7. Kapitel

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„So, wie fühlst du dich?", fragte mich Holly bereits zum zehnten Mal und zupfte ein Haar von meiner Schulter. „Gut!", bestätigte ich ihr und machte eine letzte Drehung vor dem Spiegel, um mich von allen Seiten zu begutachten. 

Jup, ich war zufrieden mit meinem Outfit. Nervös drehte ich eine Locke um meinen Finger – in weniger als einer halben Stunde würde ich mit Harry durch Londons Straßen bummeln. Das Kribbeln in meinem Bauch verstärkte sich. Mit Harry... wie sich das anhörte. Harry Styles. 

 „Holly – was ist, wenn sie mich nicht mögen? Sie werden sich wie die Geier auf mich stürzen!", jammerte ich lautstark. „Ruhig!", ermahnte mich Holly unwirsch und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. „Die Locke hat dir nichts getan!" Sofort musste ich lachen. Sie hatte Recht – ich dufte ihre Arbeit, für die sie sich so bemühte, nicht durch meine Nervosität zerstören.

„Los Mädchen, zeig's ihnen!", grinste sie mich an und umarmte mich ein letztes Mal. „Danke, Holly!", sagte ich und schaute sie dankbar an. Die letzte Stunde hatten wir gequatscht – über meine Schauspielkarriere, ihre Erfahrungen mit allen Stars und Sternchen, über die Jungs der Band, ... Nur Alex hatte ich ihr verschwiegen. Ich wusste, dass ich ihr vertrauen konnte, doch Alex musste mein Geheimnis bleiben.

 Es tat weh, ihn leugnen zu müssen. Ich wollte, dass die ganze Welt sah, dass ich diesen blonden, blauäugigen Typen wie verrückt liebte!

Diese bescheuerte Lüge – hätte ich mich nur nicht darauf eingelassen! Ich seufzte leise auf. Ich hatte mir den ganzen Schlamassel selbst eingebrockt. Jetzt musste ich selbst damit klarkommen.

Alleine stand ich im Flur vor dem Raum, in dem Holly aus dem kleinen Mädchen von nebenan Harry Styles Freundin gemacht hatte.

„Okay, vor der Tür wartet Peter auf dich, er wird dich fahren. Die Regeln weißt du noch?", fragte mich Jeff, nachdem er mich mit großen Augen begutachtet hatte. Ein leises Pfeifen kam dabei aus seinem Mund. „Kein Geknutsche, Händchenhalten und sowas... du weißt schon", meinte er sichtlich peinlich berührt. Schnell nickte ich. Das Gespräch hatte ich schon dreimal geführt – ich wusste was er von mir wollte. „Na dann – viel Glück!" 

Mit diesen Worten entließ er mich. Ich spürte seinen Blick auf mir ruhen, als ich ihm den Rücken kehrte und fühlte mich sofort unwohl. Widerling!

Nervös machte ich mich auf den Weg zum Ausgang, wo besagtes Auto auf mich warten sollte. Sofort stach mir der schwarze Range Rover vor der Tür ins Auge.

„Hey – bist du Peter?", fragte ich den rothaarigen, bärtigen Typen am Steuer. „Wenn du Lottie bist, bin ich Peter!", antwortete er mir knapp und deutete mir einzusteigen. Hastig öffnete ich die Tür und kletterte auf den Sitz. Na dann mal los.

„Danke für's Fahren, ich wusste nicht, dass Jeff das organisiert hat", meinte ich, nachdem er den Motor gestartet hatte und auf die Hauptstraße bog. Keine Antwort. Na toll, noch so ein gesprächiger Typ mit dem man sich super unterhalten konnte. 

Nachdenklich blickte ich auf die Straßen Londons. London war schon immer mein Zuhause gewesen, doch jetzt sah ich die Stadt mit anderen Augen. Alles schien so weit weg von mir zu sein, alles war irgendwie fremd. Vielleicht weil du dich veränderst, piepte meine kleine Stimme. Unwirsch brachte ich die Stimme zum Schweigen. Ich durfte mich nicht verunsichern lassen, dafür war es zu spät. Meine Entscheidung war gefallen.

„Wohin fahren wir eigentlich?", fragte ich Peter nach einer Weile, nachdem er mich durch halb London kutschiert hatte. „Weiter", grunzte er nach kurzem Schweigen. Ich sah aus dem Fenster und verdrehte meine Augen. Wie kommunkationsbereit er doch war! Ich gehörte auch nicht zu den gesprächigsten Personen dieser Welt, doch- Plötzlich rutschte mir mein Herz in die Hose – ich hatte keinen blassen Schimmer, was ich mit Harry reden sollte! Klar, ich hatte ihn schon mal gesehen und mit ihm gesprochen, doch jetzt war es etwas anderes. Keine Amanda, kein Jeff, nur Harry und ich waren jetzt da.

Mein Handy vibrierte kurz und ich bemerkte vier neue Nachrichten. Sofort musste ich grinsen, als ich die zwei Nachrichten von Liz sah.

Go giiiirl, lass dich wenn's geht von links fotografieren! Bussi

Kleiner Spaß, du rockst das! Liz

Lachend antwortete ich ihr – natürlich wusste sie, welche meine Schokoladenseite war. Immerhin half sie mir immer die Bewerbungsfotos für die Castings auszusuchen. Immer noch grinsend las ich nun Amandas Nachricht.

Melde dich danach im Büro, wir werden alles weitere persönlich besprechen. Viel Glück für den großen Auftritt. LG, A.

Ich beschloss ihr später zu antworten und wandte mich der letzten Nachricht zu. Alex.

Pass auf dich auf.

Nicht weiter. Nur pass auf dich auf. Und dennoch bedeutete mir die Nachricht mehr als alles andere. Ich würde auf mich aufpassen, das versprach ich mir und Alex. Ich würde auf uns aufpassen. 

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