwer, aber ich versuchte es mir nicht anmerken zu lassen, ich tat es ja immerhin für einen guten Zweck. Ob sie wohl immer so viel schleppen muss? Wieso hilft Sebastian ihr nicht? Wir liefen schweigend die Treppe hoch, ich wollte auch nicht reden, sie sollte mich ja nicht keuchen hören, ich hätte niemals gedacht, dass meine Lunge bei so ein bisschen Anstrengung immer noch blöd machen würde. Irgendwann waren wir dann endlich oben angekommen, man war ich froh darüber. Tina schloss die Tür auf und zeigte mir den Weg in die Küche. Die Wohnung war zwar klein, aber richtig schön eingerichtet und vor allem gemütlich. Wie konnte so ein Arschloch wie Sebastian nur so ein Glück haben und so ein nettes Mädchen wie Tina so ein Pech. „Stell die Tüten einfach auf den Tresen neben dem Herd." Ich tat das was sie mir sagte und stellte die Tüten ab. „Noch mal vielen Dank, du hast mir echt geholfen." „Klar kein Ding. Musst du immer so viel schleppen?" „Nein normalerweise nicht, aber Sebastian hat morgen Geburtstag." „Achso." Ob Jan davon weiß? „Wie alt wird er denn?" „25." Na wenigstens das stimmt. „Willst du einen Kaffee, als Dankeschön?" „Wenns keine Umstände macht." „Nein natürlich nicht, Sebastian hat sowieso eine Sonderschicht und kommt erst spät wieder, Ben ist bei meiner Mutter und ich hab eh nichts zu tun." Sebastian hat ne Sonderschicht, schon klar. Die arme Tina. „Setz dich aufs Sofa und ich mach den Kaffee, willst du Kekse." „Wenn du welche da hast." Sie nickte und ich ging ins Wohnzimmer und setzte mich. Ich hatte schon lange keine saubere Wohnung mehr gesehen. Tina schien eine offene Person zu sein, aber ich glaube, dass sie nicht wirklich ein Privatleben hat zwischen Ehefrau und Mutter sein, weil Sebastian ja nie da ist. Ich frage mich ob er wirklich in einem Restaurant arbeitet, eigentlich kann er dafür ja keine Zeit haben oder? „Brauchst du Milch oder Zucker?" Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Tina neben mir stand. Ich hatte ihr auch nicht wirklich zugehört, aber ich wollte nicht nachfragen, also entschied ich mich einfach für ein „Ja." „Beides?" Was meint sie denn? Ich nickte einfach, wird schon richtig sein. Dann wurde mir klar was sie meinte, sie machte Zucker und Milch in meinen Kaffee, naja da muss ich jetzt wohl mit Leben. Ich lächelte sie an. „Danke" Sie setzte sich zu mir. „Also dein Mitbewohner arbeitet mit meinem Mann zusammen?" „Ja genau." „Was machst du?" Emmm, Antwort schnell. Sag einfach irgendwas. „Ich bin Frisör" Was? Wie bin ich denn jetzt darauf gekommen? „Ohh, wie schön, in welchem Salon arbeitest du?" „Ich bin zurzeit arbeitslos." Ja gute Antwort, nicht das sie noch einen Termin haben will. „Was machst du?" „Ich bin Hausfrau und Mutter, früher wollte ich immer ans Theater, aber dafür hab ich keine Zeit, leider." Sebastian macht ihr alles kaputt. „Wie lange sind du und Sebastian schon zusammen? „Naja eigentlich seit ich wusste, dass ich schwanger war. Wir haben dann ziemlich schnell geheiratet und ja, jetzt sind wir hier" „Na das klingt ja nicht begeistert." „Ich weiß nicht, ich hatte mir mein Leben einfach nie so vorgestellt. Mit 16 war mein Plan, erst Musik und Schauspiel zu studieren und dann ans Theater zu gehen, aber manchmal läuft das Leben nicht so wie man es sich vorstellt und ich liebe Ben und würde ihn auch nie eintauschen." Sie liebt Ben, aber sie hat nichts von Sebastian gesagt. „Wie ist es bei dir?" „Naja ich lebe meinen Traum ich wollte schon immer You- emmm Frisör werden und es macht mir echt Spaß und ich bin Single und wohne mit meinen besten Freunden zusammen." „Klingt gut. Wie lange bist du schon Single?" „Eine Ewigkeit." Wir erzählten uns noch lange über unsere Leben und verstanden und prima, je mehr ich sie kennenlernte desto mehr tat sie mir leid, am liebsten würde ich die Zeit zurück drehen, um ihr ihre Träume zu erfüllen. 

Kann aus Hass noch Liebe werden? (Jandre)Where stories live. Discover now