44. Feuerwerk

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Polternd stürmte ich die Treppe nach unten. Ich musste zu Niall, ich wollte endlich mit ihm reden. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was ich ihm sagen wollte, doch ich wollte nicht länger warten, ich hatte es wochenlang getan. Hektisch riss ich die Tür auf und rannte Liz und Holly in die Arme. 

Entrüstet sahen sie mich an, doch dann riss Holly die Augen wie auf. „Alex hatte gerade eben denselben Gesichtsausdruck, als wir ihm begegnet sind! Der Schlabbrador hatte es ganz schön eilig!", rief sie laut und nickte bestätigend. Liz sah mich mit gerunzelter Stirn an und hier mich an den Schultern fest. 

„Lottie, ich versteh die Welt nicht mehr!", erklärte sie mir und blickte mich verwirrt an. „Kannst du mir bitte erklären, was los ist?" Verzweifelt vergrub ich mein Gesicht in den Händen. Wieso musste alles so verkorkst sein? Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, niemals dachte ich, dass es so weit kommen würde... doch das Leben passiert nebenbei, während man Pläne für die Zukunft schmiedet.

„Na los, Bambi, du siehst aus, als hättest du etwas auf der Seele!" Holly unterbrach meinen Gedankenstrudel und knuffte mir liebevoll in die Seite. Erwartungsvoll sah sie mich an. Es gab so viele Gedanken, die in meinem Kopf herumschwirrten, immer schneller drehten sie ihre Runden und warfen neue Fragen auf. 

Es war mir immer klar gewesen, dass mir Alex in Portugal nicht treu geblieben war - ich wartete auf den Zorn, der in mir aufstieg, die Eifersucht, die mich fast platzen ließ, doch nichts dergleichen geschah. Alex hatte mich betrogen, doch ich hatte genauso falsch gehandelt. Ich war ihm nicht böse, ich war nur zu stolz gewesen, es einzusehen.

„Habe ich das richtig verstanden? Du führst mit Harry eine öffentliche Beziehung, eine geheime mit Mister Möchtegern und bist eigentlich in Niall verliebt? Lottie, dein Liebesleben ist dramatischer als das von Jack und Rose!", sagte Holly mit tellergroßen Augen. 

Es war verrückt, doch es klang noch wahnsinniger, wenn jemand die Kurzfassung davon aussprach. „Jetzt geh schon!", sagte Liz sanft und streichelte mit über den Arm und ich zog sie dankbar in eine Umarmung. Würde ich es nicht besser wissen, würde es sich wie ein Film anfühlen. Doch genau das war es - mein eigener kleiner Film.

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Im Laufschritt ging ich die Straße entlang. Irgendjemand rief meinen Namen, doch ich ignorierte es und zog mir die Kapuze tiefer in die Stirn. Laut fluchend kehrte ich um, als ich bemerkte, dass ich an der falschen Abzweigung abgebogen war. Nicht zum ersten Mal wünschte ich mich für meinen Orientierungssinn auf den Mond. Irgendwo hier musste das Haus sein, es konnte nicht weit sein...

„Keine Ahnung, er zupft irgendwelche Melodien auf der Gitarre. Bleib stehen, Clifford!" Neben mir öffnete sich ein Tor, eine junge Frau trat heraus und versuchte mühsam sich ihr Handy ans Ohr zu halten, während sie den schwarzen Hund anleinte. 

Hastig stellte ich meinen Fuß ins Tor, bevor es ins Schloss fiel. Die junge Frau würdigte mich keines Blickes, sondern verschwand mit dem Hund in der nächsten Seitengasse. Schnell blickte ich um mich. Genau das war das Haus, zu dem mich Harry nach unserem ersten öffentlichen Auftritt gefahren hatte. Unsicher sah ich mich um, doch es sah nicht aus, als würde gleich ein breitschultriger Bodyguard um die Ecke biegen und mich schnappen. 

Schnell lief ich auf die eiserne Tür zu und drückte ungeduldig auf die Klingel im obersten Geschoss. Es stand kein Name dabei, doch wer sollte dort sonst wohnen außer Niall? Nervös trat ich von einen Fuß auf den anderen, aber auch nach dem vierten Klingeln regte sich nichts. „So schnell wirst du mich nicht los, Niall Horan, ich weiß, dass du da bist. Ich spiele so lange Klingelmännchen, bis du mir antwortest!", knurrte ich mit zusammengebissenen Zähnen und drückte entschlossen ein weiteres Mal auf den silbernen Knopf, dieses Mal länger. 

CluelessWhere stories live. Discover now