47. Pappfiguren und Sterne

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„Sieh mal einer an - wir haben fast schon eine Reunion, drei Fünftel sind da!", sagte Holly und grinste verschmitzt. „Wenn das die Presse sehen würde - holla die Waldfee, das wäre ein gefundenes Fressen!"

Glucksend legte Niall sein Kinn auf meine Schulter und schlang seine Arme um mich. „Ich fasse es immer noch nicht! Ich hatte mal eine Posterwand von euch!", rief Liz strahlend und beäugte die Jungs. „Zum Glück nur die Poster und keine lebensgroße Pappfigur - ich fand die Dinger schon immer unheimlich!", entgegnete Louis, woraufhin Liz knallrot anlief. 

Ich grinste sie feixend an - ich wusste genau, dass ein lebensgroßer Louis Tomlinson in ihrem Kinderzimmer auf sie wartete und sie damals Fotos mit der Pappfigur ins Netz gestellt hatte. In ihr steckte immer noch dasselbe kreischende Fangirl wie vor zehn Jahren. Damals hatte sie mich zu einem Konzert mitgeschleppt und mir aufgeregt alle Fakten über die Band erzählt. Niemals hätte ich gedacht, dass der blonde Ire mit der Gitarre in der Hand meine Welt auf den Kopf stellen würde.

„Ich bin immer noch verwirrt - wohin wolltest du so schnell mit meiner Freundin, Nialler?", fragte Harry und grinste frech, woraufhin Louis dramatisch mit den Augen rollte. „Nach Sibirien!", lachte Niall und wackelte mit den Augenbrauen und sofort musste ich in sein ansteckendes Lachen einstimmen.

„Ich dachte schon, ihr zwei kriegt das nie auf die Reihe!", sagte Holly und grinste mich keck an. „Peter und ich haben gewettet - er muss sich jetzt von mir neu einkleiden lassen!" Liebevoll knuffte ich ihr in die Seite, doch ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Was würde ich nur ohne meine Freunde machen?

Es war seltsam, dass so viele weltberühmte Menschen auf einmal in unserer Küche hockten, doch in diesem Moment waren sie ganz normale Jungs, abseits vom ganzen Trubel. Glücklich lehnte ich mich an Niall und er griff ganz selbstverständlich nach meiner Hand. Genau das waren die Momente, die ihm so fehlten - einfach normal zu sein. 

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„Da steckst du also!" Ich legte meinen Kopf in den Nacken und erspähte Niall. Ich war durch die Dachluke ganz nach oben geklettert und versuchte Sternbilder zu erkennen. Ich liebte unser Dach, es war der perfekte Ort zum Träumen. Leise summte ich die Melodie von Maybe this time. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Maybe this time. 

Niall ließ sich neben mir nieder und lächelnd kuschelte ich mich an ihn. Er war bis eben weg gewesen und schon in den wenigen Stunden hatte er mir gefehlt. Wie hatte ich es jemals ohne ihn ausgehalten?

„Aus Sibirien ist jetzt doch nichts geworden", murmelte er plötzlich und hauchte mir einen Kuss auf den Scheitel. Nein, wir saßen immer noch in London fest, mitten auf unserem Dach. Ich wünschte, wir wären in den Flieger gestiegen und hätten uns nicht aufhalten lassen. Einfach weg, weg von hier.

„Niall?" Er antwortete mir nur mit einem leisen Brummen. Verlegen biss ich mir auf die Lippen. Ich sollte nicht ständig darüber nachdenken, doch wie immer spielte ich in meinem Kopf alle möglichen Szenarien ab. „Wieso hast du keine Angst, dass Alex an die Presse geht?" 

Schweigen. Niall antwortete mir nicht, doch sein Griff um meine Schulter verstärkte sich. Er kannte Alex nicht, ich konnte mir nicht vorstellen, dass er die Erklärung ohne Weiteres unterschrieben hatte... Missmutig verdrängte ich den Gedanken. Ich kannte ihn doch selbst nicht mehr.

„Wir... haben uns darum gekümmert", murmelte er schließlich. Irritiert runzelte ich meine Stirn, doch ich ging nicht mehr darauf ein. Es war offensichtlich, dass er nicht darüber sprechen wollte, doch das ungute Gefühl in meinem Bauch verstärkte sich. Was meinte er damit? Wer war „wir"? Wieso vertraute er ihm? In meinem Kopf ratterte es, doch mir wollte partout keine Lösung einfallen. Eigentlich sollte ich froh darüber sein und einen Schlussstrich ziehen, doch mein schlechtes Gewissen nagte an mir. Es war allein meine Schuld und Niall, Harry und Louis mussten dafür einstehen. Es war einfach nicht richtig!

„Mach dir keinen Kopf, Lo, das Geld-" Ruckartig setzte ich mich auf und Nialls Augen weiteten sich. „Das Geld?", wiederholte ich entgeistert. Mein ganzer Körper spannte sich an, als ich seine Worte verarbeitete. „Ihr habt ihn dafür bezahlt?" Verlegen setzte sich Niall auf und raufte sich die Haare. „Wie viel?", stammelte ich. Ich wollte nicht, dass sie ihn bezahlten, ich wollte nicht, dass sie alles ausbadeten, was ich angerichtet hatte! 

„Das ist nichts Neues für uns, wir mussten schon öfters Geschichten vertuschen...", murmelte Niall leise. Noch immer sah er mir nicht in die Augen. „Er hat unterschrieben, das ist doch die Hauptsache, oder?", fragte er und griff unbeholfen nach meiner Hand. Sie hatten sein Schweigen also gekauft, als wäre es etwas Materielles. Eigentlich sollte ich überglücklich darüber sein, doch es fühlte sich trotzdem merkwürdig an. War es nicht ironisch? Sie bezahlten für ihre Freiheit, die sie dann wie Tiere hinter Gittern verbringen mussten.

„Es waren zwanzig Riesen", sagte er leise. Ich schnappte lauthals nach Luft und sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. „Zwanzig Riesen? Bist du verrückt?" Ich konnte nur davon träumen, so viel Geld zu besitzen, geschweige denn auf einmal auszugeben. Und das alles nur wegen mir, weil ich so dumm war und ihm vertraut hatte. „Das ist nicht so viel, Lo, das ist schon okay." 

„Nicht viel?", rief ich ihn entgeistert. 20.000 Pfund waren eine unglaubliche Summe an Geld, das war doch wahnsinnig! „Hey, er hat alles unterschrieben!", sagte er und und legte seine Hände an meine Wangen. „Alles ist gut!" Vorsichtig legte er seine Lippen an meine und augenblicklich kroch eine Gänsehaut über meinen Rücken. Jeder Kuss fühlte sich genauso an, wie unser erster, jedes Mal explodierte das Feuerwerk in meinem Herzen. Ich hatte noch nie so starke Gefühle für jemanden empfinden - Niall brachte mich immer wieder um meinen Verstand. Es war wie Magie. 

"Niall, ich werde alles zurückzahlen, sobald ich kann, versprochen!" , sagte ich, doch Niall unterbrach mich, indem er mir einen weiteren Kuss auf die Lippen drückte.

"Hol deinen Reisepass, Bambi. Ich hab ne Überraschung für dich!" Erstaunt sah ich ihn an, doch er grinste nur schief und zog mich hoch. 

"Ich möchte dir zeigen, wohin du gehörst!" 

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Nur noch zwei Updates... :(

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