56°

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Ich weiß nicht, wie lange ich am Boden leise vor mich hin weinte, erst als Gabe irgendwann ins Zimmer kommt und sich schweigend neben mich setzt, beruhige ich mich langsam.
Er hat mich in den Arm genommen, fest an seine Seite gedrückt und getröstet.

Ich sehe zum ersten Mal auf und mustere den dunkelhaarigen.

Seine Lippe ist aufgeplatzt und ein paar Schriemen zeichnen sich auf seiner Wange ab.
Es klebt Blut an seinen Händen, Tyler muss wohl selbst eingesteckt haben.

»Es tut mir leid Gabe, ich hätte dich nicht mit reinziehen sollen«.

Meine Schuldgefühle plagen mich, nur meinetwegen, sieht er so aus.

»Vergiss es Kleines, ich habe das freiwillig gemacht und ich würde es wieder machen, um dich zu beschützen«, aufmunternd trocknet er mir die Tränen von der Wange und ich weiß nicht was wäre, wenn ich Gabe nicht hätte.

»Aber jetzt verschwinden wir von hier, du wirst die nächste Zeit fern von hierbleiben, um Luca werde ich mich kümmern«.

Gabe rappelt sich vom Boden auf und zieht mich an der Hand auf meine eigenen Beine.
Ich packe das nötigste ein, das sich die letzten Tage hier gesammelt hat.
Emelie wird sich freuen, wenn ich wieder Zuhause bin.

»Komm«, beschützend legt Gabe ein Arm um mich und führt mich aus dem Zimmer raus.
Die Versammlung im Wohnzimmer wird von uns unterbrochen als sie verstummen und in den Flur zu uns blicken.

Tyler schweigt und sieht mit einem ernsten Blick zu mir.
Gabe hat ihn besser erwischt, als ich gedacht habe, sein Auge ist dunkel unterlaufen und an seiner Augenbraue ziert eine kleine Platzwunde.

Keiner erwidert was, Gabe will seine Schritte fortsetzen als Luca hinter uns nach ihm ruft.

Zögernd drehe ich mich zu ihm und warte nervös was er jetzt noch von uns will.

Ich spüre die Anspannung von Gabe und ohne Vorwarnung, holt er mit der Faust aus und trifft Luca direkt ins Gesicht.

»Das ist dafür das du dich wieder an ihr vergriffen hast, das nächste Mal kriegst du eine Kugel in deinen Kopf«, spuckt er hasserfüllt.

Geschockt sehe ich zu Luca, der sich über die blutige Lippe fasst und überrascht zu ihm schaut.

»Gehen wir«, Gabe schiebt mich aus dem Haus, das ich meinen entsetzten Blick von ihm nehmen muss.

Draußen konnte ich erstmals tief ein und ausatmen, als die schwere Last von meinen Schultern fällt.

Die warme Abendluft ist befreiend.

Wir laufen zum Straßenrand auf den Mustang und Pickup zu.

»Fährst du zu ihm?«, fragt Gabe und legt die Tasche auf meinen Beifahrer als ich den Wagen öffne.

»Ich muss mich vergewissern, dass er es geschafft hat«.

Gabe weiß von der Nachricht nichts und ich werde das auch nicht ändern, so hätte ich einen Grund zu Jason zu fahren, obwohl Gabe meinte, dass es zu riskant ist.

Ich sehe ein letztes Mal zum Haus rüber und entdecke meinen Bruder am Fenster spionieren.

»Tyler beobachtet uns«.
Tyler hat nicht bemerkt das sein Versteck aufgeflogen ist und wartet auf den entsprechenden Punkt, an den er weiß, das Gabe und ich nichts haben.
Gabe dreht sich nicht um, kommt auf mich zu und drückt mich gegen die geschlossene Tür des Wagens.

»Er will bestimmt eine Bestätigung, dass wir nicht gelogen haben«, klärt er mich auf.

Tyler weiß das Gabe alles für mich machen würde, sogar eine Beziehung täuschen, um mich zu schützen.

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