Kapitel 19 - Gesellschaft

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"Ich vermisse deine Gesellschaft.", ertönt auf einmal Eddies warme Stimme. "Ich vermisse dich, my Lady."

Ich bin sprachlos. Meine Lippen öffnen sich ein wenig und eine Welle der Zuneigung schwebt über mein Herz hinweg. Die Worte kamen so unerwartet, doch deshalb sind sie nicht im geringsten weniger willkommen. "Ich vermisse dich auch.", flüstere ich verträumt und umklammere mein Kissen noch ein Stück fester. "Aber ich glaube...ich muss dir was sagen.", auch wenn jetzt wo möglich der schlechteste Zeitpunkt ist, das Thema anzusprechen, kann ich mich nicht zurück halten: "Ich hatte einen Alptraum..ich glaube, Vecna hat auch mich verflucht."

 Vielleicht war es um die Stille zu unterbrechen, vielleicht weil ich die Information nicht länger verschweigen wollte oder weil ich nach den letzten drei Sätzen die wir gewechselt haben nicht mehr klar denken konnte. Sekunden eventuell sogar Minuten sagte er nichts, zumindest hörte ich nichts und die Lautlosigkeit machte mich beinahe so unruhig wie die drei eigentlich so einfachen, fast nichtssagenden Worte vorhin. Ich vermisse dich. 

Ich vermisse so viel... ich vermisse Eddie, Steve, meine alten Freunde, doch ich vermisse sogar meine Eltern, dabei will ich die beiden eigentlich nie wieder sehen.

Die Worte bedeuten für mich so viel unfassbar viel.

Aber das scheint nicht für Eddie zu gelten, er antwortete nämlich nicht. Egal wie oft ich ihn ansprach oder wie lange ich wartete...Minuten lang klebe ich regelrecht an dem Walky Talky, während meine Stimmung immer enttäuschter wird und ich kaum merke, wie meine Augen zufallen.

Ein leises Geräusch ertönt neben mir und mit einem Schlag bin ich hellwach, vermutlich ist es nur Paranoia, doch der Alpwachtraum hat meine Sinne derart geschärft, dass ich es nich überhören konnte. Ich setze mich auf und mein Blick wandert nach rechts: alles normal, meine Kommode ist unberührt und im Fenster sieht man einzig und allein den dunklen Nachthimmel. Ich schaue nur Zentimeter in die andere Richtung, doch als ich bemerke wie sich in dem Fenster etwas bewegt ist es als würde mein Herz stehen bleiben. Der Schock durchzuckt meinen gesamten Körper bis in die Haarspitzen und würden meine Adoptiveltern nicht in dem Zimmer neben an schlafen hätte ich geschrien wie am Spieß. Beim genaueren hinsehen erkenne ich Ebenholz schwarzes Haar und eine Augen Partie, darunter weitere einzigartige Gesichtszüge und auch wenn der Mond meine einzige Lichtquelle ist, meine ich zu erkennen wer es ist. Ich springe vom Bett auf und laufe leise zum Fenster um es zu öffnen. Ohne Vorwarnung klettert Eddie auch schon hindurch. Er arbeitet eindeutig schneller als mein Gehirn und so viele Fragen werfen sich in meinem Kopf auf, die ich aber alle nicht beantworten kann. Ich trete ein paar Schritte zurück um ihm ausreichend Platz zu bieten und mit einem dumpfen und Gott sei Dank ruhigem Aufprall fällt Eddie auf meinen weichen Teppich.

Ich öffne den Mund um all die verwirrenden Worte aus mir heraus sprudeln zu lassen, doch Eddie kommt mir zuvor. Er zieht mich ruckartig in eine Umarmung und nachdem auch mein Gehirn diese unvorhersehbare Geste registriert hat, lege ich meine Arme um seinen Hals. Mein Kopf leert sich und ich konzentriere mich ungewollt auf die Stellen, an den unsere Körper sich berühren. Eine seiner starken Hände ruht auf meiner Taille, die andere ist um meinen Rücken geschlungen und presst mich gegen seine Brust, die sich unregelmäßig hebt und senkt. Es wirkt als wäre er 1 Meile durchgerannt, was womöglich sogar der Wahrheit entspricht... Einige Momente verweilen wir so und ich vergrabe mein Gesicht in seiner feuchten Halsbeuge. Ich atme Eddies wundervollen Duft ein, es ist mir ein Rätsel wie er nach Tagen der Isolation noch so umwerfend riechen kann.

"Oh verdammt, dir gehts gut!", flüstert er und schaut zu mir hinunter. Seine Hand wandert von meinen Schulterblättern in meinen Nacken und er hebt meinen Kopf an, sodass sich unsere Stirnen berühren. "Dir gehts doch gut, oder?"

"Ja, ich glaub schon.", Hauche ich und schließe die Augen. "Aber was machst du hier?, wenn dich jemand gesehen hat, dann-"

"Keine sorge, mich hat niemandem gesehen.", versucht er mich zu beruhigen. Ohne Erfolg.

"Trotzdem, du weißt selber du solltest nicht hier sein... es ist zu gefährlich."

"Glaub mir, ich bin genau da, wo ich sein sollte." Eddie zieht mich wieder näher zu sich und ich genieße jede Sekunde.

Seine Worte mögen nicht gänzlich stimmen, doch in einer Hinsicht hat er vollkommen recht: er scheint da zu sein, wo er sein möchte. Bei diesem Gedanken spüre ich wie Dutzende Schmetterlinge in meinem Bauch Saltos schlagen. Wir verharren noch einen Moment eng verschlungen, doch irgendwann löse ich mich und lasse mich aufs Bett fallen. Eddie folgt mir und setzt sich mir im Schneidersitz gegenüber.

"Möchtest du erzählen, was passiert ist?", fragt er ernst, doch ich weiß, dass ich mich nicht gezwungen fühlen muss etwas zu verraten. Genau das ist jedoch der ausschlaggebende Punkt, der mich zum reden bringt.

Stranger Things | Das wird unser Jahr | Eddie x Reader x SteveWhere stories live. Discover now