16. Kapitel

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,Bin gleich da, noch fünf Minuten, H.'

Ungeduldig wanderte ich vor Hollys Zimmer auf und ab. Die Minuten verstrichen, doch Holly war nirgends zu sehen. Nach einer Viertelstunde sah ich einen großen Stoffhaufen ums Eck biegen, der von einem bunten Paar Füßen getragen wurde. 

„Hey du, hilf mir mal, anstatt nur zu gucken!", befahl sie mir und sofort nahm ich ihr lachend die Hälfte der Stoffe ab. Jetzt erschien auch ihr Gesicht hinter den vielen Stoffen und sie lächelte mich strahlend an, während sie sich eine ihrer blauen Strähnen aus dem Gesicht pustete. „Wen haben wir denn da, Miss Williams höchstpersönlich!" 

Lächelnd folgte ich ihr in ihr in den Raum und legte die Stoffe auf dem erstbesten Tisch ab. „Wofür brauchst du das ganze Zeugs?" „Ach, nichts weiter, ich probiere nur was aus", antwortete sie mir und strahlte mich mit glühenden Wangen an. Ich hatte den Sonnenschein irgendwie vermisst, auch wenn wir uns noch nicht gut kannten. 

Schnell überreichte ich ihr die Tasche, die ich heute Morgen gepackt hatte, schließlich hatte mich Holly mit Schuhen, Kleidung, Schmuck und Sonnenbrille ausstaffiert. „Wunderbar", murmelte sie und stopfte meine mühsam gepackte Tasche in ein Fach des riesigen Kleiderschrankes. Natürlich – wie auch sonst? Ich hätte eigentlich wissen müssen, dass Holly das pure Chaos in Person war. 

Lachend ließ ich mich auf den Drehstuhl vor den Spiegel fallen und drehte mich ein paar Mal im Kreis, während Holly mit dem großen Stoffberg kämpfte und ihn ins Nebenzimmer verfrachtete.

„Und, wie lief's gestern?", tönte ihre Stimme von nebenan. Naja – nicht besonders prickelnd, wie es aussah. „Das weißt du doch bestimmt schon... ich sag nur ein paar Stichworte: Tränen, Atemnot und peinlichstes Erlebnis meines bisherigen Lebens. Blöder Jeff", antwortete ich wortkarg und zwirbelte eine meiner Haarsträhnen um die Finger. Holly blauer Kopf erschien im Türrahmen. 

„Du stellst dir das vielleicht schlimmer vor, als es wirklich war. Die Paparazzi haben sich wie die Geier auf Harry Styles entzückende Begleitung gestürzt!", meinte sie und zwinkerte mir spitzbübisch zu. „Obwohl – ein wenig böse bin ich dir, es gibt nur ganz wenige Fotos, auf denen du mein hübsches Make-Up nicht ruiniert hast!", fügte sie dann nachdenklich hinzu. Na toll – ich wollte die Fotos erst gar nicht sehen. Ich wollte nicht wissen, was die Welt über die Unbekannte an Harry Styles Seite schrieb.

Ich hatte die Artikel immer noch nicht angesehen. Irgendetwas hinderte mich daran – vermutlich meine Angst, nicht akzeptiert zu werden. Aber damit musste ich jetzt leben, irgendwann musste ich mich der Wahrheit stellen.

„Jetzt gib schon deinen hübschen Namen in die vermaledeite Suchleiste ein!", munterte mich Holly auf und streckte mir das Handy entgegen. „Ich kann nicht mit ansehen, wie du da sitzt und auf ein Wunder wartest! Irgendjemand wird immer etwas an dir auszusetzen haben, egal wie perfekt du auch bist. Und wenn sie kein Makel finden, meckern sie, dass du zwei Beine hast. Du kannst nicht jedem gefallen, Süße! Aber der große Rest wird dich lieben!" 

Seufzend griff ich nach dem Handy. Holly hatte Recht – ich konnte nicht erwarten, dass mich jeder lieben würde. Ich musste darüberstehen, ansonsten könnte ich meinen Beruf sofort an den Nagel hängen. Und meine Karriere als Harry Styles Freundin obendrein.

Der Bildschirm meines Smartphones leuchtete kurz auf und ich blickte neugierig darauf. War es eine Nachricht von Alex? Insgeheim hoffte ich es, doch dann erkannte ich den Absender der Mail und stutze. Jeff. Was wollte der denn von mir?

Schnell tippte ich meinen Code ein und öffnete die Mail. Wollte er sich etwa beschweren? Etwas anderes konnte ich mir momentan gar nicht vorstellen...

Guten Morgen, guter Auftritt gestern, nächstes Treffen: Sonntag, 20 Uhr, Abendessen, „la nonna", Kensington

J.

CluelessWhere stories live. Discover now