45. Die Flucht

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Sophie saß auf dem Tisch in der Küche des Rousseau's und knutschte mit einem Mann, als Sabine hereinkam und die beiden durch ein unbeholfenes Räuspern unterbrach.
"Entschuldige die Störung", meinte sie, woraufhin Sophie dem Mann auf die Schulter klopfte und ihm bedeute zu gehen. Als er weg war, nahm sie eine Wodkaflasche vom Tisch und trank daraus.
"Ich rufe dich schon seit einer Stunde an", beschwerte sich Sabine.
"Ich dachte, du hättest den Wink verstanden", erwiderte Sophie genervt.
"Du verhältst dich so, seit Agnes getötet wurde", stellte Sabine verärgert fest.
"Ja und? Kannst du's mir verübeln? Es ist ja nicht so, als hätte ich noch viel, was mich aufmuntert."
"Während du deinen Kummer damit ertränkt hast, alles zu nageln, was Beine hat, hab ich brav meine Touren gemacht und die Ohren offen gehalten. Marcels Tagwandler durchkämmen die ganze Stadt auf der Suche nach einem Mädchen - braunes Haar, blaue Augen. Kommt dir das bekannt vor?"
Sophies Gesicht erhellte sich. "Wenn Davina nicht bei Marcel ist", überlegte sie, "wird er nicht wissen, das wir Magie praktizieren... Und wenn wir sie zurückbekommen, können wir alles in Ordnung bringen."
"Sobald die Sonne untergeht, werden sie die Vampir-Suchtrupps vervierfachen."
Sabine hielt Davinas alte Haarbürste in die Höhe. "Die hab ich aus dem alten Haus ihrer Familie. Hast du Lust auf einen Lokalisierungszauber?"

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Davina reichte Cami eine Wasserflasche, die sie aus ihrem Rucksack zog.
"Trink das", wies sie Cami an. "Das ist Wasser mit Eisenkraut gemischt. Dadurch kannst du nicht mehr manipuliert werden."
"Hey Cami, du hast nicht zufällig... Blutbeutel im Kühlschrank, oder?", fragte Josh verlegen.
Davina seufzte und hielt ihm ihren Arm vor's Gesicht.
Er zögerte einen Moment, bevor er ihr Handgelenk ergriff.
Aber plötzlich zuckte Davina zusammen. Erschrocken sahen Josh und Cami sie an.
"Davina?", fragte Cami besorgt.
"Jemand zaubert. Sie versuchen, mich zu finden."
"Dann müssen wir von hier verschwinden", überlegte Cami.
"Wie soll ich's unbemerkt aus dem Quarter schaffen?", fragte Davina besorgt. "Inzwischen suchen alle nach mir - die Hexen, Marcel, Klaus."
"Mein Onkel wird wissen, was zu tun ist", versuchte Cami sie zu beruhigen.
Davina seufzte und musterte Cami mitfühlend. "Cami...", fing sie an, aber Cami unterbrach sie: "Ich meine, er muss doch wissen, was in dieser Stadt vor sich geht, oder?"
"Cami, hör auf...", versuchte es Davina noch einmal.
"...es sei denn, er wurde manipuliert...", überlegte Cami weiter.
"Er weiß es", schrie Davina dazwischen, woraufhin Cami sie verwirrt anstarrte. "Was meinst du damit?", wollte sie wissen.
"Er weiß es", erklärte Davina. "Er arbeitet mit Marcel zusammen. Sie sind praktisch Freunde. Ich hab sie reden gehört. Er weiß alles."
Schockiert starrte Cami sie an. "Nein", schluchzte sie. "Er hätte es mir gesagt, wenn er gewusst hätte, dass die Hexen meinen Bruder verhext haben."
Davina sagte nichts und sah hilflos zu Josh hinüber, der ebenfalls schwieg.
"Er weiß es", murmelte Cami verletzt und schüttelte ungläubig den Kopf.
"Cami", flüsterte Davina beruhigend.
"Oh, mein Gott. Er weiß es."
"Hey, ihr müsst jetzt wirklich gehen", erinnerte Josh sie eilig. Schnell zog er einen Schlüssel aus seiner Hosentasche und reichte ihn Cami. "Nehmt mein Auto, es parkt unten am Hafen. Ich simse euch, wo."
"Gib deine Nummer in Camis Handy ein", schlug Davina vor. "Der größte Teil des Quarters ist im Moment gesperrt, wir müssen zu Fuß gehen." Überfordert und verzweifelt sah Davina Josh an. "Und die Sonne braucht noch ewig, bis sie untergeht..."
"Hey, keine Tränen", meinte Josh tröstend.
Traurig umarmte Davina ihn. "Versprichst du, dass du uns triffst, sobald es draußen dunkel wird?", schluchzte sie.
"Ja, mach dir keine Sorgen um mich. Lass sie dich nur nicht finden."
Davina lächelte und nickte Josh ein letztes Mal zu, bevor sie mit Cami aus der Wohnung ging.

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Hayley ging durch den Innenhof. Zwei von Klaus' Vampirwächtern folgten ihr auf Schritt und Tritt. Verärgert drehte sie sich zu ihnen um und schimpfte: "Ich weiß, dass Klaus euch gesagt hat, ihr sollt mir folgen, aber bedeutet das wirklich, dass ihr mir ins Badezimmer folgen müsst?"
Sie rieb sich genervt die Stirn.
Auf einmal klingelte ihr Handy. Als Hayley sah, dass Sophie anrief, grinste sie die beiden Wächter falsch an und sagte: "Gebt mir zwei Minuten. Es ist meine Gynäkologin."
Dann betrat sie ein Zimmer und schloss die Tür hinter sich, bevor sie den Anruf annahm.
"Was zum Teufel willst du?", fragte sie Sophie.
"Ich weiß, du vertraust mir nicht, aber du musst mir zuhören. Alles hat sich geändert. Davina ist nicht mehr bei Marcel", erklärte Sophie.
"Und warum sollte mich das interessieren?", wollte Hayley genervt wissen.
"Ich brauche etwas von dir, damit die Hexen die Ernte vollenden können."
"Warum um alles in der Welt sollte ich euch Hexen helfen, mehr Macht zu bekommen? Ihr habt mich nur benutzt."
"Du wirst mir helfen, denn wenn wir die Ernte nicht vollenden, wird unser Zugang zur Magie für immer verschwinden, was für deine Familie nichts Gutes verheißt", erklärte Sophie.
"Was weiß du über meine Familie?"
"Du stammst von der Blutlinie der Halbmondwölfe ab. Marcel hat eine Hexe gezwungen, sie zu verfluchen, sodass sie ihrer Wolfsgestalt gefangen sind."
"Ich soll dir weiter zuhören, weil...?", unterbrach Hayley sie schroff.
"Weil meine Blutlinie diesen Fluch ausgeführt hat und nur sie kann ihn wieder rückgänig machen", antwortete Sophie. "Hilf mir, die Ernte zu vollenden und ich werde den Fluch brechen."
"Und was soll ich machen?"
"Ich muss die Überreste einer mächtigen Hexe weihen, damit ich ihre Magie absorbieren kann", erklärte Sophie. "Ich weiß von einer, deren Leiche nie gefunden wurde, Celeste DuBois. Ich glaube, du und sie, ihr habt einen gemeinsamen Freund?"
"Elijah", seufzte Hayley.
"Genau", sagte Sophie und fuhr fort: "Die Geschichte besagt, dass er sie nach ihrem Tod auf ihren Wunsch hin an einem geheimen Ort begraben hat. Du musst nur noch herausfinden, wo."

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