13. Kapitel

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„Krass! Dass er sich getraut hat, dir das ins Gesicht zu sagen – wow, der Herr hat wirklich Schneid!" Harry Antwort war wie ein Schlag ins Gesicht gewesen: ohne Skrupel hatte er mir gesagt, ich wäre ein Niemand, ein einfaches Mädchen. So ein Idiot. Auch wenn ich wusste, dass er Recht hatte – es tat weh. Es war erniedrigend, demütigend.

Liz schnappte sich noch eine Erdbeere und streckte sie sich genüsslich in den Mund. „Und du warst echt bei Niall Horan? Wie ist er so?", bohrte sie neugierig nach. Sie kannte sich bei all den Stars und Sternchen viel besser aus als ich, natürlich kannte sie auch alle der ehemaligen Bandmitglieder beim Namen. „Ich finde Louis sieht am besten aus, ich liiiebe seine Stimme!", schwärmte sie und ließ sich in rücklinks auf mein Bett fallen.

Ich nickte bestätigend und schnappte mir ebenfalls eine der süßen Früchte. Hm, wie war Niall? Er war wirklich toll, sah gut aus, war feinfühlig, verständnisvoll und wirkte unglaublich lieb.

Liz hatte mich sofort ins Bett verfrachtet, als ich ihr von meinem Anfall erzählte. Dann hatte sie mir mein Handy weggenommen und ich musste ihr hoch und heilig versprechen, dass ich das Internet erst morgen nach all den Artikeln durchforstete. Augenverdrehend befolgte ich ihre Anweisungen – es war zwecklos, sich gegen sie zu wehren. Trotzdem behandelte sie mich, als wäre ich krank, dabei war ich nur für kurze Zeit nicht der Herr meiner Sinne gewesen.

„Hat Amanda angerufen?", erkundigte ich mich quengelnd – immerhin hatte sie mir mein Handy weggenommen. Liz verdrehte die Augen. „Ungefähr zwanzig Mal". Na toll. „Und Alex? Hat er angerufen?"

„Amanda kann wirklich anstrengend sein, nicht wahr? Sie muss auch immer zu unmöglichen Zeiten anruf-" „Liz!", unterbrach ich sie scharf. Liz war eine Meisterin im Fragenausweichen, doch dieses Mal fiel ich nicht auf sie herein. 

„Lass mich Alex zurückrufen, bitte gib mir mein Handy! Wie oft hat er angerufen?", bettelte ich sie schmollend und versuchte meinen Hundeblick aufzusetzen, doch Liz ließ sich nicht bestechen, sondern blickte verlegen auf das Poster von Mumford & sons auf meiner Wand.

„Gar nicht", murmelte sie dann undeutlich und wich meinem Blick aus. „Was?", fragte ich sie lachend und schmiss mit einem Polster nach ihr, doch sie fing den Polster geschickt auf und schaute mir nun geradewegs in die Augen.

Boom. 

Das hatte gesessen.

„Er hat... gar nicht angerufen?", hakte ich stotternd nach. Nein, das konnte nicht wahr sein – Alex hatte sicher angerufen, immerhin telefonierten wir fast jeden Tag! Und heute würde keine Ausnahme sein!

„Nein...", murmelte sie leise und reichte mit widerwillig mein Handy. Schnell schnappte ich es mir, bevor sie es sich anders überlegte und scrollte durch die Anrufliste.

Mom... Amanda... wieder Mom... zwei verpasste Anrufe von Amanda... doch kein einziger Anruf von Alex. Schnell öffnete ich WhatsApp, wo ich den Chat von Alex angepinnt hatte, doch nichts. Nicht einmal eine WhatsApp-Nachricht hatte er mir geschrieben. Ich sah, dass ich gefühlt hunderte Nachrichten von anderen Leuten erhalten hatte, doch ich starrte nur auf den einen Namen.

„Vielleicht ist sein Akku leer oder er ist sonst irgendwie... beschäftigt", stammelte ich. Ich wusste nicht genau, wen ich davon überzeugen wollte: Liz oder mich.

Natürlich stimmte es nicht – Alex war andauernd an seinem Handy, außerdem hatte er immer irgendeine Power-Bank dabei.

„Tut mir leid, LottieKarotti", murmelte Liz sanft und zog mich in eine Umarmung. „Ruf ihn an, vielleicht ist er wirklich... beschäftigt." Sie zögerte kurz, bevor sie den Satz beendete. Liz wusste genauso gut wie ich, dass Alex nicht beschäftigt war. Jedenfalls nicht zu beschäftigt, um sich nur kurz bei mir zu melden. 

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