17. Die Prophezeiung

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Thierry stand angekettet an einer kalten steinernen Wand in einem unterirdischen Tunnel.
"Sag mir nur eins: War sie das wert?", brüllte Marcel, der ihm gegenüber stand, ihn wütend an.
"Ich habe sie geliebt", antwortete Thierry traurig.
Ein Mann tauchte auf. Marcel reichte ihm einen Holzhammer , bevor er verächtlich sagte: "Einmauern... und lass ihn verrotten!"
Ohne Zögern begann der Mann, Ziegelsteine auf den nassen Zement zu legen, um eine Mauer um ihn herum zu bauen.
Marcel ging und lies Thierry mit seinem Schicksal allein, das er mit all den anderen, bereits eingemauerten Vampiren, teilte.

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Zurück im Innenhof von Marcels Anwesen, war die Party mittlerweile vorbei und der Hof war menschenleer. Klaus und Marcel standen alleine auf dem hölzernen Balkon, schauten auf den Innenhof hinab und klirrten ihre Drinks aneinander. Marcel leerte sein Glas in einem Zug.
"Wie viel hat Cami gesehen?", wollte Marcel besorgt wissen.
"Nur nen Streit, mein Freund", erwiderte Klaus. "Das kannst du wieder in Ordung bringen. Du magst sie wirklich, oder?"
"Ich mag, dass sie hiermit überhaubt nichts zu tun hat. Manchmal ist es gut, die Welt durch die Augen der Menschen zu sehen."Marcel seufzte schwer.
"Tut mir leid wegen Thierry, wirklich. Ich weiß, er war ein guter Freund", sagte Klaus und sah ihn mitleidig an.
"Ich hätte ihm mein Leben anvertraut, aber offensichtlich hat er mein Vertrauen nicht verdient", bedauerte Marcel und schwieg kurz, bevor er meinte: "Du hast mich heute Nacht gerettet. Ich schulde dir was. Du willst deinen Bruder zurück. Das ist das Mindeste, was ich tun kann."

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Cami saß in einer Bar und starrte nachdenklich in ihr Schnapsglas. Sie trug immer noch das weiße Engelskleid von der Party.
Klaus betrat ebenfalls die Bar und setzte sich neben sie auf einen der Barhocker an der Theke.
"Cami-", fing er an, aber Cami unterbrach ihn: "Versuch's erst gar nicht. Ich weiß, wie's läuft. Du bist da, um für deinen Kumpel die Wogen zu glätten. Das ist sehr nett von dir, aber..."
"Aber du wurdest schon mal sehr verletzt und willst kein Risiko mehr eingehen?", mutmaßte Klaus.
"Sowas in der Art", antwortete Cami. "Was ich heut Abend gesehen hab, das war nicht der Marcel, den ich kennen gelernt hab. Und wenn er sich so stark verändern kann..."
"Klingt nach mehr als nur einem gebrochenen Herzen. Jemand hat dein Vertrauen missbraucht", stellte Klaus schließlich fest und musterte sie bewundernd. "Camille, die tapfere Barkeeperin."
Er lächelte kurz, bevor er mit ernstem Gesichtsausdruck sagte: "Es tut mir leid... aber du musst Marcel eine zweite Chance geben."
Verwirrt sah Cami ihn an.
"Wir alle müssen unsere Rolle spielen", fuhr Klaus fort und sah er ihr tief in die Augen, um sie zu manipulieren: "Du warst bei Marcel. Ihr habt getanzt. Er hat mit seinem Freund gestritten, aber ansonsten erinnerst du dich nur daran, dass es ein mehr als perfekter Abend war."

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In der Mikaelson Manor saß Rebekah am großen, schwarzen Flügel und spielte gelangweilt ein paar Noten. Ihre langen, blonden Haare, die sie für die Gala hochgesteckt hatte, waren inzwischen leicht zerzaust. Hinter den weiten Fenstern, die von schweren, dunkelroten Vorhängen umrandet waren, war nur die dunkle Nacht erkennbar. Deshalb war der Kronläuchter, der über dem Klavier an der hohen Decke hing, angeschaltet.
Als Klaus das Musikzimmer betrat, richtete Rebekah sich auf.
"Das heute Nacht war ja eine epische Niederlage", seufzte sie.
"Ganz im Gegenteil, Schwester", triumphierte Klaus. "Das heute war ein Meisterwerk!"
"Bist du verrückt?", schrie Rebekah. "Katie ist gestorben, bevor Sophie den Zauber vollenden konnte."
"Ich weiß", erklärte Klaus, "ich hab sie getötet."
"Du hast was?", rief Rebekah entsetzt und stand vom Hocker auf.
"Unsre kleine Selbstmordhexe hätte beinahe Marcel umgebracht", verteidigte Klaus sich. "Ich hab ihm das Leben gerettet. Dadurch hab ich ihn jetzt genau da, wo ich ihn haben wollte."
"Sophie hat dir vertraut. Ich hab dir vertraut! Obwohl ich's besser hätte wissen müssen", schimpfte Rebekah und schüttelte ungläubig den Kopf.
"Wach auf, Rebekah", sagte Klaus beleidigt, "die Hexen wollen nur Davina. Und wenn sie das Mädchen haben, was denkst du passiert dann, ein Waffenstillstand? Natürlich nicht. Sie werden Davinas Macht gegen uns alle einsetzen."
"Selbst wenn du recht hast", überlegte Rebekah, "unser Plan Elijah zu finden ist jedenfalls gescheitert."
"Dir mangelt es an Vertrauen", widersprach Klaus. "Indem ich Marcel beschützt hab, hab ich sein Vertrauen gewonnen und er hat zugestimmt, uns Elijah zurückzugeben. Außerdem, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, wenn er mir alles erzählt hat, was ich über Davina wissen muss, werde ich das Mädchen für mich selbst nutzen."
Rebekah sah ihn enttäuscht an und meinte sauer: "Ich hab alles Vertrauen der Welt, dass du kriegst, was du willst, Nik. Wie immer, nicht wahr? Egal was es uns andere auch kostet. Du widerst mich an."
Sie trank einen Schluck Bourbon, stellte ihr Glas lauthals auf das Klavier und verschwand.

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Im ihrem Dachgeschoss kniete Davina auf dem dunklen Holzboden vor Elijahs offenem Sarg. Sie hörte, wie sich die Tür öffnetr und schaute auf. Als Marcel eintrat stand sie auf und rannte auf ihn zu, um ihn zu umarmen.
"Gott sei Dank, dir geht's gut! Ich hab mir solche Sorgen gemacht", rief sie. "Danke. Ich konnte fühlen, dass du mir geholfen hast", bedankte sich Marcel.
"Es waren die Alten, stimmt's?", mutmaßte Davina verärgert.
"Eigentlich war Klaus derjenige, der mich heute Nacht gerettet hat", korrigierte Marcel sie und verkündete: "Ich werd mich revangieren, indem ich ihm als erstes seinen Bruder zurückgeb." "Nein!", beschwerte sich Davina lauthals. Sie war verwirrt und aufgebracht. Marcel sah sie verwundert an. "Was? Aber Davina..."
Davina schüttelte den Kopf. "Nein! Du hast gesagt, dass die Alten gefährlich sind. Ich werd ihn nicht zurückgeben, bis ich weiß, wie wir sie töten können."

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Hayley saß auf der Couch im Wohnzimmer des Herrenhauses. Sie hatte die Füße ausgestreckt und tippte auf einem Laptop, der auf ihrem Schoß lag. Auf dem Tisch neben ihr stapelten sich alte Bücher und Texte. Durch das geöffnete Fenster drang die kühle Nachtluft herein und man konnte leise die Grillen von draußen zierpen hören.
Klaus, der gerade den Flur entlang lief, hielt an der Tür inne, als er sie im Wohnzimmer sitzen sah.
"Ich dachte du würdest es vielleicht gerne wissen, Elijah kommt zu uns zurück", informierte er sie.
"Herzlichen Glückwunsch. Ich nehm an, diabolisch zu sein hat seine Vorteile", gratulierte ihm Hayley grinsend und klappte den Laptop zu, der auf ihrem Schoß lag.
"Du kennst ihn kaum und trotzdem vermisst du ihn", überlegte Klaus laut. „Was ist bloß an meinem Bruder so besonders? Er wird von allen, die ihn kennen, bewundert."
"Er war nett zu mir", antwortete Hayley zögernd.
Klaus musterte sie kurz nachdenklich und wollte schon gehen, als Hayley sagte: "Ich hab heute was herausgefunden. Ich glaub, es ist ein Mädchen." Lächelnd legte sie eine Hand auf ihren Bauch.
Klaus blieb mit dem Rücken zu ihr stehen. Auf sein Gesicht schlich sich ebenfalls ein Lächeln, bevor er endgültig ging.

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Katies Leiche, gekleidet in ein weißes Gewand und mit einem Leichentuch bedeckt, lag in Vorbereitung auf ihre Weihe auf einem Grab des Lafayette Friedhofes. Sophie schwenkte einen rauchenden Salbei-Pfeffer über ihren Körper, während die anderen Hexen, darunter Agnes und Sabine, traurig um sie herumstanden.
"Ich hab dich gewarnt, dass aus deiner unheiligen Allianz nichts Gutes wird", schimpfte Agnes unglücklich.
"Wenigstens tu ich was, im Gegensatz zu dir", verteidigte sich Sophie ging verärgert und mit Tränen in den Augen weg.
"Sabine, erzähl ihnen, was du gesehen hast", forderte Agnes die andere Hexe, mit den langen, schwarzen Locken mit einem Kopf nicken auf.
"Es geht um das Mädchen, die Wölfin", fing Sabine an zu erzählen. "Ich hatte eine Prophezeiung."

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Nachdem Klaus gegangen war, klappte Hayley den Laptop wieder auf und öffnete ein Übersetzungsprogramm. Sie dachte an vorhin.

Sie hatte mit dem Rücken auf dem Sofa gelegen, während Sabine über ihr gestanden hatte und einen Kristall, der an einer Schnur hing, über ihren schwangeren Bauch pendeln gelassen hatte.
Sabine hatte gelächelt und gemeint: "Ich glaub, es ist ein Mädchen."
Plötzlich hatte der Kristall angefangen in die andere Richtung zu schwingen und Sabine hatte verwundert die Stirn gerunzelt.
"Nein... warte", hatte die Hexe gerufen. "Warte was?", hatte sie alamiert nach gefragt. "Bitte sag mir, dass es kein Mini-Klaus wird."
Der Kristall hatte auf einmal in einem hellen Licht auf geleuchtet, was Sabine dazu gebracht hatte, und sie hatte angefangen mit leiser Stimme , wie hypnotisiert zu singen: "Hoc est infantima malom. Nos omnia perditu el eam."

Hayley tippte die Worte, die Sabine während ihrer Vision gesagt hatte, in den Übersetzer. Sie probierte Bulgarisch, Georgisch, Maori, Serbisch, Kroatisch..., aber keine der von ihr ausgewählten Sprachen führte zu einem Ergebnis.

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