Kapitel 43 - Erste Hilfe

142 6 1
                                    

Nach einigen Sekunden steht die Welt wieder still. Eddie rennt Nancy hinterher, die neben Steve und Robin in die Ferne starrt auf eine kleine von Ranken überwucherte Hütte, die mir definitiv bekannt vorkommt. "Das ist dein Haus, oder?" 

"Ja, kommt mit.", wir folgen ihr mit schnellen Schritten zur Haustür und Robin öffnet. "Eddie, leg sie auf die Couch, ich hol das richtige Zeug aus dem Keller." Nancy stürzt schnell die Treppen hinunter, während die anderen mit mir ins Wohnzimmer gehen. Eddie legt mich sanft auf dem Sofa ab und    ich muss ein wenig stöhnen, als das dreckige Polster meinen Verletzungen berührt. Im selben Augenblick kniet sich Nancy auch schon neben mich.

"Das ging aber schnell...", murmle ich und mein Blick fällt auf ihre Hände: Verbände, diverse Cremes und eine Flasche Ethanol.  "Oh nein, bitte nicht..."

"(Y/N), wenn wir die Bakterien nicht abtöten, dann entzündet sich alles und das tut noch viel mehr weh, glaub mir." Sie reicht alles Steve, der sie genauso verwirrt ansieht wie ich. "Wir drei holen schon einmal meine Waffen und was wir sonst noch finden können, kümmere dich um ihre Wunden." Sie greift Eddie und Robin am Ärmel und schubst sie die Treppe hoch, ehe sie sich wehren könnten. "Und um deine..." Mit diesen Worten verschwindet sie hinter der Tür. 

Es ist still, totenstill. Steve steht einfach nur vor mir, sieht mich genervt an. "Warum muss immer ich die Arschkarte ziehen?", murmelt er und kniet sich hin, um sich die Cremes anzugucken.

"Ach, du hast die Arschkarte?!", frage ich gereizt und muss lachen. Der will mich doch verarschen...

Steve öffnet die Flasche Alkohol, um kurz dran zu riechen. Meine Frage ignoriert er einfach. "Zieh dein Oberteil aus, ich muss an die Schnitte rankommen." Ich lache nur kurz auf, es wirkt als würde Steve weder mir noch sich selber gut zuhören. "(Y/N), bitte  zieh dein nasses, dreckiges, blutverschmiertes und zerfetztes Oberteil aus, damit ich deine verdammten Wunden verarzten kann." Ich zögere noch kurz, gebe dann aber nach.

"Wehe du guckst." Ich ziehe mir Zähne beißend den Stoff über den Kopf und werfe ihn in irgendeine Ecke, woraufhin Steve beginnt Vorsicht mit einem Waschlappen das Blut abzutupfen. "Warum eigentlich du, den scheiß hätte auch jeder andere machen können..."

"Soll ich etwa aufhören, du kannst es auch gern selber machen?!", sagt Steve gereizt während er seine Hände zu Fäusten ballt, sodass er ungünstig meine Haut berührt. Ich werfe gequält meinen kopf in den Nacken und ziehe zischend Luft in meine Lungen. "Sorry, das wollte ich nicht..." Er senkt seine Stimme und ich beruhige mich wieder ein wenig. "Du hast ja recht, aber Ich glaube Nancy will, dass wir uns aussprechen..." 

"Aussprechen?"

"Stell dich nicht dumm, du weißt was ich meine..."

Ja, ich weiß was er meint.

"Wie auch immer...bist du bereit?" Steve hält die Ethanol Flasche über meine Bauch, seine Augenbrauen zu besorgten Linien verzogen.

"Nicht wirklich, aber mach einfach." Mit einem Mal schüttet er die halbe Flasche über mich. Der Alkohol brennt wie Feuer auf meiner Haut und ich fange an unkontrolliert zu schreien.

