61. Showdown

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Wütend stieß Klaus Rebekah gegen ein Grab. Er wollte ihr gerade den Pflock ins Herz rammen, als Elijah dazwischen ging und ihn aufhielt. Elijah schaffte es, ihm den Weißeichenpfahl aus der Hand zu reißen.
"Schwester, lass uns allein", forderte er Rebekah auf.
"Ich werde nicht...", fing Rebekah an, aber Elijah unterbrach sie: "Ich sagte, lass uns allein, bitte."
Mit dem Weißeichpflog in der einen und dem goldenen Dolch in der anderen Hand sah er zu, wie sie ging, bevor er sich Klaus zuwandte: "Du wolltest nicht auf sie hören. Also musst du dich jetzt mit mir auseinandersetzen."

"Ich hab ihn vielleicht weiter provoziert", meinte Rebekah verlegen am Telefon zu Marcel. "Aber seine Anschuldigungen, du hättest mich dazu verführt, Mikael herzubringen, waren einfach zu viel."
"Das würde ich nie tun", antwortete Marcel.
"Wir wären fast entkommen", sagte Rebekah träumerisch. "Wenn wir einfach weitergefahren wären, könnten wir jetzt überall auf der Welt sein. Klaus hätte uns vielleicht gefunden und getötet, aber das wird er sowieso tun. Es wäre schön gewesen, wenn wir vorher noch ein bisschen Glück erfahren hätten."
"Er wird dich nicht töten. Du bist seine Schwester", entgegnete Marcel.
"Und du bist wie ein Sohn für ihn und glaub mir, er will dich töten", widersprach Rebekah. "Weißt du, ich habe nie viel über den Tod nachgedacht. Einer der Vorteile, wenn man unsterblich ist, schätze ich. Was für eine seltsame Sache, in einer Minute hier zu sein und in der nächsten weg. Ziemlich erschreckend."
"Rebekah..."
"Du musst weglaufen, Marcel. Wenn der Mond seinen Höhepunkt erreicht, wird Klaus frei sein und er wird dir das antun, was er mir antun wird, nur schlimmer. Geh jetzt und sieh nicht zurück."

"Also, wie soll es weitergehen?", fragte Klaus seinen Bruder. Am Himmel ging langsam die Sonne unter. Die Gräber warfen lange Schatten auf den Boden. "Du hältst beide Waffen. Der goldenen Dolch, den Rebekah gegen mich erschaffen hat, würde mich ausschalten, aber der Pflock könnte mich für immer töten."
"Nun, im Gegensatz zu dir, Bruder, habe ich keine Lust auf Brudermord", erwiderte Elijah und hielt den Pfahl hoch. "Ich halte ihn nur, um ihn vor dir zu schützen." Dann hielt er die den goldenen Dolch in die Höhe. "Das ist nur meine Versicherung."
"Warum musst du sie verteidigen?", brüllte Klaus zornig. "Rebekah hat dich auch verraten, als sie Mikael hierher brachte."
"Weil sie unsere Schwester ist und weil ich sie so in Erinnerung behalten möchte, wie sie war, bevor wir zu dem wurden, was wir wurden", erklärte Elijah. "Sie war ein unschuldiges Mädchen voller Lebensfreude."
"Meine Erinnerungen machen ihren Verrat nur noch schmerzhafter", sagte Klaus.
"Kannst du dann nicht einen kleinen Teil der Schuld auf dich nehmen? Immerhin, Niklaus, war es deine Grausamkeit, die sie zu dieser Tat verleitet hat."
"Verstehst du nicht, Elijah?", wollte Klaus ungläubig wissen. "Sie wollte mich nicht verjagen. Sie wollte mich tot sehen."
"Du irrst dich", widersprach Elijah.
"Sie hat mich immer gehasst. Du weißt, dass das wahr ist", schrie Klaus wütend.
"Du hast keine Ahnung, oder?", fragte Elijah. "Du hast keine Ahnung, was sie für dich zu tun bereit war. Wenn unsere Schwester etwas sieht, das sie als Ungerechtigkeit empfindet, kann sie stur, ungestüm und manchmal geradezu gefährlich sein. Und nie war das offensichtlicher als in der Nacht, als sie versuchte, unseren Vater zu töten."
"Was ist das, eine melodramatische Fiktion, die mein Mitleid erregen soll?", fragte Klaus genervt.
"Es ist die Wahrheit", behaarte Elijah. "Ich war dabei. Und sie hätte es getan, nur um dich zu schützen, wenn ich sie nicht aufgehalten hätte. Ich habe mir oft gewünscht, dass ich diesen Moment noch einmal erleben und die Aufgabe selbst erledigen könnte."
"Warum erzählst du mir das jetzt?" Klaus sah seinen Bruder fragend an.
"Niklaus, manchmal handelt unsere Schwester ohne nachzudenken. Sie ist jähzornig, sie verliebt sich schnell, aber sie liebt dich. Jedoch hat deine bösartige Behandlung ihr das Herz gebrochen. Ja, sie rief unseren Vater herbei. Und ja, das war ein Fehler, aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich ihr das verübeln kann."
"Ich schon", antwortete Klaus und rannte in Vampirgeschwindigkeit zur Gruft, in der sich Rebekah versteckt hielt, aber Elijah kam ihm zuvor.
"Niklaus, so wahr mir Gott helfe...", sagte er verzweifelt.
"Willst du dich wirklich gegen mich stellen?", fragte Klaus und deutete auf den Dolch. "Du müsstest ihn eines Tages herausziehen und dann würde ich dich so hassen, wie ich sie jetzt hasse. Wenn du Rebekah beschützen willst, musst du den Weißeichenpfahl benutzen."
"Ich muss mir diesen Blödsinn nicht anhören", entgegnete Elijah.
"Oh, tu nicht so, als hättest du nicht darüber nachgedacht. Du siehst mich an und siehst alles, was du an dir selbst verabscheust. Sicher, du verbrämst es mit deinen schicken Anzügen und deinen Einstecktüchern. Du, mit deiner Maske der Höflichkeit und Eloquenz, du bist genau so ein Scheusal wie ich. Oder schlimmer." Klaus kam auf seinen Bruder zu. "Mach weiter, Elijah. Mach weiter. Nimm den Weißeichenpfahl."
In einem hohen Bogen warf Elijah den Weißeichenpfahl weg und starrte Klaus an.
"Ich bin nicht so feige, dass ich dich töten muss, Niklaus, aber wenn ich dich leiden lassen muss, um Rebekah zu schützen, dann werde ich das tun."
"Siehst du?" Klaus grinste amüsiert. "Ich wusste, dass du es nicht tun kannst. Du klammerst dich immer noch an die Hoffnung, dass ich erlöst werden kann und wenn der Bastard gerettet werden kann, dann gibt es vielleicht noch Hoffnung für dich." Blitzschnell rannte Klaus auf Elijah zu, schnappte sich den Dolch und stach ihn in Elijahs Herz. "So. Jetzt weißt du, wie es sich anfühlt."
Elijah fiel reglos zu Boden.
Plötzlich erschien Rebekah hinter ihm und hielt den Weißeichenpfahl hoch, den sie gerade aufgehoben hatte. "Jetzt hab ich ihn", meinte sie. "Also entscheide ich, wer lebt und wer stirbt."
Auffordernd blickte Klaus Rebekah an. "Na los. Du willst mich töten und jetzt hast du die Mittel dazu. Warum beendest du nicht, was du vor einem Jahrhundert begonnen hast?"
"Ich wollte nicht, dass du stirbst. Ich wollte nur, dass du fliehst", korrigierte Rebekah ihn.
"Lügnerin!", schrie Klaus wütend. "Du wolltest Rache."
"Du hast mich dazu gebracht, dich zu verraten und jetzt willst du es verdrehen und schlimmer darstellen, damit du rechtfertigen kannst, dass du mich getötet hast, anstatt deine eigene Schuld zu akzeptieren!", brüllte Rebekah zornig zurück. "Alles, was ich getan habe, war, deinen Freund zu lieben! Du hättest dich für uns freuen können, aber stattdessen hast du in deiner Paranoia befürchtet, uns beide zu verlieren. Und aus diesem Grund hast du es getan. Es gibt niemand anderen, dem du die Schuld geben kannst, Nik. Nur dir selbst!"
"Wo ist Marcel jetzt, hmm?", erwiderte Klaus provokant. "Ich dachte, er liebt dich und doch hat er dich hier mit mir allein gefangen gelassen. Du gegen mich. Das ist wohl kaum ein fairer Kampf, oder? Ich meine, wenn Marcel hier wäre, hättest du vielleicht eine Chance, aber ich nehm an, er hat bereits ein anderes Mädchen gefunden. Zweifellos jünger und hübscher."
"Du erfreust dich am Leid Anderer und wunderst dich dann, dass ich dich hasse?"
"Ja, und dieser Hass hat dich zu dem geführt, was du getan hast. Gib die Wahrheit zu", brüllte Klaus. Seine Augen funkelten zornig, als er drohend auf sie zukam. "Gib zu, dass du meinen Tod wolltest."
"Ich wollte nur, dass du fliehst, das ist alles - trotz deiner Wahnvorstellungen", rechtfertigte Rebekah sich.
"Elijah leidet und ich werde dir erlauben, ihm zu helfen. Alles was du tun musst, ist es zuzugeben", schrie Klaus.
"Du bist wahnsinnig", rief Rebekah.
"Ja!", brüllte Klaus wutentbrannt. Seine Stimme hallte bedrohlich durch den Friedhof, der inzwischen in dunkle Farben getaucht war. Er stand ganz nah vor Rebekah. "Ja! Ich bin ein bösartiges, herzloses Monster und deshalb hast du Mikael gerufen, um mich zu töten. Gib es zu."
Böse starrte er sie an.
"Das ist nicht wahr", flüsterte Rebekah.
"Du weißt, was du getan hast. Gib es endlich zu. Du wolltest meinen Tod!"
"Vielleicht wollte ich das", murmelte Rebekah schließlich kaum hörbar und sah ihren Bruder traurig an. "Nik...", meinte sie entschuldigend, aber da hatte Klaus ihr den Weißeichenpfahl bereits in die Brust gestochen und sie fiel mit weit aufgerissenen Augen zu Boden.

