Kapitel 26 - Autofahrt

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Wir fahren seit einigen Minute die Straßen entlang und zu meiner Verwunderung meinte Max, sie möchte zu den Wohnwagen. Vermutlich lebt sie dort, sie möchte sicher zu ihrer Familie und ich bin drauf und dran, selber noch kurz zu meinen Adoptiveltern zu gehen, wenn wir schonmal da sind. Aber was soll ich Ihnen sagen? Eigentlich kenne ich die beiden doch kaum und bestimmt wäre es komischer, wenn ich noch letzte Worte an sie richten würde, als wenn ich nie wieder Worte an sie richten würde.

Max sitzt angespannt auf dem Rücksitz, gequetscht zwischen Dustin und Lucas, der sie schon die ganze Zeit besorgt anguckt. Ich bekomme immer mehr den Eindruck, als gäbe es irgendetwas bei den beiden, das ich nicht weiß. Doch mir wird mulmig zu mute, wenn ich sie so sehe. Max scheint sich seit dem Tod ihres Stiefbruders von allen distanziert zu haben, offensichtlich vor allem von Lucas. 

Sie sollten ihr Verhältnis klären, aber wer bin ich um Max etwas vorzuschreiben. Außerdem gibt es gerade Prioritäten. 

Ich schweife mit meinen Gedanken ab und schaue stattdessen wieder auf die Straße, versuche mich auf die Bäume zu konzentrieren und auf die Musik im Radio, da höre ich noch etwas anderes: das Schlagen einer Uhr. Die Uhr 

Panisch blicke ich mich um und sehe weit entfernt am Horizont einen schwarzen Punkt. Er kommt immer näher und ich erkenne was es ist. Dieselbe Uhr, wie in meinem Wohnwagen.

Sie schlägt erneut.

Die Uhr ist nur noch 100, vielleicht 150 Meter entfernt und meine Atmung wird unkontrollierbar.

"Steve...", murmle ich gestresst und greife nach seiner freien Hand. "Steve, halt sofort an!" Die Uhr kommt noch näher, ein drittes Mal ertönt das gruselige Geräusch und wir könnten jeden Moment einen Unfall bauen.

"Warum, wovon redest-", ich lasse ihn nicht ausreden, die Uhr ist nur noch wenige Schritte entfernt und ich schreie Steve panisch an.

"Halt an!"

Die Bremsen quietschen, das Auto kommt abrupt zum stehen und ich schließe angsterfüllt die Augen. Zum Glück sind die Straßen leer, sonst wäre dieses Manöver ganz anders ausgegangen. Ich werde von dem Anschnallgurt zurück in den Sitz geschleudert.

Die Uhr schlägt zum vierten mal. 

Ich öffne die Augen, erwarte überall Zahnräder oder zerbrochene Holzplanken zu sehen, doch nichts. Die Straße ist leer. 

"(Y/N), alles in Ordnung? Was ist passiert?", fragt Steve und drückt meine Hand. Er zeichnet mit seinem Daumen beruhigende Kreise auf meinen Handrücken und ich ordne meine Gedanken, kontrolliere meine Atmung. Es war nur eine Vision.

Ich ziehe nach einigen Sekunden sanft meine Hand zurück, entkomme aber nicht Steves griff: Er macht sich Sorgen.  "Sorry, da war nur... ist egal fahr einfach weiter."

"Bist du sicher?"

"Ja, fahr, bitte."

Er seufzt kurz, gibt dann aber meiner Bitte nach. Nachdem ich mich gänzlich beruhigt habe ziehe ich sanft meine Finger aus Steves Umklammerung, doch seine Hand lässt er noch einige Momente auf meinem Bein. Ich frage mich was in seinem Kopf vorgeht und werfe ihm einen Blick zu, doch seine Augen ruhen bereits auf meinen.

Ich spüre wie seine Finger sich bewegen und Steve sieht mich an, als würde er um Erlaubnis bitten. Er umfasst mit seiner Hand zärtlich meinen Oberschenkel und ich verfolge jede seiner Regungen. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, obwohl ich die Geste kaum deuten kann: möchte er mich nur beruhigen oder bedeutet es etwas anderes?

Ich schaue Steve wieder an. Als er meinen zustimmenden Gesichtsausdruck sieht lächelt er auch und konzentriert sich scheinbar glücklich auf die Straße, während ich mich auf seine starke Hand konzentriere und sie mit meiner bedecke, die gesamte Fahrt über.

Steve biegt ab zu den mir bekannten Wohnwagen. Er fährt noch die Straße bis zum Ende und parkt dann am Straßenrand. "Gut, das muss aber schnell gehen, Mayfield."

"20 Sekunden.", versichert sie und steigt genervt aus. Max läuft den Weg entlang und verschwindet nach einigen Sekunden links um die Ecke.

Wir warten alle geduldig darauf, dass sie wieder kommt und auch wenn Steve genervt scheint, weiß ich, dass er sich nur Sorgen um sie macht. Zurecht, wenn ich ehrlich bin. Nach einigen Minuten rennt sie wieder auf uns und ich erkenne sofort, dass irgendetwas passiert ist."Das waren aber mehr als 20 Sekunden.", sagt Steve, doch Max ignoriert ihn einfach und läuft an ihm vorbei zum Rücksitz. "Hey, hey Max, alles in Ordnung?"

"Mir gehts gut, fahr los.", murmelt sie gestresst und schlägt die Autotür zu.

"Was ist passiert?", fragt Lucas, doch auch darauf gibt Max keine richtige Antwort.

"Können wir einfach losfahren?"

Steve wirft einen besorgten Blick in den Rückspiegel und startet dann den Motor. Er fährt die Straßen entlang und Max gibt immer wieder Anweisungen wo er hinfahren soll. Die ganze Zeit über merke ich, wie Steve abwechselnd mich und dann Max anguckt, als würde er sicher gehen wollen, dass Vecna uns noch nicht geholt hat.. 

"Hier abbiegen.", sagt sie und Steve tut wie ihm geheißen.

"Hier?", fragt Dustin und ein Hauch von Trauer liegt in seiner Stimme, da entdecke ich ein Schild:  Roane Hill Friedhof. Ich verstehe. Max möchte ihren letzten Brief abgeben, den für Billy.

Stranger Things | Das wird unser Jahr | Eddie x Reader x SteveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt