30. Ein Versprechen

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"Weißt du was, Agnes? Ich hab darüber nachgedacht, Gliedmaßen von dir kunstvoll vor dem Grab deiner Familie zu verteilen. Ich dachte, das würde eine passende Botschaft hinterlassen." In Vampirgeschwindigkeit packte Klaus Agnes im Würgegriff.
In dem Moment betrat Elijah die Kirche. "Lass sie", warnte er seinen Bruder beim Näherkommen.
Klaus hielt Agnes weiter fest und starrte Elijah nur stirnrunzelnd an.
"Ich habe mein Wort gegeben", erklärte Elijah.
Pater Kieran stand auf, um Elijah zu begrüßen.
"Du neigst dazu, dein Wort zu den unpassendsten Zeitpunkten zu geben, Bruder", erwiderte Klaus. "Wir machen es schon den ganzen Tag auf deine Weise. Jetzt komm schon! Nur ein kleiner Bruch", er legte seine Arme noch fester um ihren Nacken, "und es heißt Tüdelü, Agnes. Sie hat's verdient!"
Agnes keuchte.
"Niklaus, hör auf", rief Elijah. "Du hast mich um Vergebung gebeten und ich werde dir diese Vergebung gewähren, aber lass mich nicht mein Wort brechen."
Einen Moment lang rang Klaus mit sich, dann lies er Agnes los und breitete demonstrativ die Arme aus. "Mein edler Bruder, bist du jetzt stolz auf mein persönliches Wachstum? Trotzdem ist es typisch für dich, mir den ganzen Spaß zu verderben."

Elijah starrte Agnes, die ängstlich zurückwich, böse an. "Oh, nicht unbedingt", meinte er und ging bedrohlich auf sie zu. "Nun, ich habe geschworen, dass du nicht durch die Hand meines Bruders sterben würdest. Aber ich habe nichts von mir selbst gesagt." Er packte Agnes ebenfalls im Würgegriff und stieß sie nach hinten. "Niemand verletzt meine Familie und bleibt am Leben." Blitzschnell brach er ihr das Genick und wandte sich dann zum Gehen. "Niemand!", wiederholte er.

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Rebekah hatte sich ein weißes Hemd von Marcel übergezogen, lehnte am Balkongeländer und schaute auf die Menschen auf der Straße unter ihr. Marcel stellte sich hinter sie und kuschelte sich an ihren Rücken. Er legte die Hände um sie.
"Mmm", seufze Rebekah zufrieden und schmiegte sich ebenfalls an ihn. "Ich war fast hundert Jahre weg und du hast in meinem Schlafzimmer nichts verändert."
Marcel lächelte. "Ich schätze, ich hab gehofft, dass du wieder zurückkommen würdest. Obwohl ich mir vorstellen kann, dass es nicht ganz so bequem ist, wie die Betten im Palace Royale Hotel."
"Es ist sehr bequem!", wiedersprach Rebekah und lächelte ebenfalls.
Dann löste sie sich aus seiner Umarmung und holte einen Apfel aus ihrer Tasche. Sie bot ihn Marcel an. "Ich bin am Verhungern!"
"Ich mag Äpfel nicht besonders", wehrte Marcel ab.
"Früher hast du sie geliebt."
"Ja, früher!" Sie haben mir mal den Arsch versohlt, als ich auf der Plantage einen geklaut hatte. Damals hätte ich mich sogar über einen Verdorbenen gefreut. Aber jetzt erinnern sie mich nur an eine Zeit, in der ich nichts hatte." Er seufzte traurig.
Rebekah lehnte sich tröstend an Marcel und strich über seine Arme. "Heute kannst du alles haben, was du willst." Einen Moment lang hielt sie inne und sah ihn an. "Komm mit mir", versuchte sie ihn zu überreden.
"Und wohin sollen wir gehen, Rebekah?" Marcel sah sie fragend an.
"Wohin auch immer wir wollen! Wir können uns zusammen ein Zuhause aufbauen, wir können Klaus, diese Stadt und diese Orphan-Annie-Vampire hinter uns lassen..."
"Halt, halt, diese "Orphan-Annie-Vampire" sind meine Familie und diese Stadt ist mein Zuhause."
"Es war auch einmal mein Zuhause. Und ich bin gegangen."
"Du bist weggelaufen", korrigierte Marcel sie. "Ich bin geblieben! Diese Stadt floriert wegen mir und du willst, dass ich einfach weglaufe? Ein Mann flieht nicht aus seiner Heimat!"
"Ich lebe schon viel länger als du, Marcellus", sagte Rebekah kühl. "Ich hab Könige aufsteigen und fallen sehen, aber eine Sache weiß ich genau. Ganz gleich, wie groß dein Reich wird, es ist nichts wert, wenn du niemanden hast, mit dem du es teilen kannst." Rebekah sah ihn eindringlich an. "Du willst New Orleans? Dann nimm es dir. Ich werd nicht hier sein, um dich aufzuhalten." Aufgebracht stieß sie ihm den Apfel in die Brust und verschwand.
Marcel starrte wütend auf die Straße und dachte nach.

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Im Mikaelson Anwesen klingelte es an der Tür. Hayley stand auf und öffnete sie.
Josh stand davor.
"Wo ist Klaus?", wollte er wissen. "Ich hab den ganzen Tag versucht, ihn zu erreichen. Marcel hat herausgefunden, dass Klaus nicht im Palace Royal wohnt."
Hayley seufzte genervt. "Keine Ahnug, Josh. Ich bin nicht seine verdamte Sekräterin."
"Sag ihm einfach, er soll mich anrufen, bitte", erwiderte Josh.
"Okay", Hayley nickte ihm zu und schloss die Tür.

Kurze Zeit später klopfte wieder jemand an die Tür. Sauer stampfte Hayley erneut zur Tür und riss sie auf. "Was willst du noch, Josh?", rief sie genervt, stellte dann aber erschrocken fest, dass ein Fremder auf der Veranda stand.
"Hallo, ich bin Marcel", stellte er sich lächelnd vor.
Verängstigt starrte Hayley ihn an.
"Ich glaub, wir kennen uns noch nicht!", fing Marcel an.

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Cami räumte gerade im Rousseau's auf, als Klaus zu ihr hereinkam.
"Was machst du denn hier?", fragte sie.
"Erinnerst du dich an das Versprechen, das ich dir gegeben hab?", fing Klaus an.
"Versprechen? Nein", sagte sie verwirrt, dann blickte sie Klaus an und sie konnte sich auf einmal wieder erinnern.
"Doch, du hast versprochen, dass du herausfinden würdest, was mit Sean passiert ist."
"Und ich hab mein Wort gehalten", erwiderte Klaus. "Das Verhalten deines Zwillingsbruders hatte keine natürlichen Ursachen. Eine Hexe hat ihn verhext, damit er diese Morde begeht und sich selbst umbringt."
"Ich wusste es", schluchzte Cami geschockt. "Ich wusste, dass er nicht verrückt war. Wer ist diese Hexe?"
Klaus versuchte sie zu beruhigen. "Du brauchst dir wegen ihr keine Sorgen mehr machen. Sie hat für ihre Taten bereits mit dem Tod bezahlt."
"WAS??", schrie Cami aufgebracht und raufte sich schockiert die Haare. "Du hast sie getötet?"
"Äh, na ja, ich hatte damit zu tun, ja...", stotterte Klaus. "Ich bin ein wenig überrascht, über deine Reaktion."
"Wie zum Teufel soll ich denn reagieren? Du hast mich gerade für einen Rachemord verantwortlich gemacht, den ich nie wollte!"
"Ich lebe seit tausend Jahren und ich kann dir versichern, dass viele Menschen für weit weniger gestorben sind! Außerdem kannst du jetzt Trost in der Wahrheit finden!" Unbeholfen tätschelte er ihren Arm, aber sie zuckte verärgert mit den Schultern.
"Die Wahrheit?", brüllte sie und sah ihn böse an. "Du zwingst mich sie zu vergessen! Du bringst mich in Frieden mit etwas, das mich innerlich zerreißen sollte! Ich weiß nicht wie, aber ich werde rückgängig machen, was immer du mir angetan hast! Und wenn ich das tu, wirst du dir wünschen, du hättest mich nie kennen gelernt!"
Klaus starrte sie einen Moment lang traurig an, dann verschwand er in Vampirgeschwindigkeit.
Ein paar Sekunden vergingen und Cami vergaß alles wieder. Sie schaute sich verwirrt um und wunderte sich, warum sie plötzlich so wütend war.

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Aufgebracht lief Klaus die Straße entlang, als Marcel ihn kurze Zeit später einholte.
"Hey, wo warst du?", rief er.
Klaus blieb stehen und rollte verärgert mit den Augen, bevor er Marcel ansah.
"Du bist doch nicht immer noch sauer wegen unseres Streits neulich Abend, oder?", fragte Marcel.
Klaus lächelte falsch. "Schnee von gestern", winkte er ab.
"Ich bin vorhin bei dir vorbeigekommen, um mich mit dir bei einem Drink zu versöhnen, aber ich muss dich wohl gerade verpasst haben."
"Oh, das Palace Royale hat mir nicht gepasst, ich bin schon vor Wochen umgezogen."
Marcel lächelte und schüttelte wissend den Kopf. "Nein, ich meine deine andere Unterkunft."

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Elijah betrat die Mikaelson Villa und sah sich nach Hayley um. Als er sie nirgends fand, schrie er besorgt nach ihr, aber er bekam keine Antwort.

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"Interessanter Ort, den du dir da ausgesucht hast", redete Marcel weiter, "dieselbe Plantage, auf der ich einst Sklave war. Ich schätze, deshalb hast du mich nie zu dir eingeladen."
"Tja, wie unhöflich von mir", meinte Klaus. "Ich werd mit Elijah sprechen. Ich bin sicher, er wird sich freuen, dich und Davina für den Abend einzuladen! Vor allem, nachdem du so gastfreundlich zu ihm warst."
Marcel lachte. "Gut! Ich freu mich schon darauf."

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Rebekah grinste glücklich, sie war endlich frei! Auch wenn sie etwas enttäuscht war, dass Marcel nicht mit ihr gekommen war. Aber, wenn sie ehrlich war, hatte sie nichts anderes erwartet. Gerade fuhr sie in ihrem glänzenden roten Cabrio auf den Highway, weg von New Orleans. Der Wind saußte durch ihre leichten Locken, als ihr Handy plötzlich zu klingen begann.
Seufzend drückte sie auf den grünen Hörer der Freisprechanlage, Elijahs Name stand daneben.
"Auf Wiedersehen heißt Auf Wiedersehen, Elijah!"
"Ist sie bei dir?" Elijahs Stimme klang besorgt.
"Wovon zum Teufel redest du?"
"Hayley ist weg", antwortete Elijah. "Weißt du, wo sie ist?"
"WAS?", rief Rebekah entsetzt. "Nein!"

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So schnell es ging war Klaus zurück ins Anwesen gerannt. "Marcel war hier", informierte er Elijah voller Sorge.
Fassungslos starrte Elijah ihn an und ließ sein Handy sinken.

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