Kapitel 29 - vertane Möglichkeiten

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(Y/N) Pov:

Ich steige aus Steves Auto aus und renne dem übereifrigem Babysitter hinterher. Meiner Meinung nach macht er sich gerade viel zu viel Stress: wir wissen schließlich wie wir Vecna aufhalten können und ich bezweifle er wird so schnell erneut angreifen.

Ich trete über die Türschwelle, doch es sieht nicht so aus wie Eddies Wohnwagen... ich war doch schon einmal hier, aber das hier ist nicht richtig. Ich möchte mich zu Dustin drehen, ihm den Irrtum erklären, doch er ist weg und die Tür ins Schloss gefallen, ohne, dass ich es gemerkt habe.

Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht.

"Hallo Kleine.", höre ich eine tiefe Stimme hinter mir. Ich habe ihn zwar seit so vielen Jahren nicht mehr gesehen, doch diesen Tonfall würde ich immer wieder erkennen. Eine Gänsehaut überzieht meinen gesamten Körper und ich habe Angst davor mich umzudrehen. Instinktiv versuche ich die Tür aufzureißen. Ich schlage auf sie ein, will einfach nur hier weg, weg von diesem Mann, dabei weiß ich es ist nicht real. 

Egal wie lange es her ist, seine Taten verfolgen mich jeden Tag, werden es vermutlich bis in den Tod. Wer weiß, vielleicht sterbe ich sogar heute noch...

Nach wenigen Momenten gebe ich verzweifelt auf. Es gibt keinen Ausweg, ich kann nicht vor meinem Vater davonlaufen. Mit zitternden Fäusten drehe ich mich um und tatsächlich steht er da, genauso wie ich ihn in Erinnerung habe. Seine Haare sind lang und fettig und er trägt eines seiner schrecklichen karierten Hemden. Mit langsamen Schritten kommt er auf mich zu, doch ich bewege mich kein Stück. Ich kriege es einfach nicht hin, bin starr vor Angst.

Er legt eine Hand an meine Wange und ich verziehe angeekelt das Gesicht. "Hast du mich vermisst, (Y/N)?" Die Art und Weise, wie er meinen Namen ausspricht, lässt mich zusammen zucken. 

"Wie könnte ich dich jemals vermissen?", Presse ich mit soviel Selbstvertrauen wie mir gerade möglich ist hervor und versuche seinem Blick stand zu halten, so schwer es mir auch fällt.

Ich werde nicht davonlaufen. Ich werde mich wehren.

"Heißt das, du hast auch das nicht vermisst?", säuselt er und seine Hand wandert von meiner Wange hinunter zu meinem freien Dekolleté, doch bevor er weiter kommt komme ich wieder zu mir. Ich hebe meine rechte Hand und schlage ihm ins Gesicht mit all meiner Kraft. Das hätte ich schon viel früher tun soll.

Aber ich habe die Konsequenzen vergessen. Seine Lippen bluten ein wenig und ein rötlicher Handabdruck ziert sein Gesicht.

"Du musst lernen dich zu benehmen, Kleine.", seufzt er und ich höre regelrecht wie sein Blut kocht. Sekunden später holt er selber zum schlag aus, sodass ich zu Boden falle. Tränen bilden sich in meinen Augen, wegen dem Schmerz, der Angst, der Verzweiflung... aber ich halte sie so gut es geht zurück. Diese Genugtuung werde ich ihm nicht noch einmal gönnen.  Er lehnt sich über mich und fixiert meine Handgelenke neben meinem Kopf auf dem Boden. Ich bemühe mich mich zu wehren, ihn zu treten oder mich loszureißen, doch es funktioniert nicht. "Du zwingst mich dazu, das zu tun, es ist deine Schuld.", erklärt er und ich schreie.

"Lass mich los! Du bist nicht echt!", sein Griff wird fester und meine Knochen schmerzen bereits, da kriechen plötzlich Ranken seinen Körper hoch. Sie umrahmen seinen ganzen Körper, schließlich sogar sein Gesicht und seine Augen werden glasig. Es ist Vecna, das weiß ich und die Tränen strömen mein Gesicht hinunter. 

Auf einmal höre ich eine Melodie, erst ganz leise doch dann immer lauter werdend, Steve und Dustin haben die Platte gefunden.

Ich möchte schon erleichtert aufatmen, erwarte dass ich jetzt einfach erwachen werde, in der Realität umgeben von meinen Freunden.

Aber nichts dergleichen geschieht.

"Deine Zeit ist zu Ende, (Y/N). Sie können nichts mehr für dich tun.", erklärt mir das Monster  und presst kurz danach seine Hand auf mein Gesicht. Ein unbeschreiblicher Schmerz durchzuckt meinen Körper und egal wie sehr ich mich auf den Song konzentriere, ich kann mich nicht befreien. Ich höre sogar wie Steve und Dustin mir irgendwelche Dinge zurufen, aber ich kann nichts verstehen. Das ist also mein Tod, ich werde sterben. Dabei gibt es so viel Sachen die ich bereue und noch tun will. Ich möchte Elfie und die anderen kennen lernen, mich noch mehr mit Dustin und Max anfreunden, doch vorallem will ich Steve küssen. Ich möchte erfahren was passiert wäre, hätte man uns vor wenigen Tagen nicht unterbrochen. Ich möchte auch erfahren, was passiert wäre, wenn Eddie gestern Nacht länger geblieben wäre, wenn 'Das war alles' nicht meine dumme Antwort gewesen wäre. Ich möchte ihn Gitarre spielen hören, Eddie das Plektrum zurückgeben...

Doch nichts von all dem werde ich verwirklichen können, all diese Chancen liegen in der Vergangenheit und ich werde in Zukunft nicht die Möglichkeit haben es erneut zu versuchen, denn ich habe keine Zukunft, nicht mehr.

Ich höre auf mich zu wehren, akzeptiere mein Schicksal. Ich kann nichts mehr tun, doch auf einmal höre ich eine Stimme, die mich meine Augen wieder öffnen lässt.

"(Y/N), wach auf!", Es ist Steve, doch warum höre ich ihn, warum verstehe ich erst jetzt was er sagt..? "Ich darf dich nicht verlieren, ich wollte doch noch so viel mit dir unternehmen und beenden, was bei Eddies Hütte angefangen hat, verdammt!", seine Stimme zittert und es hört sich an, als wäre Steve kurz davor Tränen zu vergießen.

Doch mir geben diese Worte die nötige Kraft. Ich bewege meinen Arm, ergreife eine der Ranken an Vecnas Hals und ziehe mit ganzer Kraft daran. Er lässt kurz von mir ab, zieht seine Hand weg und ich verliere keine Sekunde. Mein Körper bewegt sich wie von selbst. Ich stehe auf, schaue mich einen Moment lang um. Wenige Meter entfernt ist eine Art Portal erschienen, dahinter Steve und Dustin, über Ihnen ich, schwebend. Es fühlt sich an als wäre eine riesengroßer Stein von meinem Herzen gefallen und ich springe zurück in die Realität, zurück in Steves Arme.

Stranger Things | Das wird unser Jahr | Eddie x Reader x SteveWhere stories live. Discover now