Kapitel 30 - Gebrochen

167 9 1
                                    

Ich falle zu Boden, verliere für einen Moment die Orientierung und ich erwarte einen stechenden Schmerz in meinem Rücken, doch stattdessen spüre ich nur Arme die sich um meinen Bauch schließen. Ich liege in Steves Umarmung, zwischen seinen Beinen und lehne mich an seine starke Brust. Meine Atmung ist viel leichter zu kontrollieren, als erwartet, also drehe ich meinen Kopf zu dem Jungen hinter mir, der seine Gesicht in meiner Halsbeuge vergraben hat. "Du bist noch da.", nuschelt er und meine Haut wird feucht. 

"Steve, weinst du?", ich muss schmunzeln bei dem Gedanken. Er hebt seinen Kopf ein Stück, seine Augen sind rot und ich presse ohne weitere Worte meine Stirn gegen seine. Wenige Sekunden danach spüre ich ein weiteres Paar Arme um meine Schultern. Dustin legt seinen Kopf auf meiner Brust ab und ich fühle mich so wohl, mein Herz wird warm und ich bin so erleichtert, dass es vorbei ist. Ich lege einen Arm um Dustins Rücken, ziehe ihn noch näher an mich ran und kuschle mich so nah an Steves Oberkörper, dass es beinahe keinen Raum mehr zwischen uns gibt. Seine Finger finden den Weg zu meinem Arm und ich möchte unsere Finger miteinander verschränken, aber als er mich berührt durchzuckt ein unerwarteter Schmerz meine Hand.

Ich ziehe die Luft durch meine Zähne, presse sie zusammen und schaue die Verletzung an, so wie die beiden Jungs auch. "Oh gott (Y/N), das sieht schlimm aus.", lispelt Dustin und hält vorsichtig mein Handgelenk. Meine Hand und einzelne Finger scheinen gebrochen, sie sind rot angeschwollen und schmerzen stark.

 "Du musst sofort ins Krankenhaus." Steve steht auf, hilft mir höflich auf die Beine, doch anstatt zu seinem Auto zu laufen, gehe ich Richtung Kühlschrank. Ich hole ein alt aussehendes Kühlakku heraus und presse es sanft auf meine Haut.

"Und was meinst du sollen wir den Ärzten sagen?! Ein Monster hat mir in einer anderen Dimension die Finger zerstört ?", frage ich lachhaft atme auf, als meine Nerven tauber werden.

"Darum kümmere ich mich schon, jetzt komm mit und Steig in mein Auto."

"Nein, es passt schon. Das Eis genügt.", entgegne ich kalt. Um ehrlich zu sein geht es mir garnicht um die Glaubwürdigkeit der Geschichte, man kann sich schließlich auf unzählige Weisen etwas brechen. Ich habe mir jedoch schon einmal das Handgelenk so stark verletzt und als ich damals einen Gips und das restliche Zeug angelegt bekommen habe, tat das höllisch weh.

"Gut, dann eben nicht."  Steve packt mich um die Hüfte, hebt mich hoch und schmeißt mich über seine Schulter wie einen Kartoffelsack. Nicht so romantisch wie vor wenigen Tagen, Nein. Ich fühle mich wie ein Kleinkind, das zum Zahnarzt getragen werden muss...Am liebsten würde ich meine Hände zu Fäusten ballen und ihm gegen den Rücken schlagen, aber das wäre vermutlich eher suboptimal.

"Ich schwöre es dir, Harrington: wenn du mich nicht sofort loslässt dann hau ich dir eine rein!"

"Jaja...das kannst du gerne machen, aber erst sobald deine Hand gesund ist, weil wir jetzt nämlich zum Krankenhaus fahren, Engel.", murmelt er uninteressiert und als er dann auch noch meinen Spitznamen benutzt, kriege ich offiziell die Krise. "Henderson, such Eddies Walkman und die richtige Kassette, dann ab auf den Beifahrersitz."

Ich schreie ihn frustriert an, doch Steve legt mich einfach auf den Rücksitz und verschließt die Türen, bevor ich überhaupt daran denken kann, abzuhauen. Genervt setze ich mich auf und schnalle mich an. "Du bist ein Idiot.", nuschle ich genervt vor mich hin und beobachte Steve durch den Rückspiegel.

"Ein idiot, der dir das Leben gerettet hat, nicht wahr?"

Ich werde sofort rot, vielleicht aus Wut, vielleicht aus Scham doch Dustin erlöst mich. Er steigt ein und reicht mir die Musik, sodass ich den Walkman sofort aufsetzen kann um irgendwie Steve Harrington aus meinem Kopf zu kriegen. Die gesamte Fahrt über höre ich Metallica, rauf und runter: derselbe Song in Dauerschleife. 

Schließlich erreichen wir das Krankenhaus, wir steigen gemeinsam aus und laufen auf die Rezeption der Notaufnahme zu. Steve beschließt die nett schauende Frau sofort anzusprechen:"Guten Mittag, wir sind hier weil sie sich ihre Hand und möglicherweise noch weitere Finger gebrochen hat." Die Frau mustert meine Verletzung einen Moment und holt dann ein Formular hervor. 

"Es ist heute wenig los, sie sollten bald dran kommen.", erklärt sie lächelnd, während sie nach einem Kugelschreiber greift. "Wie ist es denn dazu gekommen."

"Wir...", beginnt Steve und räuspert sich kurz. "Wir waren Rollschuh fahren und sie ist hingefallen, dann ist jemand über ihre Hand gefahren und wir dachten es wäre die beste Idee, sofort in die Notaufnahme zu fahren."

"Das war definitiv die richtige Entscheidung. Sie sind dann der Freund?", fragt sie grinsend und ich melde mich zum ersten Mal in diesem Gespräch zu Wort:

"Nein, wir sind nicht zusammen. Nur Freunde, ganz platonisch.", versichere ich eifrig.

"Mit einem großen P!"

"Mhm, genau... deswegen trägt (Y/N( auch seit Tagen ununterbrochen deine Jacke..", murmelt Dustin vor sich in, aber nicht leise genug. Weder für mich, noch für Steve. 

Steve hebt unauffällig seine Hand und gibt Dustin einen verdienten Nackenklatscher. "Halt einfach die Klappe, Henderson.", flüstert Steve ihm ins Ohr und ich drehe mich währenddessen wieder zu der Rezeptionistin, deren Lächeln durch einen sichtlich verwirrten Gesichtsausdruck ersetzt wurde.

"Nun... füllen Sie bitte den Rest des Formulars aus und nehmen Sie im Wartebereich Platz, Sie werden bestimmt bald an der Reihe sein."



Stranger Things | Das wird unser Jahr | Eddie x Reader x SteveWhere stories live. Discover now