5. Kapitel

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Müde ließ ich mich auf mein Bett plumpsen. Ich hatte es tatsächlich getan. Ab heute war ich offiziell die Freundin von Harry Styles. Bei dem Wort offiziell musste ich leicht schmunzeln – es war tatsächlich offiziell. Doch ich wusste, dass mein Herz immer nur einem gehören würde, nämlich Alex. 

Gott, wie ich den Jungen vermisste! Wir hatten und vor einer Ewigkeit das letzte Mal gesehen und er würde erst in zwei Monaten aus Portugal zurückkommen. Mein Surfer-Boy. Sofort musste ich wieder lächeln.

Mein Handy klingelte laut und ohne auf den Anrufer zu achten hielt ich mir das Telefon ans Ohr. „Ja?"
„Lottie Williams? Hier ist Jeff", sagte die eine fremde Stimme. Jeff, Harrys Manager. Mein Herzschlag verschnellerte sich augenblicklich und mit einem nervösen Kribbeln im Bauch ließ ich mich auf meinem Bett nieder.

„Ich habe dir eben die Daten für euer erstes Treffen gemailt, komm zuerst ins Studio und lass dich von Holly ein wenig zurechtmachen, dann haben wir schöne Fotos." Irritiert runzelte ich die Stirn. Ich war keine Stylistin, das war mir durchaus bewusst, doch er hätte die Nachricht wenigstens ein wenig netter verpacken können. „Okay", murmelte ich und checkte meine Emails am Laptop.

So war es also, die Freundin von Harry Stlyes zu sein. Wäre da nicht diese eine Sache, würde es sich gut anfühlen... doch es war dennoch falsch. Bisher hatte ich ein Detail versucht zu verdrängen und ich war dabei erfolgreich gewesen. Ich wollte nicht darüber nachdenken, ich wollte es nicht wahrhaben. Amanda hatte mich fragend angeschaut, als mir Jeff die letzte Bedingung genannt hatte. Die schrecklichste, die grausamste von allen. Doch meine Hand hatte ganz von alleine gehandelt und die Unterschrift unter den Vertrag gesetzt. 

Urplötzlich realisierte ich, was ich getan hatte. Wie dumm! Ich war so unglaublich dumm!

„Lottie, bist du dir sicher?", flüsterte mir Amanda zu. Entschlossen nickte ich und nahm den Stift in die Hand. „Willst du nochmal mit Alex darüber reden? Ich meine – es ist doch sicher nicht einfach für ihn, oder?", fragte sie mich. Nein, es war nicht einfach. Und trotzdem wollte ich es. Ich wollte das Sprungbrett zu meinem Ziel nutzen. Wie egoistisch ich doch war. Ich sollte selbstlos sein, sollte den Vertrag nicht unterschreiben. Schon hatte ich meinen Vornamen in meiner geschwungenen Handschrift unter den Vertrag gesetzt.

Die Tatsache, dass Harry und ich ein Paar sein sollten, brachte einige Opfer mit sich. Um glaubhaft zu sein, dufte ich keinen anderen Freund haben. Auch nicht inoffiziell. Eigentlich gar nicht. Nur Alex und ich durften davon wissen, nur wir beide durften und heimlich weitersehen. Für die Öffentlichkeit als Freunde, für uns beide als Paar. NUR für uns beide als Paar. Ich schluckte und schrieb meinen Nachnamen dahinter. Williams. Lottie Williams stand da in meiner geschwungenen Handschrift. 

Langsam stiegen mir die Tränen in die Augen. Ich war so unglaublich egoistisch, das hatte Alex nicht verdient. Ich verlangte von ihm, unsere Beziehung zu leugnen. Von dem Menschen, den ich am meisten liebte, musste ich ein solches Opfer verlangen. In diesem Moment könnte ich mir selbst eine scheuern. Ich griff wieder nach meinem Handy und wählte Alex Nummer, doch dann stockte ich. Was war, wenn er mich nicht mehr wollte? Wenn er kein „Doppelleben" führen wollte? Ich hatte es einfach für uns beide entschieden und hatte keine Sekunde an ihn gedacht. Nur an meinen Erfolg, meine Karriere und meine Zukunft. Nicht an unsere Zukunft. Mit zitternden Fingern löschte ich die eingegebene Nummer wieder. Ich kam mir so unglaublich blöd vor.

‚Ich liebe dich' tippte ich mit einem großen Kloß im Hals und sendete ihm die Nachricht. Ich wollte Alex nicht verlieren! Dafür brauchte ich ihn viel zu sehr.

Meinen ab jetzt geheimen Freund. 

CluelessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt