Kapitel 40 - Fledermäuse

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"Wie lange ist er schon weg?", frage ich nervös und fummle an dem Reißverschluss von Steves Jacke herum. 

"Etwa ne Minute, beruhig dich. Bestimmt ist alles gut.", sagt Nancy, doch in ihrem Ton höre ich ,dass sie sich ebenfalls sorgt. 

Eddie holt neben mir eine Zigarette aus seiner Jackentasche, aber bevor er sie anzünden kann schnappe ich ihm die Kippe aus der Hand und werfe sie hinter mich ins Wasser. "Rauchen ist Scheiße.", begründe ich leise und meide seinen Blick. 

Er seufzt enttäuscht und steckt sein Feuerzeug weg. "Da hast du recht, my Lady." Eddie legt eine seiner Hände auf mein Knie, sodass ich aufhöre mit meinen Beinen zu wackeln. Ich lächle ihm dankend zu, da taucht plötzlich Steve neben mir aus dem Wasser auf. Ich erschrecke mich beinahe zu Tode und drehe mich augenblicklich zu ihm um.

"Ich hab's gefunden!"

"Du hast das Tor gefunden?", frage ich aufgeregt, während Steve auf uns zu paddelt. Er legt seine Hände auf das Geländer und wischt sich das Seewasser aus dem Gesicht.

"Ja, ich hab's gefunden! Es ist abgefahren und miniklein gegen das normale Tor, aber trotzdem, es ist verdammt groß!", er ist komplett außer Atem. Ich möchte ihm wieder aufs Boot helfen, da zieht in etwas ruckartig unter Wasser. Ich halte Steve fest, damit er nicht mitgerissen wird, doch ich bin zu schwach und rutsche ab. Steve verschwindet in den dunklen Tiefen des Sees. 

Ich schreie panisch seinen Namen, genau wie die anderen und stehe kurzerhand auf. Ehe ich darüber nachdenke ziehe ich Steves Jacke aus, lasse sie zu Boden fallen, woraufhin ich mich drauf vorbereite, ebenfalls vom Boot zu springen. Ich kann Steve nicht einfach so im Stich lassen, egal wie sehr er momentan einem Arschloch gleich kommt.

"(Y/N), was machst du?!" Eddie greift überfordert meine Hand und sieht mich besorgt an. "Du springst nicht wirklich auch da rein, oder?!"

"Was sollen wir denn sonst machen?", frage ich überfordert und Robin und Nancy sehen mich verunsichert an, doch niemand von ihnen hält mich auf, also reiße ich mich kurzerhand von Eddie los. "Wartet hier."

"Verdammt (Y/N), bitte bring dich nicht in-", den Rest seiner Worte kann ich nicht mehr hören, denn der See schirmt mich gegen jegliche Geräusche von draußen ab.

Ich kann kaum etwas sehen, das Wasser verschwimmt meine Sicht, doch am Grund erkenne ich einen roten Schimmer. So stürmisch wie ich nur kann schwimme ich darauf zu, denn die Luft in meinen Lungen wird schnell knapp. Ich erkenne langsam das Tor vor mir. Es sieht aus wie eine menschengroße rote Blase aus der viele kleine Tentakel herausklettern. Ich zögere nicht und schreite hindurch. Es fühlt sich an, als würde ich fallen in eine andere Welt, bis ich harten Boden unter mir spüre. Ich stehe hektisch auf und sehe mich um. Alles sieht genau so aus wie in der echten Welt, nur unheimlicher und irgendwie viel weniger lebendig... der See ist hier gänzlich ausgetrocknet. Ich brauche einen Moment um die Orientierung wiederzugewinnen, doch nach einigen Sekunden vernehme ich gequälte Schreie: Steve.

Ich folge ängstlich den Lauten, da entdecke ich ihn. Steve liegt schmerzerfüllt auf der Erde, ein Fledermaus Ähnliches Monster schnürt ihm die Kehle zu, während sich zwei andere auf seine freie Brust stützen. Seine Haut ist schon ganz blutig, denn viel zu viele kleine Bisse zieren seinen Körper. Ich fluche vor mich hin und springe auf ihn zu, um mich neben ihn zu knien. Es scheint als würde er meine Anwesenheit kaum wahrnehmen, ganz im Gegenteil zu den Fledermäusen. Während ich versuche das Ungetüm von Steves Hals loszureißen, verschwinden die restlichen Tiere von seinem Bauch und ich spüre kurz danach stechenden Schmerz in meinem Rücken. Ich versuche es zu ignorieren, denn die Fledermaus löst endlich ihren Griff und ich werfe sie erschöpft ein paar Meter von uns Weg, sodass Steve wieder atmen kann. Er keucht, fasst sich an seine Kehle und dreht sich auf die Seite zu mir. Ich möchte ihn in den Arm nehmen, seine Wunden untersuchen, doch ich habe meine Rechnung ohne diese Bestien gemacht.

Eine von ihnen fliegt schnurstracks von vorne auf mich zu, sodass ich nach hinten auf dreckige Erde falle. Die Schnittwunden in meinem Rücken brennen wie Feuer, doch es ist nichts im Vergleich zu dem was  noch kommt. Mehrere der monströsen Viecher stürzen sich auf meinen Bauch, sie zerfetzen mein nasses Shirt und kurz darauf meine Haut. Ich schreie, versuche nach Ihnen zu schlagen oder zu treten, doch es gelingt mir nicht. Heiße Flüssigkeit rinnt meinen Bauch entlang während meine Sicht immer mehr verschwimmt, vielleicht wegen den Tränen in meinen Augen, vielleicht wegen dem Blutverlust oder sogar beidem. Ich möchte meine Augen einfach schließen, doch was wenn ich sie dann für immer schließen würde?

Ich meine, wer wird mir helfen? Steve wird genauso brutal angegriffen wie ich und wer weiß ob die anderen mir gefolgt sind? Selbst wenn, sie würden bestimmt zu spät kommen... 

Ich lege gequält den Kopf in den Nacken, da sehe ich jemanden, der für mich einem Wunder gleicht. Ich erkenne Eddies lange glänzenden Haare, seine schwarze Jacke und in der Hand hält er etwas, das schnurstracks auf mich zu saust. Ich ziehe reflexartig den Kopf weg, doch ich war gar nicht sein Ziel.

Nein, Die erste Fledermaus macht Bekanntschaft mit dem Boden.

Stranger Things | Das wird unser Jahr | Eddie x Reader x SteveWhere stories live. Discover now