Kapitel 46 - in Vecnas Gedanken

111 6 0
                                    

Ich habe meine Arme so fest wie es nur geht um Robins Bauch geschlungen und presse mich an ihren Rücken, um nicht runterzufallen. Sie fährt fast so schlecht wie ich, das können nicht viele von sich behaupten...zum Glück sind wir endlich da und ich steige erleichtert ab, froh darüber wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren. Die anderen lassen ihre Fahrräder auf den Rasen fallen und folgen mir zu Eddies Wohnwagen.

"Ein neuer Weltrekord: die meisten interdimensional zurückgelegten Meilen.", sagt Robin, während sie ihre Taschenlampe einschaltet.

"Ich hab grad was von dem Zeug eingeatmet." Steve stolpert uns hustend hinterher. "Es steckt mir im Hals fest..."

"Stell dich nicht so an Harrington.", murmle ich ihm grinsend entgegen und öffne die Tür, um einzutreten. Tatsächlich, an der Decke ist ein ähnliches Tor wie das im Lovers Lake: rot leuchtend und schleimig. Überall Ranken, die teilweise in Fetzen runterhängen. Das ist unsere Chance hieraus. "Dustin ist ein Genie."

"Hier ist Chrissy gestorben, also ganz genau hier."

Plötzlich fängt an sich etwas innerhalb des Tors zu bewegen."Da ist was drin.", erkläre ich und nähere mich einen Schritt. "Was... ist das?" 

Auf einmal durchsticht ein Stock oder so den roten Schleim, ich schrecke zurück, sodass ich über meine eigenen Beine in jemandes Arme falle, doch ich bin zu gebannt von dem Holz um wieder aufzustehen. Immer und immer wieder zerfetzt es die Ranken, sodass sich eine Öffnung auftut. Man erkennt die andere Seite. Ich springe neugierig auf und stelle mich genau darunter, um nach oben zu schauen. Ich sehe Dustin, Lucas, Max und ein jüngeres Mädchen, die mir grinsend entgegen blicken.

Die anderen versammeln sich um mich herum. Sie lachen genauso glücklich auf wie ich und wir winken den Kindern auf der anderen Seite lächelnd zu. "Bada Bada Boom!", schreit Dustin, woraufhin Max und Lucas eine Matratze auf ihren Boden fallen lassen. "Keine Ahnung, wie das physikalisch funktionieren soll...", murmelt er, während er ein aus Bettlaken geknotetes Seil auf uns zu wirft. Ich ziehe kurz dran, um zu überprüfen ob es hält und tatsächlich: nichts rührt sich.

"Ich mach mal das Versuchskaninchen.", sagt Robin fröhlich. Sie ergreift die Laken und zieht sich langsam daran hoch, bis sie auf der anderen Seite sanft auf der Matratze aufkommt. Es funktioniert tatsächlich. 

Als Nächstes ist Nancy dran, auch sie fällt wie nach Plan durch das Tor. Es läuft wie geschmiert. "Los (Y/N), jetzt du.", murmelt Eddie und ich ergreife das Seil ohne zu zögern, ich möchte nur noch hier weg. Ich versuche mich hoch zu schieben, aber mein Bauch und meine Hand machen mir einen Strich durch die Rechnung. Scheiße, das hätte ich mir denken können. "Los, lass mich dir helfen." Er packt mich an den Hüften und hebt mich so hoch, wie weit er kann als wäre ich so leicht wie eine Katze. "Geht das so?" Ich bemühe mich die letzten Dezimeter allein zu schaffen, aber es geht nicht. Dabei weiß ich nicht einmal ob ich es ohne die Verletzungen geschafft hätte: Ich habe einfach keine Muskeln.

Gott ist das peinlich.

"Lass mich dir helfen, Munson.", murmelt Steve und ein zweites Paar Hände legt sich an meine Oberschenkel, sodass ich noch ein Stück weiter komme und plötzlich falle. Aber ich falle nicht zu Robin oder Max in die echte Welt, nein. Ich falle ins nichts. Einfach ins nichts.

Alles ist schwarz, ich kneife nervös meine Augen zusammen und mein Herz fängt an vor Panik wild zu schlagen. Ich habe Angst davor irgendwo auf zu prallen, doch dann spüre ich weiches Polster unter mir. Mir steigt der Duft von Zigarettenrauch in die Nase und ich öffne die Augen wieder. Ich sitze auf einer Couch in einem Wohnzimmer, auf dem kleinen Abstelltisch vor mir unzählige ausgedrückte Kippen und leere Bierdosen. Das ist nicht irgendein Wohnzimmer, es ist mein Wohnzimmer. Mein altes...

Nein, nein, nein! Ich bin wieder hier, hier wo ich in meinen Visionen war. Doch mein Walkman liegt noch auf dem Boot wer weiß ob Steve oder Eddie jetzt wieder auf  mich einreden können. Ich kann hier nicht weg.

"(Y/N), du bist zurück." Es ist Vecnas Stimme, die von überall her ertönt.

Ich springe nervös von dem Sofa aus und renne Richtung Ausgang, gruselig, dass ich mich noch so gut in diesem Haus auskenne, es ist einfach nie gänzlich aus meinem Kopf verschwunden... die Tür ist zu meiner Überraschung nicht verschlossen, sodass ich öffne, doch vor mir liegt nicht was ich erwartet habe. Ich stehe auf einem Bruchteil einer Treppe, doch sie führt nirgendwo hin, stattdessen schwebt sie in einem Meer von Trümmern, aber bei näherem hinsehen erkenne ich die ein oder anderen Dinge wieder. Es sind alles Möbel aus Viktor Creels Haus. Ich befinde mich vermutlich an dem selben Ort, den Max uns beschrieben hat: Ich bin also in Vecnas Gedanken.

Doch diesmal scheint er mich hier haben zu wollen, ganz im Gegensatz zu dem wie Max hier gelandet ist... aber warum?

"Wie ich sehe, hast du nach mir gesucht, (Y/N). Du warst so nah dran. So nah an der Wahrheit. Wie geht es dem alten, Blinden, dummen Viktor?" Ich sehe mich um, doch ich kann Vecna nicht finden. Ich laufe langsam, leise die Treppe hinunter, dabei weiß ich: ich kann mich hier nicht verstecken. "Hat er mich vermisst? Ich wollte mich bei ihm melden, aber ich war beschäftigt. Unheimlich beschäftigt." Als ich den schleimigen Boden betrete fällt mein Blick auf eine von mehreren schrecklich entstellten Leichen, die von Ranken umschlungen ist. Ich muss meinen Brechreiz unterdrücken und wende mich sofort ab, doch auf einmal verändert sich meine Umgebung. Die Trümmer fügen sich zusammen. Viktors Haus baut sich vor mir auf, aber neu, lebendig und nicht alt oder verlassen so wie ich es kenne... ich stehe im Eingangsbereich als plötzlich mehrere unbekannte Leute durch die Tür schreiten.

Was passiert zum Teufel passiert hier?

Stranger Things | Das wird unser Jahr | Eddie x Reader x SteveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt