22. Elijahs Rückkehr

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"Hab ich mich etwa nicht klar genug ausgedrückt?", schimpfte Marcel wütend mit seinen Vampiren, "ihr solltet die Zwei im Auge behalten!"
Diego schnaubte: "Ernsthaft? Die Beiden schleichen sich heimlich davon und jetzt ist es unsere Schuld?"
Marcel sah ihn finster an.
"Was, Marcel?", erwiderte Diego. "Schickst du mich jetzt etwa auch in den Garten?"
Marcel seufzte genervt, bevor er auf ihn zuraste und ihm den Hals brach. Dann drehte er zu seinen anderen Nachtwandlen um, die ihn unbeholfen anstarrten.
"Wenn er aufwacht, sag ihm, dass er mehr mit einer Entschuldigung erreicht hätte, als mit so einem Verhalten", sagte er an Josh gewandt.
"Schlimm, was mit der Kirche passiert ist", störte Rebekah, die gerade dazu stieß, ihr Gespräch. "Ich hab gehört, sie haben es auf ein Leck in der Gasleitung geschoben."
"Und ich hab gehört, dass du dich nach Dachböden erkundigt hast", erwiderte Marcel.
Rebekah blickte ihn unbeeindruckt an. "Was soll ich sagen? Ich will Elijah zurück."
"Ist das alles, was du willst?", fragte Marcel und sah sie eindringlich an. "Du bekommst Elijah wieder, aber halte dich in der Zwischenzeit von meinen Jungs fern."
"Warum?", meinte Rebekah grinsend. "Eifersüchtig?"
"Ich?", spottete Marcel. "Ich hab meine Königin bereits gefunden."
"Cami? Die Barkeeperin?", wollte Rebekah ungläubig wissen und trat näher an ihn heran. "Jetzt mach dir doch nichts vor, Marcel. Sie ist ein Trostpreis, etwas, das dich davon ablenken soll, was du wirklich willst, was du selbst nach so vielen Jahrzehnten unmöglich abstreiten kannst, weil ich", sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern und kam noch einen Schritt näher, "jetzt direkt hier vor dir stehe."
Sie sah ihn aufmerksam an, aber Marcel ging einfach weg und lies Rebekah allein stehen.

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In ihrem Pyjama stand Cami vor ihrem Schlafzimmerspiegel und nahm ihre Halskette ab.
Plözlich drehte sie sich erschrocken um, als sie Klaus im Spiegel hinter ihr auf dem Balkon stehen sah. Damit die frische Nachtluft hereinkommen konnte, hatte sie die Balkontür geöffnet. Die Vorhänge flatterten leicht im Wind.
"Klaus! Was machst du hier?", rief sie entsetzt.
"Das war ein harter Tag", antwortete er. "Du hast vorhin etwas über Albträume und Schlaflosigkeit erzählt. Ich glaub, ich kann helfen. Darf ich reinkommen?"
"Das ist super schräg, aber komm rein.", meinte Cami und Klaus betrat das Zimmer.
Es war in hellen Farben eingerichtet. In einer Ecke stand ein gemütliches Bett und daneben ein weißes Regal, das vollgestopft mit Büchern war.
"Ich hab dir erzählt, was passiert ist", sagte Cami. "Das hab ich vor dir noch niemandem erzählt." Tränen füllten sich in ihren Augen. "Du hast gesagt, mein Bruder Sean, musste sich seinen Dämonen allein stellen. Ich hab gedacht, er war psychisch krank und hat deshalb all diese Leute umgebracht...", sie stockte kurz und schnappte erschrocken nach Luft, "was, wenn ein Vampir ihn manipuliert hat?"
"Und falls das stimmt, würdest du dich der Suche nach dem Schuldigen widmen?", fragte Klaus und ging auf sie zu. "Würdest du etwa alles opfern, um die Wahrheit herauszufinden? Was bringt dir das?"
Langsam wich Cami vor ihm zurück. "Fragst du das ernsthaft? Das war der einzige Grund, warum ich überhaupt nach New Orleans gekommen bin!", rief sie aufgebracht.
"Cami, versteh doch, egal wie das Mysterium sich auflösen wird, es wird dir nur Schmerzen bereiten! Denn nichts bringt dir deinen Bruder wieder!" Er kam weiter auf sie zu. "Deine einzige Hoffnung auf Frieden ist, das Ganze zu vergessen..."
Cami erkannte, was er vorhatte. "Nein", schrie sie panisch mit weit geöffneten Augen.
"...und weiter zu leben", beendete Klaus seinen Satz und sah sie eindringlich an. "Nein! Zwing mich nicht, das zu vergessen!", flehte sie verzweifelt.
"Wenn ich dir die Erinnerung nicht wegnehme, wird dich das Wissen auffressen. Und deine Suche nach der Wahrheit bringt dich nur in Gefahr", versuchte Klaus ihr zu erklären.
"Ich bin dir doch vollkommen egal!", brüllte Cami zornig. Klaus schüttelte wiederstrebend den Kopf.
"Du willst nur, dass ich das vergesse, damit ich mich auf Marcel konzentrieren kann!", schimpfte Cami weiter. "Und ein guter Spion für dich bin!"
"Ich will deine Loyalität, ja, aber obwohl es dir egoistisch erscheinen mag, geht mein Plan weit über mich selbst hinaus!", widersprach Klaus. "Macht hin oder her, ich versuche, meinen Bruder zurückzubekommen!"
Cami biss sich auf die Lippe. "Was ist mit meinem Bruder?", schluchzte sie. "Meinem Zwillingsbruder. Wir waren unser ganzes Leben lang verbunden und ich weiß, dass er nicht geisteskrank war. Und ich will wissen, wer das getan hat, das bin ich ihm schuldig!" Ihre Stimme bebte. Sie schluchzte laut.
Vorsichtig ging Klaus näher zu ihr.
"NEIN! NICHT! NIMM MIR DAS NICHT WEG!", schrie sie verzweifelt und schlug panisch um sich.
Dennoch packte Klaus Cami und manipulierte sie: "Du wirst nicht weiter nachforschen. Dein Bruder war krank. Er hat diese Leute umgebracht, genau wie sich selbst. Es war eine Tragödie. Alles, was du tun kannst, ist damit abzuschließen und dein Leben weiterzuleben."
Als er sie losließ, rannen ihr haltlos Tränen über die Wangen.
Erschöpft setzte sie sich auf ihre Couch und Klaus nahm beruhigend ihre Hand in seine, während er sie weiter manipulierte. "Du weißt, dein Bruder hat Frieden gefunden und du musst dir keine Sorgen mehr machen. Ich werde herausfinden, was passiert ist und sobald ich das weiß, sorge ich dafür, dass derjenige, der deinem Bruder das zugefügt hat, leiden wird." Klaus strich ihr zärtlich über die Wange. Auch er hatte Tränen in den Augen. "Und was dich betrifft... Heute Nacht wirst du gut schlafen und du wirst von einer Welt träumen, die weitaus besser ist als diese Welt. Eine Welt in der es nichts Böses gibt, keine Dämonen. Eine Welt, in der alle Menschen danach trachten nur Gutes zu bewirken."

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Auf ihrem Dachboden der St. Anne's Church berührte Davina wehmütig Tims kaputte Geige. Sie war immer noch aufgebracht von den Ereignissen der Nacht und drehte sich traurig zu ihrem Windspiel an ihrem Fenster um.
Durch ihre Zauberkraft, lies sie es die Melody spielen, die Tim für sie gespielt hatte.
Sie erschrag, als sie plötzlich hinter ihr ein Dielenbrett knarren hörte und drehte sich zu dem Geräusch um.
Vorsichtig ging sie auf Elijahs Sarg zu, während sie auf einmal Elijahs Stimme vernahm, der mit komplett grauer Haut ausgetrocknet hinter ihr auftauchte.
"Keine Angst, Davina. Ich werde dir nichts tun, aber ich denke, es ist an der Zeit, dass wir uns unterhalten", sagte er.
Davina war zuerst überrascht, aber nach einer Weile lächelte sie ihn an und er lächelte erleichtert zurück.
Elijah konzentrierte sich darauf, nicht auf Davinas pulsierende Halsschlagader zu achten. Er war ausgehungert, denn der Dolch hatte ihn all seiner Kräfte beraubt.
Davina bemerkte es, wirkte allerdings ziemlich unbeeindruckt davon. "Sie nennen dich ehrenhaft", fing sie das Gespräch an.
Elijah lächelte. "Ja. Das ist mein Ruf. Und doch bin ich meinem Bruder hierher nach New Orleans gefolgt, um mich an einem Krieg zu beteiligen. Ich frage dich also, klingt das für dich ehrenhaft?
"Warum seid ihr überhaupt hier?", wollte Davina wissen.
"Meine Geschwister und ich sind die ersten Vampire der Geschichte, die Ur-vampire", fing Elijah an zu erzählen. "Vor dreihundert Jahren haben wir geholfen, die diese Stadt aufzubauen. Wir waren hier glücklich, eine Familie. Und vor kurzem lockten die Hexen meinen Bruder zurück."
Davina sah ihn an. "Du siehst nicht gut aus", stellte sie trocken fest.
Nun, ich hatte heute Morgen noch einen mystischen Dolch in meiner Brust stecken. Ich würde sagen dafür mache ich mich schon ziemlich gut."
Elijah schaute sie eindringlich an. "Davina, ich glaube, wir beide haben die Macht, einen Krieg zwischen Hexen und Vampiren zu verhindern. Ich, indem ich meinen Bruder im Zaum halte und du, indem du selbstbestimmt handelst und dich nicht von Marcel oder die Hexen benutzen lässt."
"Und warum soll ich dir trauen?", fragte Davina misstrauisch.
"Ich habe trotz meines Heißhungers nicht versucht, dein Blut zu trinken", erklärte Elijah und Davina fiel ihm ins Wort. Sie zuckte mit den Schultern. "Warum nicht? Außer mir ist niemand da."
"Selbst in meiner jetzigen Verfassung würde ich mich niemals von einem Kind ernähren", stellte Elijah klar.
Davina nahm eine dünne Nadel und stach sich damit in den Finger. An der Spitze der Nadel blieb ein Blutstropfen hängen. Abwartend hielt sie ihm die Nadel an seinen Mund und Elijah leckte ihn ab.
Keine Sekunde später bekam er wieder seine ursprünglich Hautfarbe.
Zufrieden mit ihrem Werk grinste Davina ihn an. "Warum bist du eigentlich wach?", fragte sie ihn verwundert.
"Weil du mir den Dolch herausgezogen und nicht mehr richtig hineingesteckt hast", antwortete Elijah lächelnd und sah sich neugierig im Zimmer um. Interessiert betrachtete er ihre Gemälde, die verstreut auf einem Tisch lagen.

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Ungeduldig ging Klaus hinten in der Küche des Rousseau's auf und ab.
Als Sophie schließlich mit einem Korb voller Zutaten in den Raum kam, schnappte Klaus sie blitzschnell und rannte mit ihr in Vampirgeschwindigkeit zur Mikaelson Villa.
Im Wohnzimmer wurden sie von Rebekah erwartet und Klaus ließ Sophie auf einen Sessel fallen.
"Wir hatten eine Abmachung!", schrie er sie wütend an. "Ihr beschützt mein ungeborenes Kind und ich kümmer mich um Marcel. Während ich damit beschäftigt war, meinen Teil der Abmachung zu erfüllen, hast du zugelassen, dass Hayley von einer Horde verrückten Hexen angegriffen und beinahe getötet wurde." Zorn funkelte in seinen Augen.
"Ich hatte nichts damit zu tun, ich schwöre", verteidigte sich Sophie. "Ihr wisst doch, Hayley und ich sind verbunden. Wenn sie stirbt, sterbe ich auch!"
"Und wer, verdammt nochmal, waren die dann?", fragte Rebekah und sah sie abwartend an.
Sophie seufzte. "Sie gehören zu einem Lager von Extremisten. Sabine hat ihnen dummerweise von einer Vision erzählt, die sie von dem Baby hatte."
"Was für eine Vision?", wollte Klaus misstrauisch wissen. Er hatte sich ebenfalls in einen Sessel gehockt und starrte sie immer noch böse an.
"Die hat sie andauernd", wich Sophie seiner Frage aus. "Sie sind absolut frei zu interpretieren. Und ich würd sagen, bei der hier lag sie falsch."
"Und, wie, wenn ich fragen darf, wurde diese spezielle Vision gedeutet?" Klaus musterte sie aufmerksam.
Sophie zögerte. "Sie befürchten, dass dieses Baby allen Hexen den Tod bringt", antwortete sie schließlich verlegen.

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