Eine Weile später erwachte Rebekah und fand Klaus auf einem nahegelegenen Grab sitzen. Gedankenversunken spielte er mit dem Weißeichenpfahl in seiner Hand.
"Du hast mein Herz verfehlt", sagte Rebekah und sah ihn an.
"Vielleicht habe ich das", erwiderte Klaus nachdenklich. "Oder vielleicht wollte ich dich nie töten. Vielleicht wollte ich nur, dass du einen Bruchteil der Angst verspürst, die ich spürte, als Vater mich töten wollte. Du beschuldigst mich, böse zu sein und doch bist du diejenige, die sich verschworen hat, dein eigenes Blut zu verraten."
"Du hast uns das Leben zur Hölle gemacht. Du hast uns gequält", entgegnete Rebekah.
Klaus sah sie an.
"Ich liebe meine Familie, dich, Elijah. Ich hab euch alle geliebt", sagte er, ging auf Rebekah zu und sah ihr in die Augen. "Ich weiß, ich kann schwierig sein, aber ich hab mich nicht so gemacht. Es war Mikael, der mich ruiniert hat."
"Er hat mich auch ruiniert", flüsterte Rebekah leise. "Das ist es, was du vergisst. Jahrhunderte später ist jeder von uns gebrochen. Du mit deiner Wut und Paranoia, ich mit meiner Angst vor dem Verlassenwerden. Und der arme Elijah." Sie sah zu ihm rüber, wo er auf dem Boden lag. Der Dolch steckte immer noch in seiner Brust. "Er widmet sich allen außer sich selbst. Wir sind die stärksten Geschöpfe der Welt und doch sind wir irreparabel geschädigt. Wir leben ohne Hoffnung, aber wir werden niemals sterben. Wir sind der Inbegriff von "verflucht". Für immer und ewig."

Klaus entfernte den Dolch aus Elijahs Brust.
"Jetzt sind wir quitt", sagte er.
"Wir sind immer noch hier drin gefangen. Was auch immer du mit mir vorhast, tu es jetzt", forderte Rebekah Klaus auf.
"Du hast gesagt, unser Vater hat uns ruiniert", meinte Klaus. "Und ich kann nicht anders, als mich zu fragen, ob sein Vater ihn ruiniert hat?"
Plötzlich schwang das Tor zum Friedhof auf.
"Die Barriere ist gefallen", stellte Klaus fest.
"Ich weiß, du hasst mich, aber was geschehen ist, ist geschehen", murmelte Rebekah.
"Was geschehen ist, ist nie geschehen. Es bleibt in uns, eine Geschichte, die wir uns erzählen, damit wir wissen, wer wir sind. Ein bösartiger Vater, ein unehelicher Sohn und die Schwester, die ihn verraten hat. Vielleicht ist es Zeit für eine neue Geschichte." Sanft sah Klaus sie an. "Was willst du, Rebekah?"
"Dasselbe, was ich mir schon als Kind gewünscht hab", antwortete Rebekah. "Ich will ein Zuhause. Ich will eine Familie. Ich will jemanden, der mich liebt und ich will leben."
"Dann geh. Geh weit weg und komm nie wieder zurück. Wir sind viel zu beschädigt, um zusammenzubleiben, weniger eine Familie als eine unbeständige Mischung an Zutaten. New Orleans wird mir gehören. Ich werde mein Kind hier in der Stadt großziehen, die du mir genommen hast. Kein Zweifel, Elijah wird sich entscheiden zu bleiben, aber du? Schwester, du bist frei."

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