"Es ist gleich vorbei, versprochen." Steve drückt den Inhalt einer gesamten Tube Bepanthen auf seine Fingerspitzen, um sie schnell in meine Haut einzumaßieren, was mir noch mehr Tränen in die Augen treibt. "Nur noch der Verband, setzt dich auf." Ich versuche zu tun was er sagt, aber mein Körper will mir nicht gehorchen. Ich schluchze so sehr wie selten in meinem Leben: noch nie habe ich solche körperlichen Schmerzen gespürt. 

Steve greift mich an der Taille und hilft mir hoch. Damit ich nicht wieder nach hinten falle, lehnt er mich an seine Brust und legt hastig einen Verband um meinen Bauch und Rücken. "Geht das so oder ist es zu eng?"

"Geht.", keuche ich schmerzverzerrt. Unfassbar geschickt fixiert er die Mullbinden mit einer Sicherheitsnadel, woraufhin sich die Schmerzen langsam mindern. Ich seufze und lehne mich erschöpft nach hinten. Mir egal dass es Steve ist, ich bin zu gelähmt um mich noch mehr zu bewegen. 

"Es tut mir leid."

"Was tut dir leid, das mit dem desinfizieren oder dass du dich ohne Grund wie ein Arsch verhältst?", flüstere ich schwach ohne eine ernste Antwort zu erwarten, die ich selbstverständlich auch nicht kriege.

"Wie ein Arsch? Ohne Grund?!"

"Ja verdammt!  Reden wir doch Klartext, gestern hast du mich noch geküsst, aber heute siehst du mich kaum an, wenn ich aufgeschlitzt auf dem Boden liege, weil ich dir helfen wollte?!" Ich schreie ihn an und erinnere mich an diesen Moment zurück, sodass mein Herz einen neuen Riss bekommt. Nun laufen mir aus ganz anderen Gründen Tränen über die Wangen. Ich drehe mich zu ihm um und hoffe, dass er sich auf eine Art und Weise rechtfertigt, die uns nicht noch mehr streiten lässt.

"Ja, das war assozial, aber was erwartest du denn von mir? Weißt du wie du Eddie angesehen hast, wie glücklich du warst als wir ihn gefunden haben?! Und vorhin, bei Skull Rock: ihr habt euch geküsst nicht wahr?!!" Er wird immer lauter und Ich hoffe innig so sehr, dass die oben nichts mitkriegen.

"Du bist also eifersüchtig? Ich dachte er wäre tot, ich dachte ich würde Eddie nie wieder sehen!"

"Also heißt das du empfindest eigentlich...  nichts für ihn?" Seine Augen sind rot und eine einzelne Träne rollt über sein Kinn. Ich hab Steve noch nie weinen sehen... Aber dennoch möchte ich nicht antworten. Ich sitze nur da, versuche ruhig einzuatmen. "Sag es, bitte. Sag Nein und ich werd es niemals wieder ansprechen."

Ich schlucke, schaue dabei traurig auf meine Füße. "Doch, ich empfinde etwas für ihn." Steve verdeckt sein Gesicht mit seinen Händen. "Aber was ist mit Nancy, willst du mir erzählen du hast keine Gefühle für sie?"

"Das war früher-"

"Und jetzt?!", frage ich verzweifelt. " Was ist jetzt?!"

"(Y/N), Versteh doch! Da ist keine Nancy und auch kein anderes Mädchen. Mein Herz ist voll, nur mit dir..." Er sieht mich verzweifelt an. Was auch immer ich tue, im Endeffekt bereite ich jedem nur Probleme. Ich lehne mich zurück ans Sofa und starre deprimiert die Decke an. Ich kann meine Gefühle zwar nicht kontrollieren, aber was ich tue ist trotzdem nicht fair. Das weiß ich, weiß ich eigentlich seitdem Tag an dem ich die beiden näher kennengelernt habe. Es fühlt sich an als ziehe sich mein Herz zusammen. Ich weiß nicht was ich sagen soll, weiß nicht was ich tun kann um meine Fehler zu korrigieren. Weder Steve gegenüber noch Eddie gegenüber, dabei weiß er es hiervon nicht einmal was... doch ich muss es ihm erzählen. Wenigstens das bin ich ihm schuldig...




Stranger Things | Das wird unser Jahr | Eddie x Reader x SteveTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang