Kapitel 55 - Fledergraus

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(Y/N) Pov:

Eddie ist als erstes mit seinem Schild fertig. Er greift es, steht auf und beginnt ein wenig rumzuposieren. "Wie fühlt es sich an?"

"Leicht, aber ausdauernd. Tödlich, aber verlässlich!" Er stellt auf höchst epische Art und Weise sein rechtes Bein auf der Kiste vor ihm ab, während er seine linke Hand gen Himmel streckt. "Hört mich an, ab sofort gibt es kein zurückweichen mehr für Eddie den Verbannten!" 

Seine Worte treiben mir ein Grinsen auf die Lippen, als ich den letzten Nagel in meinen Deckel schlage und es ebenfalls ausprobiere.

"Ja, Du bist ein echter Fledergraus!", kichert Dustin, als er aufsteht. Ich und Eddie werfen uns einen schnellen Blick zu, denn er scheint das gleiche zu denken wie ich: was ein Volltrottel. "Versteht ihr nicht, Fledergraus: wie Maus!" Wir grinsen immer noch in uns hinein, doch nach dieser piepsigen Erklärung kann ich mein Lachen nicht mehr im Zaun halten, aber Eddie scheint eine andere Methode wie ich zu verfolgen. Während ich mir vor Krämpfen meinen Bauch halte, schmeißt er sein Schild weg und sprintet grinsend auf Dustin zu. "Was soll das?" Ohne eine Antwort zu geben schlingt Eddie seine Arme um Dustins Hüfte und katapultiert ihn ein paar Meter weit ins Gras. Es ist so chaotisch, das mir beinahe die Tränen kommen. 

Ohne zu zögern laufe ich auf Henderson zu und reiche ihm meine Hand. Als er wieder festen Boden unter den Füßen hat nickt er mir nur noch kurz zu, bis wir gemeinsam auf Eddie den Verbannten zustürmen. 2 Dumme, ein Gedanke. 

Zu zweit schaffen wir es ihn zu Boden zu reißen, sodass wir zu dritt auf die weiche Erde purzeln. Ich stütze mich noch leicht über Eddies Brust ab, um meine Wunden zu schützen während Dustins Gesicht durch den Boden komplett braun und schmutzig ist. Ich kriege das Dauergrinsen kaum weg, genauso wenig wie die beiden anderen.

"Bleibt wie ihr seid, ihr Schwachköpfe!", wispert Eddie und eine Haarsträhne klebt auf seinen Lippen. "Versprecht es mir." Sein Tonfall wird ernst.

"Hatte nichts Anderes vor." 

"Ich auch nicht!"

Eddie rauft uns beiden im Liegen die Haare, bevor er wieder auf die Beine springt. "Gut! My Lady?" Er hält mir seine Hand entgegen, die ich glücklich ergreife während Dustin alleine aufstehen muss. 

Nachdem wir uns wieder einigermaßen gefasst haben und zumindest nach außen hin ernst scheinen, übe ich mit Dustin die Blechdeckel zu verwenden. Eddie ist zu den Sinclairs abgehauen, sodass ich endlich meine Gelegenheit kriege mich an dem kleinen Idioten zu rächen. Für alles.

Ein Grinsen umspielt meine Mundwinkel, als ich erneut eine seiner Attacken perfekt blocke. "Möchtest du mir eigentlich etwas erzählen, Henderson?", frage ich ihn, während er einen Schritt nach hinten stolpert.

"Ich weiß nicht wovon du redest!"

"Bist du dir sicher, Plappermaul?" Seine Augen durchfährt ein kurzer Schock, sein Mund öffnet sich ein Stück, aber Dustin versucht sich nichts anmerken zu lassen. Er räuspert sich.

"Ich habe keinen Schimmer." Versucht er zu lügen, doch seine hohe Stimme macht ihn zu einem offenen Buch. Wie dreist, er weiß exakt wovon ich rede. 

Ich nutze aus, dass er ein wenig aus der Fassung geraten ist, um statt seine nächste Attacke zu blocken wie bisher, mich an ihm vorbei zu drehen um ihm von hinten einen gehörigen Tritt zu verpassen, doch da hab ich meine Rechnung ohne Eddie gemacht. Als er zurück kommt stellt er Dustin dämlich grinsend ein Bein, sodass der Rücken unter meiner Schuhsohle unerwartet nachgibt. Während ich beide noch in Gedanken verfluche, falle ich grinsend ins Gras. Direkt auf Dustin, der mich verwirrt anschaut. 

Ohne lange darüber nachzudenken schlage ich ihm schwach, aber bestimmt auf die Stirn. Er versteht erst gar nicht, doch sobald meine Hand ihn berührt schreit er fassungslos auf. "Wofür war das denn?!"

Absichtlich schadenfroh dreinblickend beuge ich mich so nah zu ihm herunter, dass Eddie es nicht hören kann und flüstere: "Ab jetzt bleibt mein Liebesleben meine Angelegenheit." Zufrieden entferne ich mich wieder von ihm. Der Scham steht ihm unübersehbar ins Gesicht geschrieben, was mich ausnahmsweise mal mit Genugtuung erfüllt. Ich möchte aufstehen, der feuchte Rasen ist ungemütlich, aber als Eddie sich neben mir fallen lässt weichen meine Bedenken dahin.

"Bist du bereit dich zu rächen, (Y/N)?"

Hab ich eigentlich schon.

"Um ehrlich zu sein hoffe ich, dass ich gar nicht die Gelegenheit dafür bekomme."

"Warum wolltest du dann unbedingt zu uns in die Gruppe?", fragt Dustin skeptisch, denn er scheint sich von meiner Ansage bereits erholt zu haben. Ich bin wohl nicht so eindrucksvoll wie ich gerne wäre...

"Wie kann ich denn ein Live Konzert von Corroded Coffins Gittarristen ohne weiteres verpassen?" Es hört sich ein wenig sarkastisch an, war jedoch komplett gegenteilig gemeint. Trotz der realistischen Chance zerfleischt zu werden (mal wieder), kann ich mich tatsächlich auf die bevorstehende Nacht freuen. Ich hoffe Eddie weiß das.

Ich höre ihn leicht schmunzeln, während meine Hand langsam zum Plektrum an meinem Hals wandert. Ich möchte es eigentlich noch nicht wieder hergeben müssen, das kalte Metall zwischen meinen Fingern beruhigt mich, allerdings nicht so sehr wie Eddies Hand, die sanft meine umfasst. Still schaue ihn an, seine Augen sind geschlossen. Er genießt regungslos die kitzelnden Sonnenstrahlen auf seiner Haut und ein Lächeln spielt um seine Mundwinkel.

Ich tue es ihm gleich: lasse meine Augenlieder zu fallen, konzentriere mich auf das Rauschen des Windes, Dustins viel zu laute, aber regelmäßige Atemzüge und schließlich die beiden Jungs neben mir. Manchmal ist es viel zu einfach Dustin zu mögen, trotz seines Egos und obwohl er mir auf die Nerven gehen kann wie kein anderer: ich hab ihn lieb. 

Ich vergesse immer mehr wie es war, ohne sie alle zu leben. Kaum vorstellbar, dass es bald wieder so sein könnte...

Stranger Things | Das wird unser Jahr | Eddie x Reader x SteveWhere stories live. Discover now