Kapitel 44 - ein Phänomen

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"Es tut mir leid, wirklich..." Ich erwarte kaum eine Antwort, was sollte er auch sagen... es gibt nichts, was er mir zu sagen hat. Nichts was er sagen kann, dass die Situation aufbessert. 

"Ich weiß." Steve rutscht neben mich und blickt genauso wie ich frustriert nach oben. Er seufzt kurz und murmelt dann: "Aber du bist zu besonders, um sauer auf dich zu sein." Ich glaube kaum zu hören was er da sagt. Meint er das ernst?  "Das ist vermutlich das einzige was ich an dir nicht leiden kann..."

"Heißt das, du vergibst mir?"

"Nein, nein. So würde ich es nicht sagen... wenn es nur der Kuss wäre vielleicht, aber du meintest du fühlst auch für ihn. Wie soll ich das einfach hinnehmen? Es nervt. Verdammt viel sogar und tut einfach weh. Verstehst du? Es tut weh, dass ich dich nicht haben kann, zumindest nicht so wie ich will...", die letzten Worte flüstert er vielmehr, sodass ich sie fast überhört hätte. Fast.

"Was willst du damit sagen?"

"Entweder bist du wirklich schwer von Begriff oder noch benommen vom Blutverlust." Er dreht sich schmunzelnd zu mir um: kaum zu glauben, dass er mich jetzt schon wieder so anlächeln kann..."Das, mein Engel, bedeutet, dass ich dich gerne als feste Freundin hätte, doch anscheinend bist du nicht bereit dafür, nicht jetzt..." 

Mein Herz schlägt wie verrückt, hin und hergerissen zwischen Erleichterung und Trauer. "Aber... du kannst mir nicht verzeihen?"

"Lass uns einen Kompromiss machen, (Y/N)." Eine Gänsehaut breitet sich auf meinem Körper auf, als ich Steve meinen Namen sagen höre. "Wir versuchen erst einmal die Welt zu retten und dann, wer weiß. Vielleicht haben sich deine Gefühle geklärt und wir können nochmal reden, bis dahin... ist alles gut?", er zieht dabei eine Augenbraue hoch. Egal wie viel Blut und dreck er im Gesicht kleben hat, er sieht immer noch unfassbar attraktiv aus und lässt mein Herz auf Wolke 7 schweben.

"Danke..."

"Und egal wie du dich entscheidest, solange du glücklich bist ist mir alles recht. Ich möchte dich in meinem Leben einfach nicht missen..."

Ich verdiene so einen perfekten Jungen nicht. 

Ich kann das alles kaum glauben, wie glimpflich ich praktisch davongekommen bin. Und wie sehr er mich wohl mögen muss, um mich noch so aufmerksam zu behandeln...

Mein Herz macht einen Sprung nach dem anderen, bis es sich anfühlt als würde es bald explodieren. Ich lasse langsam meinen Kopf auf Steves Schulter sinken. "Du bist ein Phänomen, Steve Harrington."

Er lacht. "Ein Phänomen?"

"Jap. Ein wundervolles."

"Du hast definitiv zu viel Bisse abbekommen.", murmelt er und schmunzelt. Er greift nach meiner Hand und verschränkt leicht unsere Finger ineinander, was die Schmetterlinge in meinem Bauch Purzelbäume schlagen lässt.

"Du aber auch.", sage ich und stehe auf, um mir einen Verband zu greifen. "Steh auf, jetzt bist du dran mit Patient spielen." Steve erhebt sich vom Boden, sodass ich beginne all das Blut und den Dreck vorsichtig von seinem Bauch zu wischen. Anschließend greife ich nach einem Wattepad und tropfe ein wenig Alkohol darauf. "Das...brennt jetzt kurz."

Ich drücke es auf die tieferen Bissstellen. Steve beisst schmerzhaft die Zähne aufeinander, doch entweder reißt er sich viel mehr zusammen wie ich oder es tut nicht annähernd so weh, wie bei meinen Wunden. Als ich alle relevanten Stellen bedeckt habe, greife ich nach einer Mullbinde und wickle ihn um seinen Torso. "So, fertig."

"Du bist um einiges besser darin als ich.", sagt er und grinst. "Danke."

"Gern geschehen." Ich erwidere sein Lächeln und sehe in seine fesselnden Augen. Diesen zärtlichen Blickkontakt habe ich in den letzten Stunden sehr vermisst...

"Lassen deine Wunden vielleicht eine Umarmung zu?", fragt er leise mit seiner rauen tiefen Stimme, die mich jegliche Kontrolle verlieren lassen könnte. Er tritt wenige Schritte auf mich zu, umfasst sanft meine Schultern und streichelt zart über meine nackte Haut. Schließlich liegt mein Shirt noch immer in der Ecke. Ich schaffe es nur leicht den Kopf zu schütteln, gebannt von seinen Fingern auf mir. Seine Augen wandern von mein Wangen über meinen Hals immer weiter nach unten. So wie ich vorhin auf dem Boot ihn bewundert habe so bewundert er nun mich und dennoch fühle ich mich irgendwie unwohl, so entblößt. Ich starre auf den Boden, genieße immer noch Steves Nähe, aber mein mangelndes Selbstbewusstsein erschwert diese Situation für mich tierisch.

  "Du bist wunderschön, (Y/N)." , flüstert er mir ins Ohr mit einem heißen atem, der alle Haare auf meinem Körper sich aufstellen lassen.  Eine bisher unbekannte Wärme breitet sich in mir aus, obwohl ich weiß wie albern das ist. So etwas hat lange niemand mehr zu mir gesagt, dabei bedeutet dieser einfache Satz so viel für mich. Er greift mein Kinn, hebt es ein Stückchen an, sodass sich meine Augen wieder vom Parkett losreißen. Er beugt sich langsam zu mir hinunter und seine Lippen treffen sanft auf meine Nasenspitze. "Wenn ich dich schon nicht umarmen kann... möchte ich dir wenigstens einen Kuss geben."

Auf einmal stürzt Nancy die Treppe hinunter, ich kriege einen riesen Schreck und entferne mich instinktiv ein paar Schritte von Steve, was vermutlich viel mehr verrät als wäre ich einfach geblieben wo ich bin. Sie steht skeptisch im Türrahmen, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. "Stör ich?"

Steve räuspert sich kurz und wendet sich ihr anschließend zu. "Was ist los, Nance?"

"Kann einer von euch Morsezeichen? Wir glauben wir haben einen Weg gefunden mit Dustin und den anderen zu kommunizieren."


Stranger Things | Das wird unser Jahr | Eddie x Reader x SteveWhere stories live. Discover now